Erzieherin im Interview – Engagement aus Leidenschaft

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Was ist mein Traumberuf? Eine wichtige, aber manchmal nicht einfache Frage. Johanna Hummels hat ein Freiwilliges Soziales Jahr auf die richtige Spur geführt. Die 27-Jährige findet heute ihre Erfüllung als Erzieherin beim Familienstützpunkt Damm mit KiGa St. Michael in Aschaffenburg.

Als Erzieher betreut man Kinder, das wissen alle. Doch dieses Tätigkeitsfeld bietet noch weitere vielfältige Möglichkeiten, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Als sich Johanna Hummels für ein Engagement beim Familienstützpunkt im Aschaffenburger Stadtteil Damm entschied, ergaben sich abwechslungsreiche Aufgaben für sie. Bei dem bayernweiten Förderprogramm trägt sie zur strukturellen Weiterentwicklung der Eltern- und Familienbildung bei.

Heute ist die ausgebildete Erzieherin eine wichtige Säule der Familienarbeit in Aschaffenburg. In einem Interview mit dem Euro Akademie Magazin erzählt sie von ihrem Werdegang und ihrer Verantwortung im Berufsalltag.

Wie lange arbeiten Sie bereits als Erzieherin?

Ich bin jetzt seit genau vier Jahren als Erzieherin tätig.

Schon immer in Aschaffenburg?

Nein, ich habe meine Ausbildung in Hamburg absolviert und dann zwei Jahre dort an einer integrativen Grundschule gearbeitet. Ich arbeite jetzt seit genau zwei Jahren am Familienstützpunkt Damm.

Was hat Sie zu dazu bewogen, eine Ausbildung zur Erzieherin zu absolvieren?

Ich habe nach meinem Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, weil ich mich schon immer für die Arbeit mit Kindern interessiert habe. In diesem Jahr habe ich gemerkt, wieviel Spaß mir das macht, was ich noch alles lernen kann und auch an Hintergrundwissen noch lernen möchte.

Dann habe ich mich für eine Erzieherausbildung beworben. Ich habe mich explizit für die Ausbildung und nicht für ein soziales Studium entschieden, weil mir der Praxisteil sehr wichtig war. […]

Wo haben Sie das Freiwillige Soziale Jahr abgeschlossen?

Das habe ich in einem Kindergarten in Hamburg gemacht und habe dort in der Krippe gearbeitet, das heißt mit Null- bis Dreijährigen.

Abwechslung pur – „Menschen sind keine Roboter“

Was sind die Höhepunkte in Ihrem beruflichen Alltag?

[…] Wenn ich mit meiner Arbeit die Kinder und Familien erreiche. Wenn ich Feedback bekomme und weiß: Der Einsatz, den ich zeige, der kommt an – bei den Kindern, bei den Eltern oder auch der gesamten Familie. […]

Ich arbeite ja auch in der Familienbildung. Dadurch mache ich sehr viele Angebote für Familien oder auch für Mütter. Manchmal merke ich: Durch ein Angebot, das ich gemacht habe, erreiche ich die Eltern. Die Eltern sind dankbar […], ich habe ihnen geholfen und sie auf ihrem Lebensweg begleitet und unterstützt.

Den ganzen Tag spielen, basteln und Lieder singen – so stellen sich manche den Beruf des Erziehers vor. Welche Aspekte gehören denn noch zu Ihren Aufgaben, die man auf den ersten Blick nicht sieht?

Ein ganz großer Aspekt ist die Organisation. Als Erzieherin in einem Kindergarten hat man eine Gruppenleitung. Das heißt, man hat die Verantwortung für in der Regel 25 Kinder und muss den Gruppenalltag, den Jahresplan gestalten. Man muss gucken, wie man die pädagogische Arbeit in den Alltag integriert und nebenbei Beobachtungsbögen füllt […] und viel Papierkram macht. […]

Und man muss immer sehr flexibel sein, weil wir mit Menschen arbeiten und Menschen sind keine Roboter. Dadurch ist jeder Tag anders und auch nicht so planbar.

Also ist Flexibilität wichtig in Ihrem Alltag?

Genau, Flexibilität. Organisieren muss man gut können und man muss den Überblick haben, da man die Verantwortung hat für diese mindestens 25 Kinder.

Einsatz im Familienstützpunkt, aber immer Kontakt zu Kindern

Sie haben vorhin schon die Familienbildung angesprochen. Der Kindergarten ist Teil des Projekts Familienstützpunkt. Könnten Sie kurz erklären, was genau das ist?

