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30.01.2018

Sozialassistenten auf den Spuren der Vergangenheit

© Hudolin-Kurtagic/Horizontal/Lumi Images/Corbis/Getty Images

Wieso macht es Sinn auch heute noch ein Konzentrationslager zu besuchen?

Am 12. Januar 2018 machten sich die angehenden Sozialassistenten und vier Lehrkräfte der Euro Akademie Berlin zur Gedenkstätte Sachsenhausen auf, um dort das gleichnamige Konzentrationslager zu besichtigen. Das Wetter war nasskalt, die Atmosphäre trist und passte irgendwie zum Anlass.

Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager des III. Reiches

Zwei Stunden wurden wir durch die Anlagen geführt. Wir erfuhren so einiges über die Hintergründe, die Organisation und das alltägliche Leben derer, die einsaßen und derer, die aufpassten und bewachten. Sachsenhausen nahm eine Sonderstellung in Deutschland ein, als Modell- und Schulungslager für die Ausbildung von KZ-Aufsehern beherbergte es auch die Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager des III. Reiches. Es fanden regelmäßige Teamsitzungen aller Lagerkommandanten statt. Hier wurden Standards entwickelt und Maßstäbe gesetzt.

Das tägliche Leben bestimmten die Aufpasser und Bewacher, die mit methodischer Akribie und bürokratischem Formalismus versuchten, denen, die einsaßen, ihre Würde, ihr Gefühl für Integrität, ihre Menschlichkeit zu nehmen. Wir hören von Szenen, die von Demütigungen handeln, in denen Menschen andere Menschen erniedrigen und quälen und sich an ihrer Angst und ihrer Qual weiden. Der Körper ist Eingangstor zur menschlichen Seele: Kälte, Schmerz, Hunger und Hygiene, Müdigkeit und Stoffwechselvorgänge.

„Homo homini lupus est.“

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Wärter gegen Häftlinge, Häftlinge gegen andere Häftlinge. Immer geht es um Macht, um Ohnmacht, um Schwäche und Stärke, um Kampf. „Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung“. In einer solchen Umgebung eine zynische Negation all dessen, was Kultur, was Zivilisation, was Ruhe und Ordnung eigentlich ausmachen. Hier ist Grausamkeit die Kernkompetenz von KZ-Wärtern, oftmals auch der Schlüssel zum Überleben von Häftlingen. 

Wir hören, wir fühlen und stellen uns vor, wie das gewesen ist. Wir versetzen uns zurück in diese Zeit, sind betroffen, fühlen mit. Und je länger wir unterwegs sind, desto mehr drängt sich die Frage auf: Wer wäre ich gewesen? Wir begegnen uns selbst und komische Gefühle beschleichen uns und Bilder steigen in uns auf und bleiben da und nehmen uns mit und wir nehmen sie mit. Diese verdammte Menschlichkeit, die uns alle irgendwie ausmacht. Dieser Körper mit dieser Seele darinnen, die so verletzlich ist.

Sachsenhausen ist ein Ort, an dem wir erfahren und begreifen können, was Menschlichkeit bedeutet und was wir ihr schuldig sind.


Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur eine Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

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