Im Fokus: die Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher

28. März 2018

Die Diplom-Dolmetscherin Katharina Kutzias ist Dozentin im Fachbereich Management & Internationales und Leiterin der Ausbildung zum <link _blank internal-link zum Übersetzer und>Übersetzer und Dolmetscher. Heute verrät sie, wieso Online-Übersetzungsdienste keine Gefährdung für ihre Berufsgruppe darstellen:

„Ich weiß, es ist wahrscheinlich nicht so gut, aber schau doch mal drüber, ob man es versteht.“ Diesen Satz höre ich immer wieder, wenn mir als Fachfrau für translatologische Fragen ein online übersetzter Text vorgelegt wird. Als studierte Diplom-Dolmetscherin empfinde ich allein das als eine schwierige Grundhaltung.

Zugegeben, das Prinzip Google Translate entwickelt sich weiter und heißt jetzt DeepL. Das Kölner Startup, welches dahinter steckt, schlägt die Riesen aus dem Silicon Valley, indem es als gratis Online-Übersetzungsdienst auch Wörter in ihrem entsprechenden Kontext übersetzt. Das ist einer der großen Kritikpunkte an Google Translate: Hier wird Wort für Wort übersetzt, so dass Abschnitte am Ende keinen Sinn ergeben oder sogar eine Falschaussage entsteht.

Die Technik schreitet voran

DeepL verwendet ein künstliches neuronales Netzwerk, das – laut Betreiberwebsite, genug Leistung besitzt – um eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde zu übersetzen. Da ist was dran. Aus dem Schnelltest kann gefolgert werden, dass einfachere Sachtexte sprachlich korrekt übersetzt werden. Auch einige Fachbegriffe werden nicht auseinandergenommen und absurd in einzelne, nicht sinnhaltige Abschnitte übersetzt, wie es Google oft macht. DeepL übersetzt im Kontext und wenn es ab und zu holprig klingt oder eine Konjunktion vergessen wird, kann man den Cursor auf die problematische Stelle schieben und es werden Alternativen angezeigt. Das kann durchaus als Meilenstein der Online-Übersetzung betrachtet werden.

Bedeutung und Stil gehen oft verloren

Sobald es aber an das Kriterium „Register“ (Stil) geht, hört auch DeepL auf, ein guter Übersetzer zu sein. Seien es alte deutsche Texte oder mit Soziolekt gespickte Texte aus der Popkultur. Da wird plötzlich das Verb zum Nomen und der Satz unvollständig und fehlerhaft. Auch die Konventionen, die für die Textsorte des Ausgangstextes gelten, werden nicht beachtet, so dass z. B. eine Todesanzeige einen unseriösen Unterton bekommen könnte und damit in der Zielsprache nicht mehr „funktioniert“. Und nicht zu vergessen, die sogenannten „defizitären Ausgangstexte“, also die Texte, die schon in der Ausgangssprache Fehler enthalten, die der Übersetzer mitdenkt und korrektiv übersetzt. Dafür braucht es dann doch ein noch komplexeres neuronales Netzwerk, welches bei ausgebildeten Übersetzern auf’s Genaueste geschult ist.

Mit der richtigen Ausbildung für die Praxis gewappnet

Deshalb setzen wir in der Ausbildung zum Dolmetscher und Übersetzer auf die intensive Schulung von Textverständnis und kritischem Hinterfragen von dargebotenen Inhalten.
Aus diesem Grund enthält die Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher an der Euro Akademie auch Fachmodule, welche die Teilnehmenden an komplexes Fachwissen zu gängigen Themen wie Wirtschaft und Recht heranführen, Zusammenhänge beleuchten und den Umgang mit Fachbegriffen in beiden Sprachen automatisieren. Eine kritische Herangehensweise an Texte wird bereits in den ersten Grundmodulen erworben, in denen Texte zunächst analysiert und im Anschluss auch geschrieben werden, so dass die Teilnehmenden selbst erfahren, was einen Text „im Inneren zusammenhält“, also welche Logik zu erwarten ist und welche Abweichungen davon als Fehler einzustufen sind. Einer der Hauptgegenstände der Praxismodule sind Textfunktion und Textsorte. Denn nicht zuletzt führt vor allem das Wissen um eine Textsorte und ihre Konventionen zu einer adäquaten Übersetzung.

Und um zu guter Letzt die große Gretchenfrage des Übersetzens zu beantworten: An ein Online-Übersetzungsprogramm sollte sich nur herantrauen, wer ohnehin ein gutes Händchen für Sprache und ein Auge für Texte hat. Vom Copy-Paste-Prinzip ist kein funktionsgerecht übersetzter Text zu erwarten. Übersetzer, fürchtet nicht um eure Arbeitsplätze. Die Welt wächst zusammen und will verstanden werden. Richtig verstanden werden.

 

Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur eine Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.