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19.10.2021

Von der Ausbildung zum Studium: "Ich wollte es den Leuten beweisen"

Vor einer Weile haben Sie uns eine E-Mail geschickt, um uns davon zu berichten, dass Sie, nachdem Sie vor 5 Jahren bei uns die Sozialassistentenausbildung abgeschlossen haben, inzwischen mit Ihrem Studium fertig sind. Meinen Glückwünsch. Darüber haben wir uns alle wirklich sehr gefreut. Wie haben Sie denn Ihre Ausbildung bei uns in Erinnerung?

Also, wenn ich zurückdenke, da war ich ja noch ziemlich jung, da war ich 17. Da war ich noch in der Pubertät und hatte auch nicht immer die Schule im Kopf. Ich hatte auch schon zwei Schulwechsel davor. Ich war auf einem Gymnasium, habe dann in der Neunten aber abgebrochen, weil das eine Privatschule war und da lief das nicht alles wie geplant. Dann ging ich eben als Schulabbrecherin da raus und dann war ich auf der Suche, jetzt muss irgendwie eine Ausbildung her, sonst wird das gar nichts. Meine Familie war da auch sehr hinterher. Es hieß immer „Du bist doch so ein kluges Mädchen und jetzt hast du die Schule abgebrochen.“ Und dann kam ich zur Sozialassistenz durch Freunde und Bekannte. Das war für mich damals sehr anspruchsvoll, weil da ja nicht nur Mathe und Englisch dabei war, sondern auch Pädagogik und viel Anatomie. Ich glaube, Frau Lipka war das damals bei uns. Es war sehr anstrengend, und man musste sich sehr zusammenreißen und das durchziehen. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich mich nicht zusammengerissen hätte.

Was hat Ihnen denn damals geholfen, sich zusammenzureißen?

Ich hatte meinen Eltern gegenüber die Pflicht, etwas zu beenden und etwas in der Hand zu haben. Sie hatten da recht hohe Erwartungen. Meine Eltern haben bis jetzt zum Ende meines Studiums viel in meine Bildung investiert und darum gekämpft, damit aus mir etwas Vernünftiges wird. Auch meine Freundinnen in der Klasse haben mir sehr geholfen. Wir waren eine sehr gute und angenehme Gruppe. Aus der Sicht der Schülerinnen zumindest (lacht). Ich weiß nicht, wie Sie uns als Dozent*innen in Erinnerung haben.

In der Tat, Sie waren eine angenehme Klasse, ich bin gerne in ihre Klasse gekommen, ich kann mich da noch sehr gut dran erinnern.

Es war zwar Druck von meinen Eltern und auch meinen Mitschülerinnen, aber ich habe die Zeit auch als schön in Erinnerung. Ich habe auch noch viele Freundschaften, die aus der Zeit bis heute geblieben sind. Ich habe mit Ihnen auch nach der Sozialassistentenausbildung mein Fachabitur gemacht. Wir haben da wirklich gut zusammengehalten.

Ah, verstehe. Sie sind also als komplette Gruppe aus der Sozialassistentenausbildung gemeinsam ins Fachabitur hier bei uns im Haus gegangen. Wie war denn der Unterschied im Anspruch? Manche Schüler*innen haben Angst ins Fachabitur zu gehen, weil sie denken, sie schaffen es nicht.

Die Angst braucht man eigentlich nicht zu haben. Klar, es wird mehr von einem erwartet. Mathe geht tiefer, Englisch wird anspruchsvoller, aber es ist nichts, was man nicht schaffen kann. Denn auch da stehen die Dozent*innen hinter einem, haben alles versucht, dass wir alles verstehen und alles schaffen. Die beiden, die es nicht geschafft haben, das war, das muss ich wirklich so sagen, eigene Dummheit. Die Dozent*innen waren wirklich so hinter einem her, haben auch Nachhilfe angeboten nach dem Unterricht, damit wir da gut durchkommen. Wenn man sich da zusammenreißt und das wirklich sieht als ein Jahr, was man hinter sich

Trotz aller Unterstützung von außen kommt man aber auch am Lernen nicht vorbei. Das muss man einfach wissen, man muss selber auch was tun.

