Für ein Gruppenfoto haben sich die Schüler*innen in einer Ecke des Klassenzimmers gesammelt. Sie sitzen und stehen teilweise. Jede*r Schüler*in hält ein Buch bzw. eine Broschüre des Projekts ReSi in die Kamera.

Wo die Katze nicht gestreichelt werden will

15. Mai 2025

Es dürfte selten bis gar nicht vorkommen, dass eine Katze in einem Berufsseminar die Regie übernimmt. In der Euro Akademie für Sozialpädagogik hatte vorvergangenen Mittwoch „Resi“ die Hauptrolle, als es für die angehenden Erzieher*innen einen ganzen Unterrichtstag darum ging, Kinder gegenüber Gewalt zu stärken und mit ihnen zu lernen, Übergriffe zu erkennen und die eigenen Gefühle richtig zu benennen. Oder schlicht: Ihre künftige Berufspflicht nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen auszurichten.

Die 35 angehenden Erzieher*innen – alle im dritten Ausbildungsjahr, setzen sich an diesem Seminartag mit dem Konzept „Resilienz und Sicherheit“ auseinander. Was ihnen dabei hilft, ist eine Handpuppe. „Katze Resi“ ist allerdings kein Spielzeug, sondern pädagogisches Werkzeug: „Die Katze erklärt den Kindern, wie und ob sie gerade gestreichelt werden möchte und was sie gerade gar nicht mag“, erklärt Teilnehmerin Carla Heßler. Damit hat Resi sozusagen Vorbildcharakter – die Kinder lernen schon im Vorschulalter, Grenzen zu ziehen. Zusätzlich lernen Kinder, ihre Gefühle richtig zu deuten und Situationen einzuschätzen: Die Cartoon-Katzen auf den zahlreichen „Gefühlskarten“ des Resi-Konzeptes zeigen dank ihrer überzeichneten Mimik eine breite Skala zwischen Freude und Ablehnung. „Damit können die Kinder ihre eigenen Empfindungen deuten und ihre Reaktion auf Unangenehmes oder gar Bedrohung richtig abstimmen“, hat Marie Drexler zusammen mit den anderen Teilnehmer*innen herausgefunden, „und besonders wichtig: Sie lernen es auch, genau das zu sagen!“, meint sie.

Kursleiterin Teresa Wagner, Mitarbeiterin des Resi-Projektes, vermittelt den angehenden Erzieher*innen eindrücklich, wie wichtig es ist, dass Kinder ihre Körperteile richtig benennen können. „Wenn ein Kind erklärt: „Mein Bruder hat mir an die Quarktasche gefasst“, dann kann das zu argen Missverständnissen führen, weil die Erzieherin nicht weiß, wie sie darauf reagieren soll“, sagt Kursteilnehmerin Fatema Osman.

Warum dieses Thema gerade an der Euro Akademie für Sozialpädagogik so hoch gehängt wird, ist allen Beteiligten nur zu einleuchtend: Erzieher*innen, besonders in Kitas, sind vom Gesetzgeber verpflichtet, neben der eigentlichen pädagogischen Tätigkeit darauf zu achten, wenn ein Verdacht auf Kindeswohlvernachlässigung oder gar -gefährdung entstanden ist. Und im Zweifelsfall Erziehungshilfen anzubieten und mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten. Wobei Utensilien wie die Handpuppe „Resi“ oder die Katzenkarten „kein bloßes Ermittlungsinstrument sein sollen“, stellt Nathan Mok, künftiger Erzieher, klar: „Aber es kann uns helfen, einen reinen Verdacht richtig einzuschätzen. Und außerdem macht es die Kinder schlichtweg widerstandsfähiger, hilft ihnen abzuschätzen, was ein „gutes“ und was ein „schlechtes“ Geheimnis ist“, so der Student.

„Resi – Resilienz und Sicherheit“ ist ein Projekt der Technischen Hochschule Nürnberg. Das Gewaltpräventionskonzept richtet sich bundesweit an 3- bis 6-jährige Kinder, deren Eltern sowie an die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas und wird vom Bundesministerium für Justiz gefördert.

Text und Fotos: Hans-Christoph Borucki

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
Für ein Gruppenfoto haben sich die Schüler*innen in einer Ecke des Klassenzimmers gesammelt. Sie sitzen und stehen teilweise. Jede*r Schüler*in hält ein Buch bzw. eine Broschüre des Projekts ReSi in die Kamera.
Ein Klassenzimmer ist prall gefüllt mit Schülerinnen (in erster Linie) und Schülern, zwei von ihnen stehen sogar ganz hinten an der Wand. Die Personen scheinen allesamt sehr fröhlich zu sein.
Auf einem Tisch sind verschiedene Medien zum Projekt versammelt: die Broschüre "ReSi+", das Buch "Bildergeschichten mit Resi und Ralf", ein Bildkartenset namenes "Was ist los bei den Schafen auf der Weide", das Buch "Orte zum Wohlfühlen" und ein Ordner mit verschiedenen Arbeitsblättern.