
Lernen durch kulturelle Vielfalt
Im Pflegealltag treffen mit Pflegekräften, Patient*innen und deren Angehörigen ständig Menschen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen aufeinander. Unterschiedliche Werte, Traditionen und Kommunikationsstile können zu Herausforderungen führen, aber auch eine Bereicherung sein. Umso wichtiger ist es, dass angehende Pflegefachassistent*innen frühzeitig lernen, sich auf kulturelle Vielfalt einzulassen und einfühlsam darauf zu reagieren.
Kultursensibilität in der Pflege
Aus diesem Grund unternahmen unsere Auszubildenden am Montag, den 25. November eine spannende Exkursion ins Haus der Kulturen der Welt (HKW). Ziel des Besuchs war es, ein tieferes Verständnis für den Themenkomplex „Diversitätssensibles Pflegen“ zu entwickeln. Der Besuch im HKW gab unseren Auszubildenden die Möglichkeit, kulturelle Sensibilität in der Kunst zu erleben und zu reflektieren, wie sie ihre Erkenntnisse im Pflegealltag umsetzen können.
Das HKW bietet eine beeindruckende Plattform für Kunst, Musik und Diskussionen zu globalen Themen wie Migration, Identität und Diversität. Die aktuelle Ausstellung, die wir gemeinsam erkundet haben, trägt den Titel: „Vergib uns unsere Schuld – Von (un)wirklichen Grenzen, (Un-)Moral und anderen Überschreitungen“. Die Auszubildenden entdeckten Überraschendes über das Leben und (Fremd-)Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen, setzten sich mit kulturellen Vorurteilen und Stereotypen auseinander und stellten Überlegungen an, wie sie die neu gewonnenen Einsichten in ihr pflegerisches Handeln integrieren wollen.
Lassen wir die angehenden Pflegefachassistent*innen nun selbst zu Wort kommen:
„Ich habe verstanden, wie wichtig es ist, die Geschichten der Menschen hinter den Kulturen zu sehen. Viele Patient*innen bringen eine lange Lebensreise mit – das sollten wir in der Pflege immer im Hinterkopf behalten.“
„Der Gesang erinnerte mich an meine kurdische Heimat.“
„Ich finde diese Ausstellung schön und interessant. Es waren viele verschieden Grafiken und Gegenstände, die mit Geist, Seele und Schmerz verbunden werden. Es wurden viele Farben in Bilderrahmen oder in Stoffe gemalt.“
„Welche Lösungen hat unser Land? Was haben die Frauen und Kinder auf der Flucht erlebt? Welche Schicksale verbergen sich? Ich empfinde Mitleid, aber auch Neugier zu Menschen auf dem Bild. Vielleicht weil ich auch sehr viel reise und meine Familie in der Welt „zerstreut“ ist.? Ich bin auch „ein Flüchtling“ in dieser Welt und diese Welt ist nicht mein Zuhause. Was treibt die Menschen zur Flucht? Wenn ich in der Pflege die (geflüchteten) Frauen treffen werde, werde ich biographische Arbeit durchführen, um Vorurteile abzubauen. Ich werde versuchen, für persönliche Geschichten von geflüchteten Frauen offen zu sein und diese mit Respekt zu behandeln.“
Pflege als Brücke zwischen unterschiedlichen Lebensgeschichten
Der Besuch im HKW war nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern auch ein Meilenstein in der Ausbildung der angehenden Pflegekräfte. Er zeigte, wie wichtig es ist, Menschen individuell wahrzunehmen und auf ihre kulturellen Hintergründe einzugehen. Diversity-Kompetenz bedeutet, offen, respektvoll und sensibel mit den unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen umzugehen. Das ist nicht nur im Pflegebereich wichtig, sondern auch für das Miteinander in unserer Gesellschaft allgemein.
Die Exkursion ins Haus der Kulturen der Welt war ein voller Erfolg und zeigte, wie kulturelles Lernen in der Pflegeausbildung praxisnah gestaltet werden kann. Die Auszubildenden kehrten nicht nur mit vielen neuen Eindrücken von dort zurück. Dieser Tag hat auch verdeutlicht: Pflege ist mehr als eine Aufgabe – sie ist eine Brücke zwischen Menschen, Kulturen und Lebensgeschichten.
Text: Ilana Tautz (Lehrkraft an der Pflegeschule für die Ausbildung nach PflFAG)
Quelle Beitragsbilder: © Haus der Kulturen der Welt