Definitiv! Wir haben sehr viele Stunden in der Bibliothek verbracht. In der Prüfungszeit haben wir uns da fast jeden Tag getroffen und intensiv gelernt. Ich gehe halt nicht nur jeden Tag in die Schule und bekomme mein Fachabitur, sondern ich muss über den Unterricht hinaus zu Hause auch einfach noch was tun.

Das war ja in der vorigen Ausbildung letztendlich nicht anders. Auch da muss man das, was man in der Schule vermittelt bekommt, zu Hause nochmal nacharbeiten, denn die Lehrkräfte können einen noch so gut vorbereiten und Zusammenhänge erklären, aber sie können nicht den Kopf aufmachen und das Wissen hineinschütten, so funktioniert das leider nicht. Die Schüler*innen müssen das, was die Lehrer*innen ihnen geben, eben auch annehmen.

Wenn man das macht und auch umsetzt, dann schafft man das auch. Ich war keine Einserschülerin und habe es auch geschafft.

Aber Sie waren definitiv eine fleißige Schülerin. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Nach dem Fachabi haben Sie sich ja sogar getraut ins Studium zu gehen. Das ist ja nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Wir haben uns dann alle angeschaut und haben uns gesagt: „Sehr gut, jetzt haben wir das Fachabitur, aber was machen wir jetzt damit?“ Während der Zeit hatten wir uns noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Und dann kam so der Gedanke – okay, nach dem Abitur kommt das Studieren. Wir haben dann angefangen, das war aber auch gar nicht so leicht. Mein Umfeld und gerade meine Familie waren immer total dafür, dass ich studiere, aber keiner hatte dann Ahnung, was ich mit diesem Abschluss auch wirklich studieren kann. Dann haben wir uns alles angeschaut – Kindheitspädagogik, Erziehungswissenschaft und soziale Arbeit. Und dann war es so, dass ich ja in der sozialen Arbeit ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten habe, wo ich mich dann später beruflich bewegen möchte und daher habe ich mich dafür entschieden, soziale Arbeit zu studieren.

Und Sie haben Ihr Studium in drei Jahren abgeschlossen?

Ich habe ein halbes Jahr verlängert wegen Corona, weil die Bibliotheken geschlossen hatten und ich habe in der Zwischenzeit geheiratet, das war alles ein bisschen viel. Ich habe gerade heute meine Note für meine Bachelor-Arbeit bekommen – eine 1,7. Ich habe fast geweint. Ich war sehr erleichtert, dass ich das jetzt hinter mir habe.

Wow, was für ein tolles Ergebnis. Meinen Glückwunsch. Worüber haben Sie Ihre Arbeit geschrieben?

Über innerfamiliäre Gewalt und die psychiatrische und sozialarbeiterische Begleitung, wie das gut miteinander kombiniert werden kann.

Haben Sie da Interviews geführt? Oder wie haben Sie Ihre Arbeit aufgebaut?

Nein, es war eine reine Arbeit mit Literaturrecherchen. Ich fand das schon immer interessant. Ich habe viel über posttraumatische Belastungsstörungen geschrieben und dann war ich in dem Gewaltthema drin, wie Personen das erlebt haben. Aber ich wurde beim Schreiben auch schon selbst teilweise traumatisiert, was es wirklich alles so für Sachen gibt. Aber ich sehe das auch als Erfahrung. Jetzt weiß ich mehr über dieses Thema. Ich arbeite jetzt auch mit Kindern und Jugendlichen. Das sind einfach viele Dinge zum Thema Gewalt, die man einfach wissen muss, wenn man mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.

Bei uns ist im Lernfeld 5 Kindeswohlgefährdung ja auch Thema. Das ist immer ganz hart für die Schüler*innen, weil Sie sich da mit sehr unbequemen Dingen auseinandersetzen müssen, da fließen auch schon mal vor Betroffenheit die Tränen, manchmal sogar leider aus der eigenen Erfahrungen heraus. Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen, denn in der Praxis können wir den Kindern und Jugendlichen auch nicht sagen: „Erzähl mir das bitte nicht, damit kann ich nicht umgehen.“ Und nur, wenn ich über bestimmte Dinge Bescheid weiß, erkenne ich sie vielleicht auch, wenn Sie Kindern und Jugendlichen passieren.

