Prüfungsvorbereitung jenseits des Klassenzimmers

Prüfungsvorbereitung ist eine stressige Zeit und erfordert viel Selbstdisziplin, um kontinuierlich zu lernen. Dass Lernen jedoch nicht immer einen Hefter und Bücher braucht, sondern auch praktische Erfahrungen umfassen kann, zeigt der Projektunterricht in der Erzieherausbildung der Klasse „Erzieher*innen 15“ – einer Klasse der Euro Akademie Halle/Saale, die kurz vor ihren schriftlichen Abschlussprüfungen steht.

Bereits im Oktober letzten Jahres hat sich die Klasse für den gemeinsamen Projektunterricht außerhalb der Schule entschieden und das Klassenzimmer kurzerhand nach Halle-Neustadt verlegt. Im Mehrgenerationenhaus „Pusteblume“ konnten die Schüler – gemeinsam mit Jana Kisch, Quartiermanagerin in Halle-Neustadt – das übergreifende, theoretische Thema „gesellschaftliche Vielfalt“ über praktische Einblicke in den Stadtteil erschließen. Dabei ging es um soziale Beziehungen und die Spezifik von Räumen, in denen Interaktionen zwischen Menschen stattfinden. Beziehungsarbeit bildet einen Schwerpunkt der täglichen Praxis pädagogischer Fachkräfte. Die Besonderheit der räumlichen Umwelt und wie diese auf die Beziehungsarbeit über Sozialisationsprozesse wirkt, bildete dabei den Kern des Projektunterrichts. Als Quartiermanagerin konnte Jana Kirsch über ihre Arbeit im Stadtgebiet den angehenden Erzieher praktische Eindrücke vermitteln.

Bewusstsein für Exklusions- und Inklusionsprozesse entwickeln

Gut ein halbes Jahr später wurde Halle-Neustadt erneut zum lebendigen Klassenzimmer: Diesmal sollten die Schüler Orte inklusiver und gemeinwesennaher Arbeit entdecken, um ein Bewusstsein für Exklusions- und Inklusionsprozesse zu entwickeln. Auch 2017 wurde das Mehrgenerationenhaus „Pusteblume“ zum Exkursions-Ort, der eine Vielfalt an inklusiven Bildungsprojekten in einem Haus vereint. Als Klassenzimmer für den Austausch und die gemeinsame Reflexion konnte die Klasse diesmal die Förderschule „Helen Keller – Schule des Lebens“ in Halle-Neustadt nutzen und gleichzeitig erkunden. Ulf Karge, Schulleiter der „Schule des Lebens“ – Helen Keller, hatte die Schüler eingeladen, um inklusive Bildungsarbeit und ein modernes Verständnis von Inklusion in seinem Hause kennen zu lernen.

Als erste Förderschule in Sachsen-Anhalt hat die Schule „Helen Keller“ das Berufswahlsiegel des Landes erhalten – diese Auszeichnung steht für das Bewusstsein der Schule, ihren Lernenden die besten Möglichkeiten für einen Start ins Leben nach der Schule zu schaffen. Indem man sich der Stärken der Kinder und Jugendlichen bewusst wird und gemeinsam mit ihnen Ziele schafft, kann scheinbar Unmögliches über eine ganzheitliche Bildung möglich gemacht werden.

Eindrücke des Stadtteils über eigene Fotografien sammeln und ausdrücken

Sowohl das Mehrgenerationenhaus „Pusteblume“ als auch die Schule „Helen Keller“ sind Bildungsorte, die sich in das Quartier und in die Stadt hinein geöffnet haben. Sie haben ihre Türen anderen Menschen aufgesperrt, um vielfältige Perspektiven und unterschiedlichste Menschen zusammenzuführen. Beide Orte stehen mit ihrem Selbstverständnis als Räume der Begegnung für gelungene Inklusion. Die Schüler der Euro Akademie hatten nun die Aufgabe, die Erfahrungen aus dem Besuch der beiden Exkursionsorte, die visuellen Eindrücke des Stadtteils Halle-Neustadt und die theoretischen Grundlagen ihrer Ausbildung über eigene Fotografien zu sammeln und auszudrücken. Die hier entstandenen Werke werden in der Euro Akademie Halle/Saale öffentlich präsentiert – die Lernerfahrungen nehmen die Schüler nun mit an ihre künftigen Arbeitsorte, um daraus eigene inklusive Bildungsprojekte zu gestalten.

Sehen Sie hier einige Beispiele der entstandenen Werke:
Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4

Wir danken auf diesem Wege allen beteiligten Projektpartnern und wünschen der Klasse „Erzieher*innen 15“ alles Gute für ihren beruflichen und privaten Lebensweg.

[Fotos: Euro Akademie Halle]

Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur die männliche Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets beide Geschlechter.