Weihnachtsfeier an der Euro Akademie

4. Januar 2016

An der Euro Akademie und den <link http: www.eso.de dessau external-link-new-window>Euro-Schulen Dessau fand am 17. und 18. Dezember 2015 für alle Schüler eine Weihnachtsfeier statt, die als Friedensfest bezeichnet werden darf. Daran teilgenommen haben die Schüler der <link internal-link erzieherausbildung>Erzieherausbildung und die Einstiegskursteilnehmer, hier fast ausschließlich Syrer. Die Feier entwickelte sich wider Erwarten vieler Teilnehmer auf beiden Seiten, der deutschen und der syrischen, zu einem Freudenfest im Sein, zu einer stimmungs- und freudvollen, ausgelassenen Party.

Doch das war, wie alles im Leben, kein Zufall. Das Personal vor Ort, Leiterin Jana Ilsmann, die Mitarbeiterinnen der Verwaltung sowie vom Lehrerkollegium hatten alle, teils ohne es im Detail voneinander zu wissen, an einem Strang gezogen und ihr Bestes zur Vorbereitung gegeben.

Ihr Bestes für alle, das gaben auch die Syrer des Deutsch-Integrationskurses, als sie mutig und trotz Stolzes und Vorurteile beider Seiten begannen, das Fest mit ihren Tänzen zu eröffnen. Gerade hatten sie das Kinderbuch vom syrischen Autor Rafik Shami „Hast du Angst, fragte die Maus“ im Kurs zum Deutschlernen fertig behandelt, da begann das Fest.

Die Musik klang sehr fremdländisch und doch irgendwie vertraut. Die augenscheinliche Freude am Leben zu sein, die sich im Tanz ausdrückte, die Dankbarkeit gegenüber den Gastgebern, nun selbst durch Gastgeben in der Musik und beim Tanzen ausgedrückt, und was sonst noch so alles mitschwang, es wirkte Wunder.
Noch tags zuvor hatten auf beiden Seiten, der der deutschen Erzieherschüler und der syrischen Deutschkursteilnehmer, Vorbehalte bestanden. Pegida, schnell weg von Dessau, dachte die eine Seite. Demonstrationen in Vockerode und Roßlau für und wider die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und vor Ort waren an der Tagesordnung. Was wollen die hier, mit ihren ganz anderen Werten, wir haben selbst in Deutschland schon genug Probleme in unseren Familien und Sozialsystemen, mag die andere Seite gedacht haben.

Doch wie schon erwähnt, die Musik wirkte Wunder … Der anfängliche Halbkreis der tanzenden Syrer wurde durch Deutsche geschlossen. Die ausgelassene Fröhlichkeit der sich öffnenden Herzen wirkte ganz langsam und dann immer mehr über den Kreis hinaus. Schon öffnete er sich und die Umstehenden tauschten mit den Einstiegstänzern die Plätze …

Bald darauf ging es in die liebevoll vorbereiteten Weihnachtswerkstätten. Zum Filzen von Weihnachtsbaumschmuck in Ausstechförmchen, zum Spielen weihnachtlicher Spiele, zum Singen weihnachtlicher Lieder, zur Filmvorführung über das Wunder der Weihnacht und zum Quiz über Syrien.
Ein syrisch-deutsches Mittagsbuffet mit unaussprechlichen, doch äußerst köstlichen herzhaften und süßen Speisen wie aus 1001 Nacht neben deutschen Salaten und Häppchen und das darauffolgende fröhliche, live musikalisch begleitete Märchenspiel von Hänsel und Gretel durch eine Klasse der Erzieher verbesserten die Stimmung noch weiter.

Immer wieder wurde getanzt, mal syrisch, mal deutsch. Auch „Makarena“ gab es zu bestaunen. Auf einmal waren wir gar nicht mehr so verschieden, sondern einfach nur Menschen, die zusammen Spaß hatten. Ganz präsent im Augenblick. Wir wollen alle nur glücklich und zufrieden sein, überall auf der einen Erde, die wir haben. Wir alle wollen, dass unsere Kinder in Frieden und Wohlstand gedeihen dürfen. Dass wir „zu-Frieden“ sein können. Das eint uns alle, und alles ist miteinander verbunden.

Was würde ich denn tun, wenn ich alles versucht habe - kein Land, keine Zukunft mehr sehe, wenn in meinem Land nach Jahren zermürbenden Krieges nichts mehr geht und das Leben meiner Liebsten bedroht ist oder gar ausgelöscht wurde? Das fragen sich immer mehr Deutsche.
Ich habe dann fast immer die Antwort gehört: Ich würde dorthin gehen, wo es besser ist. Wo ich dieses eine Leben in friedlichem Gedeihen leben kann. Erstmal. Doch die Sehnsucht nach der Heimat wäre immer groß.
Wenn ich das Fremde ablehne, bin ich mir selbst noch fremd. Ist das wahr? Fühlen Sie in ihr Herz, es kann Ihnen Ihre Wahrheit sagen. Vielleicht ist die Wahrheit, dass wir eins sind. Eine Menschheit zwischen Mutter Erde und Vater Himmel. Vielleicht ist es die Wahrheit, dass es ein weltweites Karma gibt und wir alle die Chance haben, auch an weltweiten Krisen gemeinsam und zusammen zu wachsen. Wer weiß, was wir Schönes an unserem Bruder, unserer Schwester entdecken?

Der Mensch gehört der Erde und nicht umgekehrt, hat einst ein alter, weiser Indianer gesagt. Vielleicht geben wir ihr lieber gemeinsam zurück, was sie uns täglich gibt. Lasst diesen Samen wachsen.
„Und wenn morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, sagte in Wittenberg ein berühmter Deutscher.Den geizigen Scrooge und den Geist der Weihnacht von Charles Dickens kennt doch hier jeder. Vielleicht lassen wir manche Lehre aus den vielen Weihnachtsmärchen in uns wirken.

Text: Frau Hamsch, Lehrerin im Einstiegskurs Deutsch


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