Besser als ein Studium – Quereinsteigerin an der Euro Akademie

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Michelle Jakubietz befindet sich seit September 2015 in der Ausbildung zur kaufmännischen Assistentin mit dem Schwerpunkt Fremdsprachen und Korrespondenz. Jetzt ist sie glücklich, das war aber nicht immer so: Davor hat sie sich gegen ihr laufendes Studium der Erziehungswissenschaften und für eine Ausbildung an der Euro Akademie Hannover entschieden. Was die 23-Jährige dazu bewogen hat, erzählt sie im Interview mit dem Euro Akademie Magazin.

Michelle JakubietzFrau Jakubietz, Sie haben sich nach dem Abitur für ein Studium entschieden. Warum?

[…] Weil ich mir dachte: „Mit dem Abitur kann ich es zumindest probieren zu studieren“, und ich habe mich dann daraufhin an verschiedenen Universitäten für Erziehungswissenschaften beworben. […]

Nach dem Abitur habe ich erst ein FSJ gemacht, da konnte ich schon Erfahrungen sammeln in dem Bereich. Das war in einer Kindertagesstätte. Und ich habe mir dann gedacht, ich würde gerne in den Bereich gehen. […] Dadurch habe ich dann in Erfurt angefangen, im Hauptfach Erziehungswissenschaften und im Nebenfach Management zu studieren. […]

Weshalb haben Sie Ihr Studium schließlich abgebrochen?

Weil ich es nicht mehr geschafft habe. Das Hauptfach war nicht so das Problem, allerdings war in Erfurt die Auflage, dass man zwei Fächer studieren muss.

Ich habe mit Management angefangen. Da bin ich ganz ehrlich: Das habe ich ein bisschen vernachlässigt, weil ich mir dachte: „Naja, du kannst noch einmal das Fach wechseln.“ Ich habe mich dann auf die Aussage des Dekans verlassen, als er gesagt hat: „Englisch schaffst du sowieso nicht.“ Also das hat er nur durch die Blume gesagt, aber … naja …

Dann habe ich gesagt: „Okay, dann probiere ich es halt mit Religion.“ Als ich dann allerdings eine Analyse über das Alte Testament schreiben sollte, bin ich gescheitert und habe dann für mich beschlossen, dass der Weg so nicht weiterführt. […]

Und dann haben Sie sich anderweitig orientieren müssen.

Ja, ich habe dann versucht, direkt den Übergang zu finden und habe mir überlegt: „Was möchte ich gerne machen?“ Ich wusste, dass ich in der Schule gut in Sprachen war und viel Spaß daran hatte.

Ich habe mich dann über das Internet informiert, wo es die Möglichkeit gibt, die Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin zu machen oder eine Ausbildung, die viele Fremdsprachen beinhaltet. Da wurde mir unter anderem die Euro Akademie angeboten und dann habe ich gleich eine Bewerbung geschrieben.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine Ausbildung zu beginnen, wo Sie gerade vom Studium kamen?

Weil ich das Gefühl hatte, dass das der bessere Weg ist. Ich wollte auch erstmal wieder ein bisschen Abstand zur Uni. […] Ich habe nebenbei noch geguckt, ob ich eventuell ansonsten im Kindergarten noch etwas finde. Da hätte ich auch etwas machen können, aber die Sprachen haben mich mehr gereizt.

Und dadurch, dass es auch diesen Klassenverband gab, liegt mir das einfach besser, wenn mir nicht nur jemand etwas erzählt, das ich ausarbeiten muss, sondern wenn es wirklich interaktiv ist. […]

Das heißt, Sie haben festgestellt, dass Sie besser lernen, wenn die Ausbildungsform schulisch ist?

Ja, wenn es ein bisschen mehr begleitend, ein bisschen persönlicher ist.

Hat es Sie Überwindung gekostet, in eine Ausbildung zu wechseln, oder fiel Ihnen der Schritt leicht?

Nein, überhaupt nicht […]. Nach dem Abitur habe ich zum einen gesagt, […] ich möchte gerne studieren, andererseits hätte ich aber auch da kein Problem gehabt, eine Ausbildung zu machen.

Dann habe ich gesagt: „Okay, nach dem Studium jetzt kümmere ich mich direkt darum und finde einen Weg.“ Das war für mich der angenehmste Weg und auch eine sehr gute Lösung.

Was hat Ihnen persönlich dabei geholfen, diesen Weg zu gehen?

Unterstützung von Freunden […] oder auch meine Mutter hat gesagt: „Du musst nicht studieren. Du kannst auch einfach nur eine Ausbildung machen. Du bist dadurch kein schlechterer Mensch. Mach das, was dir Spaß macht!“

Die Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten – Fremdsprachen und Korrespondenz ist fachlich ziemlich weit entfernt von dem, was Sie im Studium gemacht haben. Wieso haben Sie sich ausgerechnet dafür entschieden?

