Essensausgabe mit einer Kiste Bananen, belegten Brötchen und Brezeln unter einer Plexiglasabdeckung.

Berührende Begegnungen bei der Bahnhofsmission am Berliner Zoo

10. September 2025

Im Rahmen des Unterrichtsfachs „Diversitätssensibel pflegen“ haben die angehenden Pflegefachassistent*innen der Euro Akademie Berlin am Donnerstag, den 21. August, die Stadtmission am Bahnhof Zoologischer Garten besucht. Ziel der Exkursion war es, die Angebote der Einrichtung kennenzulernen, die seit Jahrzehnten Anlaufstelle für Menschen in Not ist – insbesondere für Obdachlose, aber auch für arme ältere Menschen.

Schon beim Betreten des Gebäudes spürten wir eine besondere Atmosphäre – eine Mischung aus geschäftiger Hilfe, warmem Miteinander und der Schwere der Geschichten, die hier präsent sind. Im vollbesetzten Aufenthaltsraum fand gerade ein Treffen für ältere Menschen statt, die das gesellige Miteinander und die Gastfreundschaft der ehrenamtlichen Helfer*innen beim kostenlosen Frühstück sichtlich genossen. 

Der Raum ist farbenfroh mit Bildern und Dekor geschmückt, die von den Betroffenen zum Thema „Hoffnung, Liebe, Glauben“ selbst geschaffen wurden. 

Hier haben die Workshop-Teilnehmenden festgehalten, was für sie das Wichtigste im Leben ist:

Ein Ort, an dem jeder zählt

Die Mitarbeitenden der Mission empfangen uns freundlich. Sie erklären, dass hier niemand nach seiner Vergangenheit gefragt wird. „Jeder Mensch wird so angenommen, wie er ist“, sagt ein Mitarbeiter, während er uns durch die Räume führt. 

In der Küche werden gerade Lebensmittel-Spenden ausgepackt. Täglich werden sie an 600 bis 800 Bedürftige ausgegeben.

Ein Ort mit lebendiger Geschichte und der konkreten Hilfe

Früher befand sich hier eine Polizeistation. Als die Räume später für die Stadtmission umgebaut wurden, blieb die Arrestzelle erhalten. Beim Betreten spürt man die erdrückende Enge fast körperlich. An den Wänden hängen Porträts von Christiane F., deren Schicksal als obdachlose und drogenabhängige junge Frau durch den Film und das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ bekannt wurde. 

In den Hygieneräumen der Stadtmission wird einfache Wundversorgung geleistet. Obdachlose Menschen können hier duschen und bei Bedarf neue Kleidungsstücke erhalten. Es stehen barrierefreie Dusch-/WC-Räume dafür zur Verfügung, die nach jeder Benutzung sofort gereinigt und desinfiziert werden.

Einzelschicksale als Teil des großen Ganzen begreifen

Wir erfahren, wie wichtig Empathie, Geduld und Verständnis sind – Fähigkeiten, die auch in unserem späteren Beruf als Pflegefachassistent*innen eine zentrale Rolle spielen. Der Besuch verdeutlicht uns, dass hinter jedem Menschen eine Geschichte steckt, die man nicht auf den ersten Blick erkennt.

Die Auszubildenden haben gelernt, dass Armut und Obdachlosigkeit prinzipiell jeden, ob jung oder alt, treffen können, z.B. durch psychische Erkrankungen, Süchte o. Ä. Oft sind es unglückliche Verkettungen von Schicksalsschlägen und/oder Abhängigkeiten, die zum Leben auf der Straße führen. So lernen wir bei unserem Besuch zwei Männer kennen, die vor einigen Jahren auf der Suche nach Arbeit und der Hoffnung auf einen Neuanfang in die deutsche Hauptstadt gekommen waren. Nach Verlust der Arbeit kamen Alkohol- und Drogenabhängigkeit dazu, bis sie schließlich die Miete nicht mehr zahlen konnten und ihre Wohnungen verloren. Beide leben jetzt von Spenden bzw. vom Betteln auf der Straße.

Fazit des Tages

Als wir die Bahnhofsmission verlassen, begleitet uns ein Gefühl der Dankbarkeit – und die Erkenntnis, dass Hilfe oft schon damit beginnt, anderen Menschen zuzuhören und ihnen mit Respekt zu begegnen.

„Dieser Tag hat mir gezeigt, dass Pflege mehr ist als medizinische Versorgung – es bedeutet auch, Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht aufzugeben“, sagt ein Schüler zum Abschluss.

 

Text und Bilder: Ilana Tautz (Lehrkraft an der Pflegeschule der Euro Akademie Berlin)

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.