Link- und Lesetipp: Soziale Ungerechtigkeit in Zahlen – Ein alljährlicher Schock

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Vor kurzem fand in Davos in der Schweiz das Weltwirtschaftsforum 2017 statt und wurde mit einer Studie über die soziale Ungerechtigkeit eingeläutet. Die Organisation Oxfam, die hinter diesem alljährlichen Bericht steht, behauptet darin, dass die acht reichsten Menschen so viel Geld besäßen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.

Dass das Weltvermögen auf unserem Planeten recht unfair verteilt ist, dürfte den meisten klar sein. Auf der einen Seite geben Einzelpersonen Milliarden aus, auf der anderen Seite kann sich ein Bauer in armen Regionen kein Saatgut mehr leisten. Jeder weiß das, liest es online und auf Spendenzetteln, sieht die Bilder von hungernden Kindern.

Dennoch ist die Macht der Verdrängung bei denen, denen es gutgeht, sehr stark und das Wissen muss hin und wieder aufgefrischt werden. Genau das tut die Organisation Oxfam mit ihrer Studie jährlich beim Weltwirtschaftsforum, bei dem sich einige der besonders reichen Menschen tummeln.

Fragwürdige Zahlen

Jedes Jahr wird die Oxfam-Studie mit den neuesten Zahlen veröffentlicht und jedes Jahr gibt es scharfe Kritik an den Daten, aufgrund derer die Vergleiche gezogen werden. So beschreibt Bastian Brinkmann in seinem Artikel „Nein, acht Menschen besitzen nicht so viel wie die Hälfte der Welt“ vom 16. Januar 2017 auf sueddeutsche.de, dass die Zahlen über die ärmere Hälfte vom Global Wealth Report 2016 der Bank Credit Suisse kommen. Danach werden einfach die Ersparnisse und Besitztümer minus die Schulden gerechnet. Sind Sie nun also in der Ausbildung oder im Studium – normalerweise ohne eigenes Haus oder eigene Wohnung – und haben dafür einen Kredit aufgenommen, landen Sie insgesamt wahrscheinlich im Negativbereich.

Unser Bauer von oben ist nicht kreditwürdig und bekommt gar kein Darlehen von den Banken, hat also auch keine Schulden. Vielleicht werden er und seine Familie im nächsten Jahr verhungern, doch laut dieser Rechnung ist er reicher als Sie.

Die Identifikation der ärmeren Hälfte ist an sich also schon problematisch. Die Werte über das Vermögen der Reichen basieren auf der Forbes-Liste. Diese veröffentlicht regelmäßig eine Rangliste der reichsten Menschen der Welt. Am Ende bezieht Oxfam Werte mit ein, die teilweise geschätzt sind – wenn vermutlich auch recht gut. Von Platz eins angefangen, werden die Beträge solange addiert, bis die Summe des Vermögens der Armen erreicht ist.

Soziale Ungerechtigkeit besteht dennoch

Fakt ist laut sueddeutsche.de, dass die Zahlen so nicht ganz stimmen. Fakt ist aber auch, dass es völlig egal ist, ob acht reiche Personen so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit oder ob es doch 1000 Leute braucht, um deren Gesamtvermögen aufzuwiegen. Die Kernaussage der Oxfam-Studie ist schlicht und einfach, dass extrem wenige Personen auf der einen Seite stehen und 3,5 Milliarden Menschen auf der anderen. Das ist die soziale Ungerechtigkeit, in der wir leben. Und das gilt es zu ändern.

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Foto: Klaus Stricker  / pixelio.de

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