Da ich den Spaß zu den Fremdsprachen vorher schon hatte und ich mich […] schon ein bisschen auf der Seite eingelesen hatte. Dann wurde ich ja auch eingeladen zu einem Gespräch hierher. Ich habe mich dann nochmal mit […] Frau Nagel [Leiterin der Euro Akademie Hannover] darüber unterhalten. Das Gespräch lief eigentlich ganz gut und ich hatte auch ein gutes Gefühl dabei.

Es war ja auch nicht so, dass mir das Management [während des Studiums] gar nicht gelegen hat – es hat mir ja auch […] Spaß gemacht – aber ich war auch ein bisschen zu faul, glaube ich. […] Hätte ich mich ein bisschen mehr auf den Hintern gesetzt, würde die Welt heute anders aussehen. Aber ich weiß es nicht. Ich glaube, so ist es der bessere Weg gewesen.

Also Sie sagen auf jeden Fall, das war die richtige Wahl?

Ja, definitiv. Jeder, der mich sieht sagt mir, dass ich jetzt viel glücklicher aussehe, viel mehr Spaß habe, viel mehr lache. Das war vorher wirklich weniger geworden dadurch, dass ich zum einen ja 200 Kilometer von zu Hause weg war, meine Freunde nicht gehabt habe, Familie nicht da war.

Und ich hatte irgendwie immer Stress, weil ich neben dem Studium noch arbeiten gegangen bin. […] Jetzt arbeite ich zwar auch neben der Ausbildung […], aber es ist halt doch ganz anders, ausgeglichen.

Vermissen Sie die Arbeit mit den Kindern?

Manchmal ja. […] Kinder können einem vieles geben, was man in einer Klasse nicht findet. Wenn sie einen anlächeln, dann kriegt man eigentlich auch automatisch dieses Lächeln im Gesicht, finde ich persönlich.

Allerdings gibt es auch Momente, die ich nicht unbedingt vermisse: wenn jemand wirklich dauerhaft am Schreien ist, wobei das halt […] dazugehört. Es hat schon viel Spaß gemacht und ja, manchmal fehlt es auch, aber ich denke, so ist der Weg jetzt in Ordnung. Und vielleicht hat man später ja mal eine eigene Familie, dann hat man auch Kinder.

Was gefällt Ihnen besonders an der Ausbildung an der Euro Akademie Hannover?

Dass die Lehrer sich für einen interessieren und sich die Zeit für einen nehmen, wenn man ein Problem hat – egal ob die Pause für die Lehrkraft dann verloren geht. Wenn man fragt, bekommt man Antworten.

Wie geht es für Sie nach der abgeschlossenen Ausbildung weiter?

Also, es wird definitiv noch einmal ins Studium gehen. Hier ist es ja so, dass wir eigentlich ins Ausland gehen sollen, das steht mir auch bevor. Ich weiß allerdings noch nicht genau, wohin. Es könnte Spanien werden, es könnte England werden oder eventuell auch Shanghai.

Wobei wir jetzt erst einen Vortrag hatten über berufsbegleitendes Studieren in Berlin, was auch nicht ganz uninteressant ist, weil ich mich so beruflich weiterentwickeln könnte und halt in Anführungszeichen nur nebenbei studiere. Was natürlich kein Geschenk ist, aber es wäre eine gute Möglichkeit, schon im Berufsleben zu stehen.

Welcher Studiengang wäre das denn dann?

Das steht noch nicht so ganz fest. Einerseits ist es so, dass mich Management und Marketing doch schon ziemlich reizen, allerdings habe ich auch Sportmanagement belegt, was mir viel Spaß macht.

[…] Wenn ich aber beispielsweise nach England, nach Cardiff, gehen würde, dann könnte ich im Managementbereich bleiben, aber meine Fremdsprachen noch weiter fortführen im Studium, was halt schon eine ziemlich gute Lösung wäre. Also es wird schon in den Managementbereich gehen, denke ich.

Wieso kommt es für Sie gar nicht in Frage, dass Sie direkt nach der Ausbildung arbeiten?

[…] Weil ich jetzt das Gefühl habe, dass ich besser darauf vorbereitet bin, an eine Universität zu gehen, und ich jetzt auch für mich den Punkt erreicht habe, um zu sagen […], ich will studieren. Ich will aus mir selber heraus studieren und nicht, weil mir jemand gesagt hat: „Mach es doch!“

[… ] Jetzt habe ich auch das Gefühl, dass ich erfolgreich sein werde. Und ob es bis zum Bachelor geht oder bis zum Master, das sehe ich dann, je nachdem wie wohl ich mich fühle mit der Universität […].

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg in der Ausbildung!

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.