Man glaubt auch wirklich gar nicht, wie viele Fälle von Kindeswohlgefährdung es wirklich in der Realität /Praxis gibt. Ich erinnere mich, dass Sie uns auch erzählt haben, dass Sie selbst in der Einzelfall- und Familienhilfe gearbeitet haben. Da haben Sie uns ganz viel aus der Praxis erzählt. Ich glaube, das ist einer der Gründe, der mich motiviert hat, in diese Richtung zu gehen, muss ich ehrlich zugeben.

Als Sie uns das in Ihrer Email geschrieben hatten, hatte mich das sehr berührt. Haben Sie denn jetzt noch den Plan, Ihren Master zu machen?

Ich bin tatsächlich noch am Überlegen. Da Sie mich damals schon motiviert haben, vielleicht geht das ja jetzt weiter. Denn ich habe tatsächlich auch den Wunsch Dozentin zu werden und dazu braucht man den Master ja auch. Was mich da allerdings zum Überlegen bringt, ist, dass kürzlich das Kopftuchverbot auf der Arbeit verabschiedet wurde und dass das als Grund gilt, eine Person nicht einzustellen. Das brachte mich schon damals zum Überlegen, überhaupt soziale Arbeit zu studieren. Das hindert mich gerade in meinen Gedanken etwas. Aber so wie ich schon damals gegen die Gedanken anderer mein Fachabitur und mein Studium abgeschlossen habe, denke ich auch da – vielleicht einfach machen und dann schauen, was die Zeit für mich bringt. Und wenn ich auch vielleicht nicht als Dozentin tätig sein kann, hat es mich ja in meiner Persönlichkeit weitergebracht. Ich merke, wie sich durch das Studium meine Art geändert hat, mein Bewusstsein, meine Artikulation. So ein Studium macht ganz viel mit dem ganzen Menschen.

In der Tat! Vor mir sitzt jetzt eine erwachsene Frau. Ich habe noch die „kleine“ Betül von damals vor Augen – absolut liebenswert, mit einer sehr positiven Ausstrahlung, aber immer ein bisschen naiv. Ich glaube, dass Ihnen diese positive Ausstrahlung auch jetzt im Job viele Türen öffnet. Ich würde aber gerne nochmal auf das Kopftuchverbot zurückkommen, weil das etwas ist, was mich regelrecht schockiert. Haben Sie in Ihren Bewerbungen nach dem Studium denn auch selbst erlebt, dass das Ihr Kopftuch an irgendeiner Stelle hinderlich war?

Jetzt gerade nicht. Ich glaube da profitiere ich davon, in der der sozialen Arbeit zu sein, weil hier viel Migrationsarbeit ist, viel türkischsprachige und arabischsprachige Jungs und Mädels gesucht werden. Aber wenn ich mir vorstelle, beim Jugendamt arbeiten zu wollen oder in höheren Positionen, dann weiß ich nicht, ob mir mein Kopftuch doch ein paar Steinchen in den Weg legt. Aber wo ich jetzt gerade tätig bin, habe ich zum Glück noch nichts erlebt. Ganz am Anfang wollte ich sogar Lehramt studieren, aber das geht auf keinen Fall.

Wären Sie denn bereit, für einen Job Ihr Kopftuch abzulegen?

Nein, auf gar keinen Fall. So viel Lohn kann man mir gar nicht zahlen, dass ich auf etwas verzichte, was mich ausmacht. Ich habe kurz vor der Ausbildung erst angefangen Kopftuch zu tragen, Aber auch vorher habe ich schon gemerkt, dass ich nicht alles machen kann, weil ich eine Türkin bin, weil ich eine Muslima bin, dass ich nicht Deutsch bin. Aber wenn man mich in einem Berufsfeld wegen meines Kopftuches nicht haben will, dann habe ich da sowieso nichts verloren.

Wobei ich das tragisch finde, denn Sie sagen selbst, die Arbeit im Jugendamt würde Sie interessieren. Ich denke eigentlich, dass gerade Menschen, die Zugang zu anderen Kulturen und Familienstrukturen haben, doch dort händeringend gebraucht werden und von den entsprechenden Familien doch auch vielleicht viel stärker akzeptiert werden würden, als wenn da vielleicht eine deutsche Sozialarbeiterin im Jugendamt sitzt.

