Gar nicht immer so witzig: Humor am Arbeitsplatz

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Humor ist wichtig – keine Frage. In geselliger Runde über Witze und lustige Anekdoten zu lachen gibt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit. Galgenhumor hilft uns, schwierige Situationen mit etwas mehr Leichtigkeit zu nehmen. Und nicht zuletzt spielt Humor auch bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle. Dennoch sollte man – gerade am Arbeitsplatz – einige Regeln beachten, wenn es um Jux und Tollerei geht.

Intelligente Menschen sind witziger, hat eine in den USA durchgeführte Studie herausgefunden. Da Intelligenz auch bei der Wahl unseres Partners ein Kriterium ist, ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir witzige (ergo: intelligente) Menschen an unserer Seite bevorzugen. Sicherlich teilen Personaler und Vorgesetzte dieses Interesse an intelligenten (ergo: witzigen) Menschen, wenn die Besetzung eines neuen Arbeitsplatzes ansteht. Aber taugt der Klassenclown zum verantwortungsvollen Mitarbeiter oder hält er nur die Kollegen davon ab, ihren Job zu tun? Wann ist Humor im Job hilfreich beziehungsweise in welchen Situationen sparen Sie sich einen (vermeintlich) humorvollen Kommentar besser?

Witzischkeit kennt keine Grenzen? Oh doch!

Auch wenn der Komiker und Entertainer Hape Kerkeling, den man heute eher wandernd oder witzelnd aus autobiographischen Kinofilmen kennt, vor einigen Jahrzehnten in breitestem Hessisch grölte, dass „Witzischkeit“ keine Grenzen kenne – ich bin mir da nicht so sicher. Vielmehr kann auch im Hinblick auf Humor folgende Maxime als Leitspruch dienen: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Dieser Satz des Philosophen Immanuel Kant spiegelt sich auch in den Grundzügen der deutschen Verfassung wider und kann daher gar nicht so verkehrt sein. Witze, die willentlich jemand anderen verletzen, werden auch von Vorgesetzen nur selten toleriert. Eine Abmahnung ist in der Konsequenz gar nicht so ungewöhnlich.

Absolut tabu: rassistische Witze

Ich hatte einmal eine Kollegin, die zufälligerweise selbst Ausländerin war. Mit ihrem charmanten Akzent konnte sie nur schwer verheimlichen, dass sie aus Frankreich kam. Als sie mal wieder aus dem Nähkästchen plauderte, erfuhren wir eine Anekdote aus den Anfängen ihres Berufslebens in Deutschland: Im Büro war ein Rollo zu reparieren, weswegen die Handwerker anrückten. Einer davon hatte ziemlich dunkle Haut, was aber nicht ursächlich für den Kommentar meiner französischen Kollegin war. Für die deutschen Kollegen im Büro klang dieser wie: „Voll der schwarze Neger!“ (an alle Sprachliebhaber unter Ihnen: „fɔl de:ɐ̯ ‚ʃvartsə ’ne:ɡɐ!“). Gemeint hatte sie – was sich aber erst unter Androhung einer Abmahnung im Büro des Geschäftsführers herausstellte: „Voll der Schwarzenegger!“ („fɔl de:ɐ̯ ‚ʃvartsənɛɡə!“), in Anspielung auf den muskulösen Körper des Mannes. Wie man an der Lautschrift sieht, klangen nur zwei Laute etwas anders und die Betonung war unterschiedlich. Aber dieser Umstand führte die Arme unabsichtlich in Erklärungsnot. Und damit Sie nicht erst in in eine derartige Situation geraten, sparen Sie sich Witze, die andere Menschen, Gruppen oder Minderheiten ausgrenzen. Ostfriesenwitze adé!

Machomäßig: sexistische Witze

In Zeiten, in denen es einen Bundeskanzlerin-Gatten gibt, eine Frau EU-Kommissionspräsidentin wird (und eine fast zur Hälfte weibliche Entourage um sich versammeln möchte) und Männer soziale Berufe ergreifen, ohne dass mit dem Finger auf sie gezeigt wird, müsste man meinen, dass sexistische Witze längst ausgestorben seien. Im Internet scheinen sie jedoch noch recht lebendig. Kostprobe gefällig? „Was sagt eine Frau, die gerade ihr Auto gegen einen Baum gefahren hat? Menno, ich habe doch gehupt.“ Es geht aber auch andersrum: „In jedem Mann steckt etwas Gutes. Und wenn es nur das Küchenmesser ist.“ Natürlich könnte man hier von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen, da es sowohl Männer- als auch Frauenwitze gibt. Aber am besten beraten ist, wer erst gar nicht aneckt. Sonst outet sie sich vielleicht als Männerhasser oder er wird verdächtigt, ein sogenannter „Incel“ zu sein. Und wer will das schon? Goodbye, Blondinenwitze!

Geht eher schief: Galgenhumor auf Kosten des Unternehmens

Sicherlich kann es eine Tugend sein, selbst den größten Missgeschicken noch etwas Positives abzugewinnen. Wenn aber im Unternehmen etwas so richtig schiefläuft, ist es nicht empfehlenswert, darüber Scherze zu machen. In so einem Fall sind konstruktive Ideen gefragt. Und diese sollten auch von Seiten der Vorgesetzten kommen. Tipps für den Umgang mit Mitarbeitern in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise bekommen Sie übrigens an der Euro Akademie Berlin im Seminar „Change Management – stark und kompetent in Zeiten der Veränderung“.

Einer geht noch…

Witze, die hingegen immer ankommen und bei denen sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, sind Wortspielereien. Nein, ich spiele nicht auf den Kollegen an, der jedes Mal „zum Bleistift“ statt „zum Beispiel“ sagt – und dann selbstzufrieden über seinen Scherz lacht. Ich meine die Sorte Witze, bei denen sich der Erzählende bereits vor der Pointe kringelt, der Zuhörer kurz nachdenken muss, beide in schallendes Gelächter ausbrechen – und den Muskelkater vom Lachkrampf noch Tage später spüren. Vielleicht schafft es dieser ja in Ihre Witze-Bestenliste – oder bringt Sie wenigstens zum Schmunzeln?

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.