Hyperaktiv, depressiv, autistisch – gibt es zu viele kranke Kinder?

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Ob Kita, Sportgruppe oder Schule, überall scheint es zumindest ein Kind zu geben, das unter einer psychischen Erkrankung leidet. Während die einen behaupten, unser modernes Leben ist tatsächlich Gift für den kindlichen Geist, sind die anderen überzeugt, überfürsorgliche Eltern sehen Gespenster.

Der Junge am Tisch redet überhaupt nicht mit anderen, ein anderer ist furchtbar aufgekratzt und wirft vor zu viel Energie mit Bauklötzen um sich. Diese Situation ist in einer Kita gar nicht so abwegig. Die Erzieher haben alle Hände voll zu tun. Doch heißt das, es gibt in letzter Zeit extrem viele psychisch kranke Kinder?

Der Schein trügt

Darauf muss man ganz klar mit Nein antworten. Laut der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch-Instituts ist die Zahl der Fälle von psychischen Auffälligkeiten nicht gestiegen. Dass die Krankheiten allgegenwärtig scheinen, liegt wohl eher am erhöhten Medieninteresse daran, das die Aufmerksamkeit der Bevölkerung vermehrt in diese Richtung lenkt.

Tatsächlich vermehrt haben sich allerdings die Verschreibungen von Psychopharmaka. Die Schlussfolgerung, dass mehr Kinder betroffen sind, ist trotzdem nicht stimmig. Im Deutschen Ärzteblatt 2016 wird aufgezeigt, dass die Krankheiten lediglich konsequenter behandelt werden. Ein Patient bleibt demnach nach einer Therapie nicht auf sich allein gestellt, sondern erhält, wenn nötig, eine medikamentöse Folgetherapie.

Wie so oft war eben früher doch nicht alles besser. Die Öffentlichkeit ist lediglich anders mit problematischen Themen umgegangen. Ob wir aber zugunsten der Quoten nicht schon die Grenze von der Aufklärung zur Panikmache überschritten haben, ist eine andere Frage.

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