Einblick in den facettenreichen Arbeitsalltag von Erzieher*innen

Wie stellt man sich den Alltag von Erzieher*innen vor? Das wohl gängigste Klischee innerhalb der Gesellschaft bildet Erzieher*innen ab, die den Kindern mit der Kaffeetasse in der Hand dabei zusehen, wie sie munter Türme aus Bausteinen bauen. Doch der Alltag von Erzieher*innen fordert und bietet einiges mehr.

Praktikumsbericht der Erzieher*innen-Klasse

Tageseinstieg – ab 6 Uhr

Zwischen 6 und 7 Uhr beginnt ein Arbeitstag in der Kindertagesstätte. Die Einrichtung öffnet ihre Pforten, vom Personal ist sie jedoch noch nicht vollständig besetzt. Oftmals werden Erzieher*innen in Früh- und Spätdienste eingeteilt. Der Frühdienst kümmert sich um das Durchlüften der Räume, bereitet den Frühstückstee vor, schmiert Schnitten und nimmt die ersten Frühankömmlinge in Empfang.

Für die Frühaufsteher*innen wird in den meisten Einrichtungen eine Sammelgruppe eröffnet, welche so lange bestehen bleibt, bis die Erzieher*innen der jeweiligen Gruppen zu ihrem Dienst antreten. Zu den wichtigsten Aufgaben des Frühdienstes zählt eine genaue Absprache innerhalb des Kollegiums, welche auf die bevorstehende Tagesplanung abzielt.

Frühstückszeit – ab 8 Uhr

Die Sammelgruppe wird aufgelöst. Die weiteren Erzieher*innen treten ihren Dienst an und teilen die Kinder in separate Gruppen auf. Ab jetzt heißen die Erzieher*innen die Kinder ihrer Gruppe willkommen. An der Tür besprechen sie mit den Eltern je nach Bedarf kurz Themen, welche sich beispielsweise rund um die Abholung oder aber auch um Bauchschmerzen, welche das Kind in der Nacht plagten, handeln. Auch das Trösten gehört zum Programm, denn so manchem Kind fällt der Abschied von Mama oder Papa noch schwer.

Nach dem Einzug der Kinder sind die Erzieher*innen in der Pflicht, genauestens im Gruppenprotokoll festzuhalten, wann diese eingetroffen sind. Frühstückszeit! Die Kinder bekommen Brote ausgeteilt, Getränke eingeschenkt und vieles mehr. Nachdem das Frühstück eingenommen wurde, wird der Tisch gemeinsam abgedeckt und mit einem Lappen dafür gesorgt, dass auch die letzten Krümel und Milchflecken verschwinden.

Morgenkreis, pädagogische Angebote, Freispiel – ab 9 Uhr

Ein Morgenkreis findet sicherlich nicht alle Tage statt, doch bleibt er für die Kinder etwas ganz Besonderes. Erzieher*innen starten gemeinsam mit ihnen in den Tag, indem sie aktuelle Themen, wie Feste, Geburtstage oder die Tagesplanung besprechen. Auch Lieder, ob mit oder ohne instrumentaler Begleitung, stehen auf der Agenda. Hierbei fungieren Erzieher*innen als Ideengeber*innen – der Morgenkreis jedoch lebt von der Mitarbeit der Kinder.

Pädagogische Angebote regen Kinder zum Lernen an. Erzieher*innen orientieren sich hierbei an aktuellen Anlässen, Projektarbeiten oder auch an den Interessen der Kinder. Dazu zählen unter anderem Bewegungsangebote in der Turnhalle, Gestaltungsarbeiten oder die musikalische Früherziehung. Erzieher*innen legen fest, wann, wie oft und in welchem Rahmen pädagogische Angebote stattfinden sollen.

Es folgt das Freispiel. Spielt das Wetter mit, so halten Erzieher*innen sich mit den Kindern im Freien auf. Nun heißt es also: Schuhe binden, Reißverschlüsse schließen, Mütze richten. Während die Kinder sich mit Topfstelzen und auf Laufrädern vergnügen, steht für die Erzieher*innen die Aufsichtspflicht an oberster Stelle.

Mittagszeit – ab 11 Uhr

Wenn das erste Kind erahnt, welch ́ köstlicher Duft in der Luft liegt, dann ist sie nicht mehr weit – die Mittagszeit! Insbesondere nach einer Außenaktivität geben Erzieher*innen darauf Acht, dass alle Kinder gründlich ihre Hände waschen. Nachdem wir Teller, Tassen und Besteck verteilt haben, wird nach einem Tischspruch nun endlich gemeinsam gegessen.

