26. September 2023: Europäischer Tag der Sprachen

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Der 26. September ist in Europa auch in diesem Jahr den Sprachen gewidmet. Warum es immer eine gute Idee ist, eine neue Sprache zu lernen, verraten wir dir in diesem Magazinbeitrag. Spoiler: Sprachenlernen hilft nicht nur bei der interkulturellen Verständigung, sondern hat auch einen ganz eigennützigen Grund.

Der Europäische Tag der Sprachen wurde vom Europarat (auf Initiative der EU hin) im Rahmen des Europäischen Jahres der Sprachen 2001 ins Leben gerufen. Zählen wir einmal durch: Es gibt aktuell über 200 europäische Sprachen. In diese Rechnung nicht miteingeschlossen sind die Sprachen, die in Europa von Bürger*innen anderer Kontinente benutzt werden. Denn dann kommen wir auf noch viel mehr Sprachen, die uns in Europa täglich begegnen und unseren Alltag bereichern.

Englisch ist gut – aber nicht alles

Aber Sprachen können das Miteinander auch komplizierter machen – wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Aus diesem Grund gehört der Fremdspracherwerb heute ganz selbstverständlich zum Schulcurriculum. Häufig lernen Schüler*innen als erste Fremdsprache Englisch. Denn diese dient als Lingua Franca und ermöglicht uns das Reisen, Leben und Arbeiten in (fast) allen Ecken der Welt. Grund genug, in der Schule gut aufzupassen und fleißig Englischvokabeln zu pauken.

Es gibt jedoch auch Orte und Situationen, in denen uns Englisch nicht weiterhilft. Deshalb kann es nicht schaden, neben Englisch noch weitere Fremdsprachen zu erlernen. Mit Online-Tools wie Babbel, Mondly und Co. war es nie leichter als heute, das Sprachenlernen in den Alltag zu integrieren und – en passsant – eine neue Sprachenwelt zu entdecken.

Aber was genau passiert in unserem Gehirn, wenn wir uns neue grammatikalische Strukturen erarbeiten, unser Vokabular um neue Konzepte erweitern, die es in unserer Muttersprache so vielleicht gar nicht gibt, und erste holprige Sätze bilden, die wir an Menschen einer uns vorab fremden Kultur richten? Sprache ist eine kognitive Hochleistung unseres Gehirns. Und das Erlernen einer neuen Sprache ist folglich: Gehirnjogging.

Mehrsprachigkeit gut fürs Gedächtnis

Eine im August veröffentlichte Studie legt nahe, dass wir durch das Sprechen mehrerer Sprachen unser visuelles Erinnerungsvermögen verbessern können. Kommunikationswissenschaftler*innen der Northwestern University im US-amerikanischen Evanston untersuchten, wie die Sprachen, die eine Person spricht, deren Aufmerksamkeit steuern und beeinflussen, was ihr an visuellen Reizen in Erinnerung bleibt. Wenn wir ein neues Wort hören, denken wir zunächst einmal an andere Wörter, die ähnlich klingen, bevor wir das korrekte Wort erkennen. Deshalb haben die Forscher*innen getestet, ob diese sprachliche „Mitaktivierung“ von ähnlichen Wörtern uns Objekte auf eine andere Weise erinnern lässt.

Der Testablauf

Die Proband*innen, von denen ein Teil nur Englisch sprach, der andere Teil zusätzlich Spanisch, hörten zunächst ein englisches Wort. Beispielsweise nannte man ihnen englische Wort „candle“, zu dem sie aus vier Bildern das richtige raussuchen sollten. Weitere Bilder zeigten in diesem Beispiel „candy“ (englisch für Süßigkeit) und „candido“ (spanisch für Vorhängeschloss).

Im nächsten Schritt wurden die Testpersonen gebeten, aus einer Menge von Bildern diese rauszusuchen, die sie schon einmal gesehen hatten. Es erstaunt nicht wirklich, dass sich die englischsprachigen Proband*innen zwar neben dem Begriff „candle“ an die Süßigkeiten („candy“) erinnerten, nicht aber an das Vorhängeschloss („candido“) – was hingegen die spanischen Testkolleg*innen taten. Dieses Ergebnis stärkt die These, wie unser Gehirn Sprache verarbeitet: Es hangelt sich von Buchstabe zu Buchstabe, wenn es ein Wort hört, und aktiviert in diesem Prozess alle Wörter, die wir kennen – in allen Sprachen, die wir sprechen.

Gehirnmarathon der Mehrsprachigen

Welche Schlüsse können wir aus dieser Studie für Mehrsprachigkeit ziehen? Mehrsprachigkeit fordert unser Gehirn noch mehr als es die Verwendung von Sprache ohnehin schon tut. Wenn die Verarbeitung von Sprache Gehirnjogging ist, ist Mehrsprachigkeit der Marathon unseres Gehirns: Permanent wählt es richtige Wörter aus und unterdrückt gleichzeitig nicht benötigtes Sprachwissen. Für unseren Alltag resultiert daraus die Fähigkeit, zwischen Aufgaben zu wechseln, eine erhöhte Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit.

Ob wir nun Sprachen lernen, um unsere Gehirnleistung zu steigern, aus Interesse an der fremden Kultur, um im nächsten Urlaub mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen – oder aus einem ganz anderen Grund: Es lohnt sich immer, den sprachlichen Horizont zu erweitern!

Titelbild: design.designer/shutterstock

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.