Ja, aber auch in der Schulsozialarbeit. Gerade, wenn da Kinder und Jugendliche sind, die in der Phase sind, sich selber zu finden und auch mit vielen Dingen konfrontiert werden, die auch ihren Migrationshintergrund angehen, dann ist es bestimmt anders, wenn da eine deutsche Sozialarbeiterin ist oder eine mit dem gleichen Hintergrund und mit Kopftuch. Aber das wird uns noch verwehrt.

Ganz ehrlich, das macht mich richtig wütend. Ich verstehe das einfach nicht.

Ich auch nicht. Was ändert es denn an meiner Persönlichkeit, ob ich das Kopftuch jetzt trage oder nicht.

Das ist eine Gesetzesgrundlage der Diskriminierung, meiner Ansicht nach. Selbst mich als nicht Kopftuchträgerin macht es schon wütend, wie muss es Ihnen dann erst gehen. Was würde man doch vielleicht an Problemen lösen können, wenn man doch den richtigen „Türöffner“ in die Familien schicken würde. Was ist das Problem mit dem Kopftuch?

Wahrscheinlich geht es darum, dass der Islam gerade so dargestellt wird, dass er eben auch gefährlich sein kann. Es gibt halt Personen, die unsere Religion ausnutzen, um entsprechende Taten zu begehen und ihre Taten mit dem Glauben zu rechtfertigen und damit die ganze Religionsgemeinschaft in den Dreck ziehen. Und dadurch entsteht die Angst, dass Muslima die Schüler*innen negativ beeinflussen könnten. Und es geht dann eben darum, die Schüler*innen zu schützen. Und aus der Perspektive, wie der Islam dargestellt wird, kann ich das sogar verstehen, dass die Leute Angst haben. Andererseits ist es natürlich auch wichtig deutlich zu machen, dass der Islam nichts ist, wovor man Angst haben muss. Im Moment ist es einfach so, dass wenn jemand im Namen der Religion eine schlechte Tat begeht, man die ganze Religionsgemeinschaft zur Rechenschaft zieht. Vielleicht sollte man sich aber lieber mit der Religion befassen um deutlich zu machen, dass das nicht das ist, wofür unsere Religionsgemeinschaft steht und wir uns für die Taten dieser Personen schämen und darum trauern, was mit den Opfern passiert. Aber es ist schwer und manchmal fehlt einem auch die Kraft, sich immer wieder dafür rechtfertigen zu müssen.

Ja, das kann ich gut verstehen. Arbeiten Sie denn aktuell in deutschen und ausländischen Familien?

Ja, sowohl als auch. Mir ist sogar eine ganz lustige Sache passiert. Ich sollte eigentlich eine Hilfe in einer türkischen Familie übernehmen. Als die Sozialarbeiterin vom Jugendamt mich kennenlernte, die den Kontakt zu der Familie herstellt und die mich noch nicht kannte, meinte sie, sie könnte mich auf gar keinen Fall der Familie vorstellen. Das läge nicht in der Person der Sozialarbeiterin und ihrer eigenen Einstellung, sondern die türkische Familie selbst wollte keine Helferin mit Kopftuch. Da war ich auch sehr verwundert.

Das ist ja wirklich eine lustige Geschichte. Wo genau arbeiten Sie denn jetzt?

Das ist ein ambulanter Kinder- und Jugendhilfeträger, der mit dem Jugendamt zusammenarbeitet. Und wir gehen in Familien und schauen, wie wir ihnen helfen können.

Das heißt, Sie arbeiten jetzt als Einzelfall- und Familienhelferin. Das ist ja wirklich unfassbar! Ich bin wirklich ganz doll gerührt.

Ja, Sie haben in meinem Leben einiges mitbewirkt. Und ich bereue es nicht. Ich bin froh, dass ich dank Ihnen diesen Weg auch eingeschlagen habe und so viele Menschen kennenlernen und ihnen auch helfen kann.

Das heißt, wenn Sie doch Dozentin werden, irgendwann, dann ist das, was Sie jetzt machen, aus der Praxis heraus in die Dozententätigkeit zu kommen, die ideale Kombination. Daher finde ich persönlich Quereinsteiger*innen, zumindest in den fachspezifischen Fächern, auch die ideale Besetzung für berufsbildende Schulen.

