Das Problem mit dem Messenger in der Schule

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Immer häufiger nutzen Lehrer Messenger, um mit ihren Schülern in Kontakt zu treten. Das Medium ihrer Wahl: WhatsApp. Wie leichtsinnig und gefährlich das für alle Beteiligten ist, begreifen viele nicht.

Messenger-Dienste sind schon praktisch. Ein Großteil der Bekannten hat beispielsweise WhatsApp auf dem eigenen Smartphone. Spielend leicht lassen sich kurze Informationen, Bilder, Videos und Sprachaufzeichnungen verschicken. Und will man öfters mit einer ganzen Schar an Leuten kommunizieren, erstellt man in Null-Komma-Nichts einen Gruppenchat.

Datensammeln ohne Grenzen

Nicht ganz so bekannt wie der Dienst selber – aber dennoch weit verbreitet – ist das Wissen darüber, wie unsicher die Daten sind, die man via WhatsApp mal schnell durch das Internet auf alle möglichen Geräte schießt. Da Facebook den Messenger 2014 gekauft hat, weiß der Konzern mittlerweile eine ganze Menge über Sie und nutzt dieses Wissen. Es ist kein Geheimnis, dass die User-Daten für gezielte Werbung, Analysen und Beeinflussungen verwendet werden. Bei besonders aktiven Kunden, die neben Bildern, Kommentaren und Likes auch noch Pulswerte, Sportergebnisse, Ernährungsgewohnheiten und vieles mehr preisgeben, kennt der Social-Media-Riese die Personen bereits besser als diese sich selbst.

Ist es da nicht verständlich, dass der ein oder andere sich lieber einen verschlüsselten Messenger-Dienst auf das Handy lädt oder doch lieber zu E-Mails und SMS zurückkehrt?

Messenger-Zwang

Verständlich ja, aber oft genug wird trotzdem davon ausgegangen, dass eben doch jeder WhatsApp auf dem Smartphone hat. Und wenn nicht, kann er es sich ja schnell und einfach kostenlos downloaden. Er soll sich mal nicht so anstellen! Das passiert in der privaten Clique, in Vereinen und sogar an manchen Schulen. Hier begeben sich Lehrer allerdings auf gefährliches Terrain.

Es ist super, wenn der Dozent Stundenplanänderungen oder Hausaufgaben direkt in der Klassen-Gruppe im Messenger posten kann. Dann ist es direkt textlich festgehalten. Schüler haben keine Ausrede, dass sie von etwas nichts wussten, und Lehrer können genau nachverfolgen, welche Aufgaben wann zu erledigen waren.

Aber damit setzen die Pädagogen voraus, dass jeder Lernende den Messenger benutzt und zwingt ihn sogar dazu. Wer sich also als Jugendlicher tatsächlich kritisch mit den heutigen Möglichkeiten im Internet auseinandersetzt, seine Privatsphäre schützen und nicht vor allen möglichen Marketing-Abteilungen vollkommen gläsern dastehen will, hat in so einem Fall Pech gehabt. Und das ausgerechnet aufgrund der Einrichtung, die den Heranwachsenden das kritische und selbstständige Denken beibringen soll.

WhatsApp in Schulen rechtswidrig?

Laut Christiane Schulzki-Haddoutis Artikel „Datenschutzbeauftragte sieht schwere Datenschutzmängel im Berliner Gesundheitswesen“ vom 7. April 2017 auf heise.de verstößt der Gebrauch von WhatsApp zu schulinternen Zwecken sogar gegen das Gesetz. Doch immer öfter hält diese Praxis in Schulen Einzug. Dabei gibt es neben WhatsApp noch andere, weniger durchlässige Messenger wie Threema oder Telegram. Diese sind nur leider nicht so populär – auch bei Lehrern nicht. Für Datenschützer eine frustrierende Situation.

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.