Berufe im Wandel: Zukunftsberuf Altenpfleger*in

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Durch das Gesetz zur Reform der Pflegeberufe, das im Juli 2017 verkündet wurde, wurden die drei bislang getrennten Ausbildungsgänge der Pflege (Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Altenpflege) zusammengelegt. Der nun generalistische Ausbildungsgang mit dem Abschluss als Pflegefachmann*Pflegefachfrau, der 2020 startet, zielt unter anderem auf eine Vereinheitlichung der Qualifikationen ab und soll Pflegeberufe zukunftsfähig machen. Falls Sie sich jetzt unsicher sind: Altenpfleger*in können Sie trotzdem noch werden, indem Sie sich am Ende der generalistischen Ausbildung im Bereich Altenpflege spezialisieren. Es gilt also: Der Altenpfleger ist tot. Es lebe der Altenpfleger!

Pflegepersonal wird auch in Zukunft gefragt sein – in allen Bereichen, auch in dem der Altenpflege. Es gibt aktuell etwa 17.000 offene und direkt zu besetzende Stellen in den Pflegeberufen alleine in der teil- und vollstationären Pflege. Die Prognosen sind nicht besser. Unterschiedliche Studien kommen zu unterschiedlich großen Versorgungslücken in der Zukunft. Allen gemein ist der Ruf nach gut ausgebildeten Pflegefachkräften. Wobei „Ruf“ wohl eher der falsche Begriff ist – „Schrei“ spiegelt die fatale Situation treffender wider: Der geschätzte Bedarf für 2030 schwankt nämlich zwischen 100.000 und 500.000 Pflegenden, heißt es im Pflegethermometer 2018 des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. Künftige Renteneintritte in den pflegenden Berufen in 2030 wären nicht durch neu ausgebildete Fachkräfte zu kompensieren, warnen die Expert*innen. Eine schlechte Nachricht für Pflegebedürftige und Angehörige, für Pflegepersonal jedoch eine „komfortable“ Situation, in der sie die Wahl zwischen verschiedenen Arbeitgebern haben.

Bedarf an Pflegekräften nimmt zu

Demografische Veränderungen werden in den nächsten Jahren zu einer regelrechten „Patientenschwemme“ führen. Zunächst führt die höhere Lebenserwartung bei rückläufiger Geburtenrate bereits seit Anfang der 1970er-Jahre zu einem größeren Anteil der älteren Bevölkerung. Zusätzlich nehmen die Erkrankungen der älteren Menschen zu. Weltweit stiegen die Krebsfälle von 2006 bis 2016 um 28 Prozent. Auch die Zahl der Demenzkranken nimmt stetig zu. Jedes Jahr gibt es etwa 300.000 Neuerkrankungen in Deutschland, bis 2050 wird sich die Krankenzahl verzehnfachen, wenn man den Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft glaubt. Insbesondere Altenpfleger*innen beziehungsweise Pflegefachleute mit einer Spezialisierung im Bereich Altenpflege sind gefragt wie nie. Seit der Erfassung der Grunddaten im Rahmen der Pflegestatistik zwischen 1999 und 2015 sind insgesamt Anstiege der Anzahl der Pflegebedürftigen um fast 42 Prozent ausgewiesen. Parallel zum Anstieg der Pflegebedürftigen nimmt auch die Komplexität der medizinischen Problemlagen zu. Wissenschaftliche Fortschritte in den Feldern Diagnostik, Therapie, Prävention, Rehabilitation und Pflege machen Schulungen des Personals und technische Kontrolle notwendig. Die Qualität der Pflege ist im Wandel.

Ein Beruf mit Herz – und Ansehen

Pfleger*in im Bereich Geriatrie ist kein Beruf wie jeder andere. Sie sollten dafür ein großes Interesse an Menschen, viel Empathie und auch eine gewisse körperliche Fitness mitbringen. Denn die Senior*innen freuen sich sowohl über ein offenes Ohr für ihre Geschichten und Wehwehchen als auch eine zupackende Hand, wenn es darum geht, Verbände zu wechseln, Spritzen zu setzen oder die Patient*innen aus dem Bett zu heben. Viele Pfleger*innen erleben ihren Arbeitsalltag als sinnstiftend und abwechslungsreich. Lähmende Routine werden Sie hier nicht erleben. Außerdem ist Ihnen der Respekt Ihrer Mitmenschen sicher, denn der Beruf des*r Pfleger*in ist gesellschaftlich angesehen. Weiterhin erwarten Pfleger*innen gute Arbeitsbedingungen: Pflegeeinrichtungen wie Seniorenheime, Sozialstationen oder Hospize realisieren laut Pflegethermometer 2018 verstärkt flexible Arbeitszeitmodelle und auch Teilzeitstellen. Diese sowie die vermehrte Unterstützung und Konzepte zur Wiedereingliederung helfen insbesondere Mitarbeiterinnen, nach der Elternzeit wieder Fuß im Job zu fassen.

Neue Trends im Altenheim

Wer jetzt denkt, als Altenpfleger*in beziehungsweise Pflegefachmann*Pflegefachfrau für Altenpflege sitzt man jeden Nachmittag bei Kaffee und Kuchen und lauscht gähnend denselben Geschichten aus dem letzten Jahrtausend, täuscht sich. Die Zukunft ist auch in der Altenpflege angekommen. Mit der Spielkonsole Memore von RetroBrain können ältere Menschen im Seniorenheim kegeln, Tischtennis spielen oder Motorrad fahren – alles virtuell. Dabei werden Geschicklichkeit trainiert und die Mobilität gefördert ohne dabei eventuelle Knochenbrüche zu riskieren. Auch der Spaß unter den Patient*innen kommt nicht zu kurz beim Daddeln im dritten Lebensabschnitt.

Bewohner*innen eines Pflegeheims in Düsseldorf testeten in diesem Sommer auf Initiative des Caritasverbandes des Erzbistums Köln eine andere technische Errungenschaft unserer Zeit: 3D-Brillen. Damit konnten die Senior*innen nochmal den Eiffelturm oder den Himalaya erklimmen – und das ganz ohne ihr Heim zu verlassen.

Ein umstrittenes Thema sind menschenähnliche Roboter in der Altenpflege. Sie sollen die menschlichen Pflegekräfte entlasten, nicht ersetzen. Sie haben die Aufgabe, im Altenheim für die Unterhaltung zu sorgen. Ein Job, den sie mit Bravour erledigen. Eine Arbeitsplatzbedrohung für Pflegefachleute sind sie angesichts der angesprochenen Zunahme an pflegebedürftigen Personen sicherlich nicht.

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Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.