Ein ganz besonderer Abschlussjahrgang
Am 13. März 2020 verkündete unser Akademieleiter Herr Daske die offizielle Verlautbarung, dass ab dem 16. März kein Unterricht vor Ort mehr stattfinden würde. Dieser solle ab jetzt „in anderer Form“ stattfinden. Zu dieser Zeit hatte noch niemand von uns eine Vorstellung davon, was konkret das bedeutet und wie lange dieser Zustand anhalten sollte. Klar jedoch war, dass wir Lehrkräfte unseren Unterricht komplett umgestalten mussten.
Meine größte Sorge galt meinen Abschlussprüflingen. Wir wollten doch jetzt langsam in die Vorbereitung für die Abschlussprüfung Mitte Mai gehen. Wie soll ich sie denn jetzt ordentlich auf die Prüfung vorbereiten, wenn ich sie nicht mehr live sehen kann?
Auch Lehrkräfte müssen Neues lernen
Sehr schnell haben Schüler*innen und Lehrkräfte jedoch einen neuen Rhythmus gefunden. In dieser Zeit habe ich mindestens so viel gelernt wie meine Prüflinge. Ich bin inzwischen relativ fit in unseren hauseigenen virtuellen Unterrichtsmöglichkeiten und Telefonkonferenzen gehören mittlerweile zum Alltag. Alles gar kein Hexenwerk, wer hätte das gedacht.
Um den Mangel an „face-to-face-Unterricht“ live im Klassenraum auszugleichen, war ich (ebenso wie meine Kolleg*innen) per Mail nahezu jederzeit erreichbar, was die Betreuung der anstehenden Fragen und Sorgen sehr persönlich und individuell gemacht hat. Dabei bekam ich das Foto von zwei Schülerinnen: „Schauen Sie mal, wie fleißig wir sind. Unsere Köpfe rauchen schon.“ Eins weiß ich mit Sicherheit – das war die intensivste Prüfungsvorbereitung, die ich je gemacht habe. Und unterm Strich hat uns der Zwang des Distanzlernens auch stärker zusammengebracht.
Die Daumen sind gedrückt
Was mich persönlich in dieser Zeit sehr beruhigt hat, war die Tatsache, dass wir bei den Sozialassistent*innen keine zentralen Prüfungen haben. Da ich die Prüfung für Lernfeld 1 selbst entworfen habe, wusste ich, was rankommt und wusste somit auch sicher, dass ich alle Inhalte vor der Schließung unterrichtet habe und nun „nur“ noch einmal wachrufen muss. Das war natürlich ein Riesenvorteil zu den anderen Schulzweigen mit zentralen Prüfungen. Dennoch empfand ich am Prüfungstag selbst genau die gleiche Aufregung wie die Prüflinge, denn ein bisschen stehe ich ja mit dem, was ich den letzten 2 Jahren unterrichtet habe, auch auf dem Prüfstand.
Am Prüfungstag selbst fand ich dann kurz nach dem Nachhausekommen die ersten Schüler*innen-Mails vor:
Das Obligatorische: „Es kam ja gaaaaar nichts ran von dem, was ich gelernt habe!!!“ Hm, was genau hat sie dann 120 Minuten geschrieben, frage ich mich. Aber auch: „Danke, Sie haben uns wirklich gut vorbereitet.“, und: „Sie hatten Recht, die Prüfung war machbar.“. Leider aber auch ein: „Es tut mir so leid, ich habe so einen Quatsch geschrieben, aber ich hatte ein totales Blackout!“ Oh weh, das tut MIR wahnsinnig leid!
Ich drücke unseren Sozialassistenz-Abschlussprüflingen nun ganz feste die Daumen für gute Prüfungsergebnisse.
P.S.: Gestern Abend fand ich bei der Korrektur einer Abschlussprüfung folgenden Nachsatz unter den Antworten: „Liebe Frau Blume, ich bedanke mich herzlichst, dass Sie uns so toll durch dieses Schuljahr begleitet haben und uns so gut wie möglich vorbereitet haben. Das haben Sie super hinbekommen.“ Ach ja, seufz, süß sind´se.
Text: K. Blume
Bildquelle Beitragsbild: © Undrey/shutterstock.com
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