Weihnachtsbaum, Bescherung, Christmette – und dazu eine Unmenge an Plätzchen und Glühwein? Das muss nicht sein! Denn nicht überall auf der Welt wird Weihnachten so gefeiert wie bei uns in Deutschland – so wie wir es vielleicht von unseren christlichen Familien kennen.
Weltweit gibt es viele verschiedene Traditionen, wie man die Geburt von Jesus Christus begehen kann. Bei vielen geht es darum, Zeit mit der Familie zu verbringen, andere wollen die dunkle Zeit etwas heller machen, bei einigen stehen die Geschenke im Vordergrund, mit denen man Familie und Freund*innen eine Freude machen möchte. Wie auch immer du Weihnachten feierst – ein Richtig oder Falsch gibt es dabei nicht. Aber vielleicht möchtest du trotzdem mal über den Tellerrand hinausschauen und dich inspirieren lassen? Wer weiß – vielleicht nimmst du für dieses Weihnachtsfest ein paar neue Rituale in deine persönliche Weihnachtsroutine mit auf.
Italien · Buon Natale
In meinen Kindertagen wurde der Baum heimlich, still und leise am 24. Dezember aufgestellt und geschmückt – und die Tür zum Wohnzimmer selbstverständlich erst geöffnet, wenn das Christkind nach getaner Arbeit schon wieder durch das Fenster weitergeflogen war. Nicht so in Italien: Hier gibt es am 8. Dezember den (gesetzlichen) Feiertag Santa Maria Immacolata – das Fest der Unbefleckten Empfängnis. Traditionell beginnen die Italiener*innen an diesem Tag mit den Weihnachtsvorbereitungen. Der Baum wird also geschmückt, die Krippe aufgestellt und die ersten Weihnachtsgeschenke besorgt (der Handel hat durchgesetzt, dass Geschäfte an diesem Feiertag öffnen dürfen). Abends kommt man in der Familie zu einem gemeinsamen Festmahl zusammen, bei dem häufig Kabeljau aufgetischt wird. Die Italiener*innen verstehen es zu feiern – la dolce vita!
Litauen · Linksmų Kalėdų
Es ist kaum verwunderlich, dass an Weihnachten Stroh eine große Rolle spielen kann. Schließlich kam das Jesukindlein in einem Stall zur Welt – und wenn es in einem Stall eine Sache gibt, dann ist es neben Rindern, Schafen und Schweinen: Stroh. In den baltischen Staaten, etwa in Litauen, nutzt man die getrockneten Getreidehalme in erster Linie, um daraus hübschen Weihnachtsschmuck zu basteln. Das können fantasievolle Sterne oder aufwändige Weihnachtsglocken sein. Außerdem legt man ein bisschen Stroh und Heu unter die weiße Tischdecke, auf der die zwölf verschiedenen Speisen des traditionellen Weihnachtsmahls Kūčios ausgebreitet werden. Ob die Anzahl auf die Monate eines Jahres oder die Anzahl der Apostel zurückgeht, ist umstritten. Feststeht hingegen: Das Dinner darf weder Fleisch noch Milchprodukte oder warme Gerichte enthalten. Daher besteht es meistens aus (viel) unterschiedlichem Fisch, Gemüse und Brot.
Kolumbien · Feliz navidad
Weihnachten ist im kolumbianischen Medellín ein Fest, und zwar ein Lichterfest. Das “Festival de las Luces” beginnt Anfang Dezember und dauert bis zum Dreikönigsfest am 6. Januar. Die “Alumbrados navideños” – zu deutsch: Weihnachtsbeleuchtung – beschränkt sich dabei nicht nur auf die Straßen, die mit leuchtenden Palmen und überdimensionalen blinkenden Weihnachtsmännern geschmückt sind. Auch der gleichnamige Fluss Medellin wird durch unzählige bunte und riesige Figuren und 3D-Installationen illuminiert. Die Millionen von Lichtern locken jedes Jahr aufs Neue Tausende von Besucher*innen an. Befeuert wurde das Interesse der Weihnachtstourist*innen durch die Erwähnung auf der Webseite von National Geographic, die das “Festival de las Luces de Medellín” bereits vor etwa 10 Jahren zu den sehenswertesten Weihnachtsspektakeln der Welt zählte. Falls du Spanisch verstehst, kansnt du auf der Webseite der Stadt Medellín alles über das weihnachtliche Spektakel erfahren.
Südkorea · 메리 크리스마스 [Meli Keuliseumaseu]
Während in den meisten asiatischen Ländern das Christentum nicht so weit verbreitet ist, bekennt sich in Südkorea immerhin etwa ein Drittel der Bevölkerung zu dieser westlichen Religion. Dementsprechend ist der 25. Dezember zwar ein offizieller Feiertag, besonders groß wird Weihnachten dort aber nicht gefeiert. Es ist nicht wirklich ein Familienfest, sondern eher ein zweiter Valentinstag, an dem Pärchen sich zu einem romantischen Dinner bei Kerzenschein ins Restaurant verabreden. Aber auf welches Lokal fällt die Wahl? Anregungen bieten die Flyer, die man in den bunt beleuchteten und üppig geschmückten Einkaufsstraßen von einem der vielen “Santa Harabeoji” (dem rot oder blau gekleideten Weihnachtsmann) zugesteckt bekommt. Die Dekoration zuhause fällt übrigens eher spartanisch aus: Es gibt weder Weihnachtsschmuck noch einen Weihnachtsbaum – denn es wäre schwierig, diesen in die kleinen Apartments in den Hochhauskomplexen zu schleppen, die das Bild der großen südkoreanischen Städte prägen.
Und jetzt: raus in die Welt!
Unsere kleine Reise von unseren europäischen Nachbarländern über Südamerika nach Ostasien hat dir gefallen? Um sich überall auf der Welt zuhause zu fühlen, ist es hilfreich, mehrere Fremdsprachen zu sprechen. An der Euro Akademie lernst du in der Ausbildung zum*r Fremdsprachenkorrespondent*in mindestens zwei davon. Das ist doch schon mal ein guter Anfang für eine Karriere im internationalen Umfeld, oder?
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