Während der Mittagszeit ist es die Aufgabe der Erzieher*innen, den Kindern bei der Handhabung des Bestecks zu helfen. Auch das Füttern findet hier seinen Platz. Anschließend wird der Zahnteufel bekämpft. Die Zahnputzbecher kommen zum Einsatz. Währenddessen ein*e Erzieher*in die Tische abräumt und verbliebene Essensreste entfernt, kümmert sich ein*e andere*r Erzieher*in um die Zahnpflege der Kinder. Die Zahnpasta wird verteilt, die Sanduhren werden umgestellt und schon wird kräftig geschrubbt!

Schlafenszeit – ab 12 Uhr

Nach dem Zähneputzen und Windelwechseln findet der Mittagsschlaf oder eine ruhige Selbstbeschäftigung der Kinder seinen Platz. Bevor damit begonnen werden kann, schnappen die Kinder sich ihren Schlafanzug, der noch die ein oder andere Schwierigkeit mit sich bringt. Den Kindern wird somit beim Ausziehen der Alltagsklamotten bzw. beim Anziehen der Schlafanzüge geholfen. Nun aber schnell ins warme Bett! Natürlich nicht ohne das liebste Kuscheltier im Gepäck.

Während ein*e Erzieher*in gerade die Schnitten für den Nachmittag vorbereitet, hält ein*e andere*r in dieser Zeit die sogenannte „Schlafwache“. Mithilfe von Gute-Nacht-Geschichten oder sanften Schlafliedern regen sie Kinder zum Schlummern an. Die ein oder andere Hand muss gehalten oder die Bettdecke verrückt werden, damit die Kinder einschlafen und somit den Tagesablauf verarbeiten können.

Ankleiden, Vesper, Freispiel – ab 14 Uhr

Rasch zurück in die Alltagsklamotten! Nun erfolgt ein ähnlicher Ablauf wie bereits vor der Schlafenszeit – nur ist es diesmal umgekehrt. Haare bürsten, Zöpfe flechten, Spangen setzen – ja, auch das gehört zu den typischen Aufgaben von Erzieher*innen.

Frisch gestylt geht es nun in die Vesperzeit. Die Erzieher*innen decken den Tisch, besorgen den Nachmittagstee und stimmen sich auf einen Tischspruch ein. Nach dem Vespern werden Flecken beseitigt, das Geschirr abgeräumt und ein ausgiebiges Freispiel eröffnet. Die Kinder waschen sich vor dem Spielen noch einmal flott den Mund – und schon kann es losgehen.

Tagesabschluss – ab 15 Uhr

Ab 15 Uhr läutet die Klingel der Einrichtung sturm. Eltern, Großeltern oder auch andere Verwandte holen ihre Kinder ab. Erzieher*innen halten Übergabegespräche, indem sie kurz über das Verhalten des Kindes im Alltagsgeschehen oder mögliche Beulen und Wunden berichten. Doch auch ein genauer Überblick darüber, ob das Kind von einem seiner Erziehungsberechtigten und nicht etwa von wildfremden Personen abgeholt wird, sollte zu den wichtigsten Aufgaben von Erzieher*innen zählen.

Anschließend muss genau so wie am Morgen dokumentiert werden, wann das Kind abgeholt wurde. Sind alle Kinder aus dem Haus, so wird noch ein abschließender Rundgang durch die Einrichtung gemacht. Es wird ein letztes Mal überprüft, ob alle Fenster geschlossen, die Steckerleisten ausgeschaltet und die Wasserhähne zugedreht sind.

Sie haben noch nicht genug vom Beruf Erzieher*in?

Es warten weitere spannende Aufgaben auf Sie. Als Erzieher*in werden Sie...

• Entwicklungsberichte schreiben

• Planungen für pädagogische Angebote erarbeiten

• Gruppenprotokolle verwalten

• Ausflüge organisieren

• Elternbriefe schreiben

• An Fort-und Weiterbildungen teilnehmen

• Eltern-und Entwicklungsgespräche führen

• Projektarbeiten erstellen

Und vieles mehr! Erzieher*innen gehen viel mehr als nur einem Beruf nach. Sie sind Ersthelfer*innen, Tränentrockner*innen, Eltern-Coaches und Alltagsheld*innen. Erzieher*innen pflanzen die Samen des Wissens, die ein Leben lang wachsen.

Bildquelle Titelbild: © Oksana Shufrych/shutterstock.com

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.