Logo_Familienstuetzpunkt-webDie Stadt Aschaffenburg hat sich vor einigen Jahren einem Pilotprojekt angeschlossen: dem Familienstützpunkt. Das wurde vom Bayerischen Familienministerium ins Leben gerufen. Beim Familienstützpunkt geht es darum, Familienbildung zu gestalten mit Angeboten gezielt für Kinder, gezielt für Eltern, aber auch für die gesamte Familie.

Aschaffenburg hat die Stadt in verschiedene Stadtteile eingeteilt. Wir sind nach Hefner-Alteneck und der Innenstadt der dritte Familienstützpunkt, der jetzt seit knapp anderthalb Jahren in Aschaffenburg besteht. […] Wir sind der Familienstützpunkt Damm mit dem Kindergarten St. Michael und […] bei Angeboten im Rahmen des Familienstützpunkts ist jeder aus dem Stadtteil und dem gesamten Stadtgebiet herzlich willkommen.

Dabei steht die Eltern- und Familienbildung im Mittelpunkt. Welche Maßnahmen werden zu diesem Zweck durchgeführt?

Für die Kinder gibt es zum Beispiel Tanzangebote oder Theaterangebote, die offen für alle Kinder des Stadtteils sind.

Für die Eltern gibt es gezielte Fachvorträge am Abend […]. Jetzt hatten wir einen sehr erfolgreichen Deutschkurs. Da wir in Damm einen großen Migrationsanteil haben, haben wir einen Deutschkurs für Mütter angeboten, der sehr gut angenommen wurde.

Und […] für die gesamte Familie bieten wir zum Beispiel Vatertagsveranstaltungen an oder einfach eine Familienwanderung. Es ist eine Freizeitgestaltung für die ganze Familie.

Wie engagieren Sie sich selbst dabei?

Ich bin diejenige, die verantwortlich ist für den Familienstützpunkt Damm. Also ich bin nicht die Kindergartenleitung […]. Ich bin die Fachkraft für den Familienstützpunkt, so heißt das. […] Der Familienstützpunkt ist meine Hauptaufgabe. Ich kümmere mich um alle Angebote, die hier laufen.

Zudem habe ich aber auch eine beratende Funktion. Das heißt, wenn Eltern zu mir kommen und Unterstützung brauchen, habe ich eine Lotsenfunktion […] und schicke sie dann weiter an Beratungsstellen. […] Ich schalte mich ein, wenn das Jugendamt mit im Spiel ist oder wenn die Eltern einfach Unterstützung brauchen. Oder auch, wenn die Kollegen Unterstützung brauchen bei einem bestimmten Fall mit einer Familie.

Und zudem arbeite ich auch mit den Kindern, bin in einer festen Gruppe und habe dadurch immer den Kontakt zu Kindern. […] Ich habe Erzieherin gelernt und das brauche ich auch.

Mussten Sie für diese speziellen Funktionen und Aufgaben, die Sie noch zusätzlich erfüllen, eine Fort- oder Weiterbildung machen, um sich so einbringen zu können?

Nein, da habe ich Glück gehabt. Ich habe mich auf die Stelle beworben und […] habe mich da eingearbeitet. Mein Job fing auch erst einmal mit einer Konzeptionserarbeitung an. Das heißt, wir haben für den Familienstützpunkt Damm erst einmal ein Konzept erarbeitet. Das war so das erste dreiviertel Jahr und seitdem arbeite ich in der Praxis.

Es war sehr viel Theorie am Anfang, was aber gut war, um sich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

Sie haben quasi intern Input bekommen, wie Sie vorgehen müssen?

Genau. Es gibt eine gute Kooperation mit den anderen Familienstützpunkten, um sich gegenseitig auszutauschen über Erfahrungen und über Angebote. Wir planen jetzt auch ein Angebot gemeinsam, was sehr entlastend ist.

Und dann gibt es eine Koordinatorin […], die bei der Stadt Aschaffenburg für die Familienbildung zuständig ist. Sie koordiniert die Familienstützpunkte. Es sind nämlich auch noch zwei weitere in Aschaffenburg geplant. […] Einer im Stadtteil Schweinheim und einer im Stadtteil Nilkheim.

Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Eigenschaft oder Fähigkeit, die ein Erzieher mitbringen muss, um langfristig erfolgreich in seinem Beruf arbeiten zu können?

Offenheit für alles, was einem begegnet, ob es Kinder, Familien, Einrichtungen, Kollegen sind.

Vielen Dank für das Interview!

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