Ja, wir hatten Dozenten an der Uni, die kamen gerade frisch aus dem Studium und ich dachte immer, was erzählen die mir eigentlich. Na ja, und da waren da aber eben auch Leute wie Sie, die aus der Praxis waren. Und da hat man dann einfach viel mehr mitgenommen.

Wenn Sie jetzt unseren aktuellen Auszubildenden etwas mit auf den Weg geben würden, was ihnen helfen kann, diese Ausbildung durchzuziehen was würden Sie ihnen mit auf den Weg geben? Denn ihr eigener Weg war ja lang – zwei Jahre Sozialassistentenausbildung, ein Jahr Fachhochschulreife, dreieinhalb Jahre Studium. Was hat Ihnen selbst geholfen?

Also, ich hatte einige Personen, die mir gar nichts zugetraut haben, ehrlicherweise sogar meine eigene Mutter damals. Und von mir war das dann so eine Trotzreaktion, ich wollte es den Leuten beweisen. Und wenn man dann doch in Stress gerät, zum Beispiel vor Prüfungen, sich dann daran erinnern, dass man es für sich selbst macht und dass man es Menschen, die es einem nicht zugetraut haben, beweisen kann, dass man mehr ist, als von einem gedacht wird. Wichtig ist, glaube ich, Personen, die versuchen einen runterzuziehen, gar nicht zuzuhören, vielleicht sogar den Kontakt abzubrechen. Meine Freundinnen in der Klasse waren mir eine große Motivation. Ich wäre alleine vielleicht gar nicht erst auf die Idee gekommen, Fachabitur zu machen. Aber das sind Freundschaften, die einen am Ball halten.

Ein gutes Netzwerk ist also besonders wichtig.

Genau. Man sollte sich auch anschauen, was man für persönliche Veränderungen in der Ausbildung durchmacht, auch das sollte einen dazu motivieren. Und wenn es gerade mal nicht so läuft, dann selber schauen, was man verändern kann und nicht stehen bleiben und warten, dass sich von alleine etwas verändert. Jede Ausbildung hat ihre Schwierigkeiten, es war nicht immer leicht. Ich hatte auch während des Studiums bestimmt fünf Mal vor, abzubrechen, weil es doch so viel Kraft kostet.

Es kostet sicher auch deshalb so viel Kraft, weil einen im Studium auch keiner mehr so eng begleitet wie in der Ausbildung, oder?

Absolut. Und da standen auch keine Dozenten und haben uns angeboten, Nachhilfe zu geben oder eine intensive Prüfungsvorbereitung, wie wir das in der Sozialassistentenausbildung hatten. So etwas gab es im Studium gar nicht. Man braucht da sehr viel Selbstdisziplin. Aber man kann es definitiv schaffen, wenn man es wirklich will. Man braucht auch manchmal einfach den Mut, sich darauf zu stürzen und zu sagen: “Ich mache das jetzt einfach.“

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Ich habe gerade geheiratet und möchte jetzt erst einmal in meinem Beruf arbeiten und mich vielleicht sogar noch weiterqualifizieren, mal schauen. Mit dem Kinderkriegen möchte ich mir noch Zeit lassen.

Das klingt nach einem wirklich guten Plan.

Ich bin manchmal verwundert, dass Menschen sich erlauben, ein Urteil darüber zu fällen, wie andere ihr Leben leben. Es ist jeder Frau selbst überlassen, ob sie nach der Ausbildung gleich Kinder bekommen möchte oder arbeiten geht oder sich weiterqualifiziert. Junge Mädchen, gerade in meiner Kultur, sollten darin bestärkt werden, ihre Entscheidungen selbst zu treffen. Gerade da würde ich weiter mit dran arbeiten wollen.

Ich bin sehr beeindruckt von Ihnen. Vor mir sitzt eine erwachsene junge Frau, die ihren Werten treu geblieben ist und trotzdem sehr modern und weltoffen ist. Ich bin wirklich sehr stolz auf Sie und ich wünsche Ihnen noch alles, alles Gute für alles, was da noch kommt.

Ich danke Ihnen.

Das Interview mit Betül führte K. Blume, Lehrkraft an der Euro Akademie Berlin

 

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