Zukunft der Pflege- und Gesundheitsfachberufe: Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Karamba Diaby
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby stellte sich am vergangenen Donnerstag an der Euro Akademie Halle der Diskussion der ESO-Mitarbeitenden und Pflegeexpert*innen der Euro Akademie und erhielt so einen Einblick in die Dinge, die Akteur*innen im Pflegebereich im Alltag aktuell umtreiben.
Pro und Contra
Die Zukunft der Pflege- und Gesundheitsfachberufe und deren Finanzierung sind Themen, die aktuell heiß diskutiert werden. Am vergangenen Donnerstag gab es Gelegenheit, den Bundestagsabgeordneten für Halle (Saale) und langjähriges Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Herrn Dr. Karamba Diaby, in den Räumlichkeiten der Euro Akademie Halle persönlich hierzu zu befragen und das Pro und Contra zu erörtern. Anwesend waren der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Privatschulen Sachsen-Anhalt e.V., Jürgen Banse, die Produktmanagerin für den Fachbereich Gesundheit & Pflege der ESO Education Group, Liane Michaelis, die Schulleiterin der sechs Standorte der Euro Akademien in Sachsen-Anhalt, Dr. Undine Busse, sowie die Standortleitung und die Fachbereichsleiterinnen Gesundheit & Pflege der Euro Akademien Halle und Weißenfels.
Mehr Beteiligung gewünscht
Anlass für das Gespräch ist die Sorge der Berufsbildenden Schulen um die Zukunft der Gesundheits- und Therapieberufe. Es wurde beispielsweise von Bund und Land die Neuregelung für die Ausbildung zum*zur Medizinisch-technischen Assistent*in verabschiedet, welche aktuell im Land Sachsen-Anhalt ausschließlich von Schulen in freier Trägerschaft angeboten wird. Hier hätten sich im Besonderen die an der Ausbildung beteiligten Berufsbildenden Schulen eine Beteiligung im Gesetzgebungsverfahren auf Bundes- und Landesebene gewünscht. Die Euro Akademie Weißenfels ist im Moment die einzige Schule in Sachsen-Anhalt, welche die Berufsausbildung zum*zur Medizinisch-technischen Assistent*in mit dem Schwerpunkt Funktionsdiagnostik anbietet.
Den gesamten Arbeitsmarkt in den Blick nehmen
Nach Meinung der Anwesenden werden die Ausbildungen in den genannten Bereichen regierungsseitig zu stark aus der Sicht der Krankenhäuser gesehen. Allerdings bilden die Gesundheitsfachberufe, wie z. B. Physiotherapeut*in oder Medizinisch-technischen Assistent*in in Krankenhäusern nicht die Zahl an Auszubildenden und Beschäftigten ab, die es im Land zu berücksichtigen gilt. Lediglich 7% der ausgebildeten Physiotherapeut*innen arbeiten aktuell in Krankenhäusern. Die Mehrheit findet nach Ausbildungsende eine Beschäftigung in niedergelassenen Praxen.
Attraktivere Rahmenbedingungen
Forderungen wurden klar geäußert: Die Ausbildungen in Gesundheitsberufen müssen attraktiver gemacht werden. Die Zahlung einer Ausbildungsvergütung und die Übernahme des Schulgeldes, so führte Frau Michaelis aus, wären ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auch wäre es wichtig, dass die Kosten für notwendige und kostenintensive Weiterbildungen nach Ausbildungsende, wie beispielswiese die Manuelle Therapie oder Lymphdrainage für Physiotherapeut*innen, zukünftig nicht nur finanziell durch öffentliche Kostenträger unterstützt bzw. übernommen, sondern vielmehr in die inhaltliche Reformierung der Therapieberufe berücksichtigt werden.
Im Punkt Akademisierung der Pflege- und Gesundheitsberufe waren sich die Anwesenden einig: Wir müssen an unserer berufsfachschulischen Ausbildung mit dem hohen Anteil an Praxisstunden festhalten. Diese Form der Ausbildung findet international große Anerkennung und Akzeptanz.
Hintergrund ist die Verabschiedung zur Verlängerung der Modellklauseln zur Erprobung akademischer Erstausbildungen in der Ausbildung in der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie bis Ende 2024, im Rahmen des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVW).
Um den steigenden Bedarf an Fachkräften in diesen Berufen zukünftig zu sichern, braucht es berufsfachschulische Ausbildungen mit Zugang der Mittleren Reife und Ausbildungsstrukturen, die dem Potenzial zur Modernisierung und Weiterentwicklung gerecht werden.
Weitere Themen und Im-Gespräch-Bleiben
Als weitere Themen wurden die Umsetzung von Modellprojekten im Ausbildungsberuf Pflegehelfer*in plus und die Finanzierung der neuen Ausbildungen zum*zur Pflegehelfer*in und Pflegehelfer*in Plus diskutiert.
Herr Dr. Diaby lauschte den Ausführungen der Anwesenden mit großem Interesse und rief dazu auf, in Kontakt zu bleiben und Ansichten auszutauschen, um sie in die Diskussion in den Fachgremien einbringen zu können. Denn, so führte er aus, „Politik darf nicht am Bedarf und der Realität vorbeiarbeiten.“
Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.