Die ethische Seite in der Ausbildung

19. Februar 2014

Der demografische Wandel und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Bildungseinrichtung sind ein präsentes Thema an der Euro Akademie Wittenberg. Nicht nur fachliches Können zu vermitteln, sondern auch ethische Probleme zu berücksichtigen, ist den Verantwortlichen wichtig. Redakteuer Andreas Benedix berichtete am 18. Februar 2014 in der Mitteldeutschen Zeitung darüber.

Die ethische Seite

ERWACHSENENBILDUNG Demografischer Wandel stellt neue Herausforderungen.

VON ANDREAS BENEDIX
WITTENBERG/MZ - Am Tisch von Ditmar Rudolf, Leiter des Standorts Wittenberg der Euro Akademie Bitterfeld-Wolfen in der Dessauer Straße 289, ist eine lebhafte Diskussion entbrannt. Gemeinsam mit Siegrun Höhne, Beauftragte für den Dienst auf dem Lande der Evangelischen Akademie, sowie Tino Hantschmann, stellvertretender Schulleiter aus Bitterfeld-Wolfen, befindet sich der Diplom-Wirtschaftsingenieur mitten
in einer Ideenkonferenz. Thema: Der demografische Wandel und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Bildungseinrichtung.

Seit zwanzig Jahren in der Lutherstadt präsent, hat sich die Bildungsstätte mit Schwerpunkt Sozial- und Pflegeberufe einen guten Ruf erworben. Dabei kommt es der Akademie stets darauf an, nicht nur fachliches Können zu vermitteln, sondern auch ethische Probleme zu berücksichtigen. Menschliche Zuwendung, Liebe und Achtung vor älteren und pflegebedürftigen Menschen stehen dabei im Vordergrund. Neben der
Ausbildung leistet das Unternehmen auch nachhaltige Beiträge zur qualifizierten Berufsfindung und der berufsvorbereitenden Betreuung, bis hin zum Studium.

"Leider wird über die zunehmende Anzahl von alten und pflegebedürftigen Menschen nur viel diskutiert. An praktisch umsetzbaren Maßnahmen und Hilfsangeboten fehlt es aber", schätzt Tino Hantschmann die gegenwärtige Situation ein. Das kann Ditmar Rudolf nur bestätigen: "Nicht nur die unmittelbar Betroffenen, auch die Angehörigen sind oftmals überfordert", weiß er aus seiner Erfahrung. Hier steigt Siegrun Höhne in die Diskussion ein: "Es mangelt an sozialen Treffpunkten, vor allem auf dem Lande. Den Dorfkonsum und die Kneipe gibt es vielerorts nicht mehr und den Leuten fehlt ganz einfach die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Solche Treffpunkte müssen räumlich und mit entsprechender personeller Besetzung wieder entstehen", nennt sie einen Ansatzpunkt für konkrete Schritte gegen die zunehmende Vereinsamung vieler Menschen. Auch das sich etablierende Generationenproblem könnte auf diese Weise entschärft werden, wenn Jung und Alt wieder verstärkt Gelegenheit zum Austausch haben.

"Über ein Drittel der Bevölkerung ist heute schon über fünfzig Jahre alt", resümiert Rudolf und verweist darauf, dass viel Wissen und Erfahrung verloren gehen, wenn es nicht gelingt, Kinder und Jugendliche für einen respektvollen Umgang mit den Vertretern der älteren Jahrgängen zu gewinnen.

Im Grundkonzept der Euro Akademie findet diese Forderung bereits ihren Niederschlag. So wird nach Aussage von Hantschmann Schülern angeboten, in entsprechende Pflegeeinrichtungen für ein bis zwei Tage "mal reinzuschnuppern". Dieser für die Berufswahl oftmals entscheidende Faktor ist sehr hilfreich, ein genaues Bild über die eventuelle, künftige Tätigkeit zu erlangen. "Probleme zwischen den Menschen sind immer soziale Probleme", liefert Höhne Stoff für die weitere kreative Diskussion.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.