Die Gedanken sind frei – oder warum ein Klassenzimmer fliegen lernt

6. September 2017

Auseinandersetzung mit Ausgrenzung durch individuell gestaltbare zellenartige Räume

Am 31. Juli wurde die Kunstinstallation „Distrikt Chemnitz“ des Hamburger Künstlers Florian Huber am Karl-Marx-Monument eröffnet. Träger ist das KulturTragwerk Sachsen e.V., das mit dieser Installation einen Beitrag zum Thema Beteiligung/Ausgrenzung leisten möchte. In Chemnitz setzt sich Florian Huber mit dem Thema Ausgrenzung durch individuell gestaltbare zellenartige Räume auseinander. Diese bilden eine unabgeschlossene Einheit der Skulptur „Distrikt“. Als Grenzsymbol sowie als konkrete Grenze tritt der Bauzaun für Menschen aus verschiedensten Kulturen, Zeiten und Lebenssituationen in unterschiedlichsten Kontexten und Bedeutungen auf.

„Das Kunstwerk ist kein abgeschlossenes System. Es ist eine Einladung zur Kommunikation, Raumgestaltung und kreativer Auseinandersetzung mit dem Thema. Dafür wurde als zentraler Ort die Fläche am Marx-Monument gewählt. Durch individuelle Gestaltung der entstehenden Zellen erschließen sich neue Lebens- und Erfahrungsräume“, lud die Stadtverwaltung Chemnitz auf der Website „Distrikt Chemnitz“ interessierte Akteure dazu ein, sich daran zu beteiligen und ihre Ideen an den Künstler Florian Huber heranzutragen. Inspiriert von dem Gedanken, ein Projekt mit den angehenden <link internal-link zum>Erziehern der <link internal-link akademie>Euro Akademie Chemnitz daraus zu gestalten, nahm Soziologe und Dozent Max Wolf Kontakt auf.  

Wenn Stühle berichten könnten …

Entstanden ist ein Projekt namens „Fliegendes Klassenzimmer“, was die auszubildenden Erzieher der Klasse 16/19 wie folgt beschreiben:
„Das Klassenzimmer ist in der Regel ein eingrenzender Raum, in dem Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenfinden. Aber aufgrund der Schülerrolle, die dort in dieser „Zelle“ alle gemeinsam haben, kann es schwierig sein, diese Individualität offen zu zeigen und zu vertreten. Mit dem von uns gestalteten Raum wollen wir symbolisieren, dass auch, wenn sich jeder Schüler vom anderen unterscheidet, dennoch alle zusammen in einem Klassenzimmer agieren können. Die verschiedenen Merkmale symbolisieren wir durch die individuelle Gestaltung der Stühle. Die Tafel – in Form eines grünen Lakens – vervollständigt das Bild eines Klassenzimmers und soll mit dem Schriftzug „das fliegende Klassenzimmer“ als Raumbezeichnung dienen.
Der Zaun stellt die Begrenzung durch den Bildungsplan sowie durch die Strukturen einer Schule dar. Der Zaun grenzt uns von unserem eigenen Willen ab. Wollen wir etwas werden, müssen wir zur Schule gehen. Brechen wir aus dieser Grenze aus, bekommen wir keinen Abschluss."

Warum fliegend?

"Mit den Windrädern symbolisieren wir Freiheit, welche wir außerhalb des Klassenzimmers ausleben. Dort legen wir die Rolle des Schülers ab. Außerhalb einer Schule weht der Wind unerlässlich. Innerhalb eines Klassenzimmers kann man jedoch den Wind nicht spüren. Von innen ist jeder Schüler selbst dafür verantwortlich, ob sich sein Rad dreht oder nicht. – Ob er aus dieser Begrenzung ausbrechen möchte oder nicht …“

Kunst und Kultur in Chemnitz

Chemnitz nennt sich die Stadt der Moderne. Industriedenkmale, sanierte Gründerzeitviertel wie der Kaßberg, das Kaufhaus Schocken (Erich Mendelssohn), die Villa Esche (Henry van de Velde) oder die nach der Wende vollkommen veränderte Innenstadt (Helmut Jahn, Hans Kollhoff, Christoph Ingenhoven) schlagen den Bogen vom Gestern ins Heute und Morgen. Mindestens ebenso berühmt: der 7,10 Meter hohe Karl-Marx-Kopf aus Bronze von Lew Kerbel, im Volksmund „Nischel“ genannt, aus dem Jahr 1971.

Die Stadt am Fuße des Erzgebirges hat eine reichhaltige und facettenreiche Museenlandschaft zu bieten. Kunst und Kultur spielen in dieser Stadt eine maßgebliche Rolle, zum Beispiel die Kunstsammlungen Chemnitz, Deutschlands Museum des Jahres 2010, oder das Museum Gunzenhauser, das eine der beeindruckendsten Sammlungen der klassischen Moderne beherbergt. Das Sächsische Industriemuseum zeichnet unterdessen Geschichte und Gegenwart.

Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur die männliche Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets beide Geschlechter.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.