Beeindruckendes Seminar mit dem Religionspädagogen Franz Kett
„Es ist eine große Ehre für eine kleine Schule“, begrüßte Gabriela Schwarz, die Leiterin der <link internal-link akademie>Euro Akademie in Tauberbischofsheim, den Religionspädagogen Franz Kett, der auf Einladung von Sabine und Robert Koczy – ebenfalls Religionspädagogen – mit den Schülern der Fachschule sowie Gästen aus Würzburg einen Seminartag zum Thema: „Sinnorientierte Pädagogik als Weg ganzheitlicher religiöser Erziehung“ abhielt.
Franz Kett, inzwischen 80 Jahre alt, ist kein Unbekannter in Tauberbischofsheim, war er doch vor fünf Jahren schon einmal anlässlich eines Seminartages an der Fachschule. Sein Ruf hatte sich unter den Lernenden verbreitet, und immer wieder kamen Nachfragen, ob Kett, der seine Fortbildungen inzwischen weltweit, bis zu Ordensschwestern in Korea, hält, noch einmal zu einen Seminar kommen werde.
Ganzheitliche religionspädagogische Arbeit mit Kindergartenkindern
Ketts Ansätze für eine ganzheitliche religionspädagogische Arbeit mit Kindergartenkindern sind: Versprachlichung, Verbildlichung, Verleiblichung. Und wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigte er in einer Arbeit mit den „Großen“, den Fünf- bis Sechsjährigen aus dem Kindergarten St. Martin, zum Thema: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.
Die Kinder traten einzeln oder auch zu zweit durch ein von zwei Fachschülerinnen gebildetes Tor, das sich für jedes Kind einzeln öffnete (Macht hoch die Tür), und Kett begrüßte jedes Kind mit seinem Namen und ließ es sein Alter auf einer Triangel anschlagen. Dann wurde im Stuhlkreis das Motiv des sich öffnenden Tores durch Armbewegungen „verleiblicht“. Kett hatte das Adventslied auf kindgerechte Weise umgedichtet, so dass schnell alle mitsingen konnten.
Von eingängigen Liedern begleitet
Jedes Kind erhielt nun ein buntes Filzplättchen und durfte in einen zugedeckten Korb hineinfühlen: dort waren Tannenzweige. Mit je 12 Kastanien durften die Kinder nun ein „Tor“ auf ihren Filzplatten legen, um den Tannenzweig herum. Alles Tun wurde immer wieder von kurzen, eingängigen Liedern begleitet, die das Handeln deuteten. Schließlich wurde noch eine Mitte aus einem Goldreif und Tannenzweigen gelegt, in die ein Kind zum Schluss ein Körbchen mit Stroh, symbolisch für das Kind in der Krippe, hineinstellen durfte.
Und damit hatte Kett durch seine Einfühlungsgabe in die Befindlichkeit der Kinder für das Wunder des Tages gesorgt: der kleine syrische Junge, der mit ihm das Körbchen holen und in die Mitte stellen durfte, ist erst wenige Wochen im Kindergarten und hatte bis dahin noch nie etwas allein gemacht – Kett mit seiner Ausstrahlung erreichte das schüchterne Kind, ein kleines Wunder auch für die Leiterin des Kindergartens, Heidi Stumpf. Nun wurden die Kinder verabschiedet und gingen noch einmal durch das große Tor, wieder zurück in ihren Kindergartenalltag.
Reflektieren der Beobachtungen
In der Nachbesprechung reflektierten die künftigen <link internal-link zum>Erzieher ihre Beobachtungen: die Konzentration der Kinder, die ganzheitlich-pädagogischen Ansätze durch Bewegungen, haptische Erfahrungen, Singen, Eintreten durch ein Tor in die Gruppenarbeit, aber auch wieder die Entlassung in die eigene Realität.
Am Nachmittag gab es für die Schüler noch eine Arbeit zum Thema „Nikolaus“: Durch ein großes Seil wurde eine Stadtmauer symbolisiert, aus Filzplatten und Tüchern wurden Häuser an die Mauer „gebaut“, und im Inneren entstand ein großes Haus für einen mit einem großen Herzen: Nikolaus, symbolisiert zunächst durch ein Herz, dann eine Mitra aus einem Tuch, dazu ein (Bischofs)Stab und eine Kerze: „ Die Liebe Gottes ist ausgegossen in eurem Herzen“.
Geschichte des Heiligen St. Nikolaus
Der Arbeit des eigenen Herzens wurde nachgespürt, sein Schlagen, das Pumpen von Blut durch den ganzen Körper. Schließlich führte die symbolische Darstellung zu einer Nikolaus-Geschichte: In einem zweiten Haus inmitten der Stadt wohnten arme alte Leute, die ihren lebens-geschichtsträchtigen alten Teppich verkaufen müssen. Das tut der alte Mann auf dem Markt und erhält dafür drei Goldklumpen. Als er vom Einkauf nach Hause kommt, ist sein Teppich wieder da: Nikolaus hat geholfen, und nun wird ein Fest gefeiert, und alle helfen beim Schmücken des Hauses.
Eine letzte Geschichte, die auf theologischer wie anthropologischer Ebene zu deuten ist, wird mit kleinen Filzfiguren gespielt: Josef kommt nach längerem Arbeitseinsatz wieder nach Haus und muss sehen, dass seine Verlobte Maria schwanger ist. Er wendet sich von ihr ab. Aber ein Engel fordert ihn im Traum auf, Maria zu sich zu nehmen.
Ziele der Beziehungspädagogik
Abschließend fasst Kett die Ziele der Beziehungspädagogik noch einmal zusammen: Dankbarkeit gegenüber Gott (im überreligiösen Sinne). Herzensbildung, Ermutigung zum Leben nach dem „Prinzip Hoffnung“. – Lang anhaltender Beifall als Dank der Schüler zeigte, dass Kett nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen erreicht hat.
Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text vorrangig nur eine Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.