Eine junge Frau steht lächelnd in einem Konferenzraum, vermutlich in einer politischen oder institutionellen Umgebung. Sie trägt eine beige-schwarze Strickjacke, ein gestreiftes Oberteil und hat eine beige Tasche über der Schulter sowie ein Namensschild um den Hals. Im Hintergrund sieht man mehrere Personen, Tische mit Bildschirmen und eine große runde Decke mit eingelassenen Lichtern.

Alumni im Gespräch: Interview mit Cheyenne Kadner

16. Juni 2025

I. Persönliche & berufliche Entwicklung  

1. Könntest du dich bitte kurz vorstellen?

 „Hallo, mein Name ist Cheyenne Kadner. Ich bin 29 Jahre alt und habe im Jahr 2014 meine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin an der Euro Akademie Bamberg erfolgreich abgeschlossen. Anschließend absolvierte ich dort bis 2017 eine weiterführende Ausbildung zur Übersetzerin, die ich ebenfalls erfolgreich beendete.“

2. Was hat dich damals dazu bewogen, an der Euro Akademie deine Ausbildung zu absolvieren? 

 „Schon während meiner Schulzeit zählten Sprachen zu meinen stärksten Fächern. Im Rahmen eines Berufstrainings bei der Bundesagentur für Arbeit absolvierte ich einen Eignungstest, der zeigte, dass eine sprachbezogene Ausbildung gut zu mir passen könnte. Daraufhin informierte ich mich über entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten in Bamberg. Mein Berufsberater machte mich schließlich auf die Euro Akademie aufmerksam. Im Rahmen eines einwöchigen Praktikums durfte ich dann am Unterricht teilnehmen. Die Erfahrung hat mich so begeistert, dass ich mich nach meinem Schulabschluss für die Ausbildung an der Euro Akademie entschieden habe.“

3. Wie sah dein Karriereweg nach dem erfolgreichen Abschluss aus? Welche Stationen hast du durchlaufen? 

“Da gab es einige Stationen. Im zweiten Jahr meiner Ausbildung zur Übersetzerin habe ich den Bachelor in Fachübersetzen mit den Schwerpunkten Technik und Wirtschaft als Begleitstudium parallel zur Übersetzerausbildung an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt begonnen. Dazu gehörte auch ein Auslandspraktikum, das ich 2017 als Projektmanagerin bei Language Connections, einem kleinen Übersetzungsbüro in Boston, Massachusetts, absolvierte. Das Praktikum war zwar unbezahlt, aber ich wollte die Chance unbedingt nutzen und ein paar erste Berufserfahrungen im Ausland sammeln. Anschließend schloss ich den Bachelor mit einem Semester Vollzeitstudium und Bachelorarbeit in Würzburg ab. Danach stand die Entscheidung an: Masterstudium – ja oder nein? Schließlich entschied ich mich für den Masterstudiengang Translation Science & Technology an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Das Programm war stark technologieorientiert und zukunftsweisend. Das war ein entscheidender Aspekt für mich, da sich die Übersetzungsbranche im Zuge der Entwicklungen rund um Neuronale Maschinelle Übersetzung (NMÜ) grundlegend veränderte. Das Masterprogramm verband Teile der Humanübersetzung mit moderner Sprachtechnologie und empirischer Linguistik. Auch Korpuslinguistik und Programmierung waren Teil des Studiums.

Parallel zum Studium konnte ich wertvolle Arbeitserfahrungen sammeln: Ich war als Werkstudentin in einem Übersetzungsbüro in Saarbrücken tätig, habe als wissenschaftliche Hilfskraft im Sonderforschungsbereich 1102 – Informationsdichte und sprachliche Kodierung auf dem Campus gearbeitet oder habe als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache an einer Saarbrücker Sprachschule unterrichtet.

Für meine Masterarbeit entschied ich mich, diese extern bei MULTIVAC zu schreiben – einem Maschinenbauunternehmen im Allgäu, das auf Verarbeitungs- und Verpackungslösungen spezialisiert ist. Dort durfte ich ein Projekt begleiten, das der Frage nachging, ob sich der Übersetzungsprozess von Betriebsanleitungen für Verpackungsmaschinen mithilfe künstlicher Intelligenz beschleunigen und gleichzeitig kosteneffizienter gestalten lässt. Auf diese Arbeit und meine Zeit im Allgäu blicke ich mit Freude zurück.

Nach dem erfolgreichen Abschluss meines Masters zog ich ins schöne Trier für ein fünfmonatiges Praktikum bei der EU-Kommission in Luxemburg in der deutschen Sprachabteilung der Generaldirektion Übersetzung. Anschließend kehrte ich nach Saarbrücken zurück und arbeite nun als DaF-Dozentin am Internationalen Studienzentrum Saar (ISZ) auf meinem alten Universitäts-Campus.“

 II. Studium & Einfluss auf den Karriereweg 

4. Inwiefern hat deine Ausbildung dich auf deinen jetzigen Beruf vorbereitet? 

“Als jemand, der selbst Sprachen gelernt hat, kann ich mich heute sehr gut in meine Kursteilnehmer*innen hineinversetzen. Ich verstehe, welche Herausforderungen sie beim Sprachenlernen erleben, was sie ermutigt oder entmutigt, und welche Lernmethoden besonders gut funktionieren. 

Sowohl die allgemeinsprachlichen als auch fachsprachlichen Übersetzungsübungen in der Ausbildung haben mich ebenfalls gut vorbereitet. Besonders die Kurse im Simultandolmetschen waren eine wertvolle Erfahrung, da ich heute ehrenamtlich in der Kirche als Simultandolmetscherin arbeite.” 

5. Welche Projekte oder Kurse haben dir besonders viel Spaß gemacht? 

“An der Euro Akademie Bamberg habe ich besonders gerne die Kurse in Landeskunde “USA” und “Großbritannien” besucht, da mich die Geschichte und Kultur beider Länder interessierten. Auch die Kurse in Textproduktion haben mir viel Freude bereitet – das Recherchieren zu bestimmten Themen, das Verfassen von Aufsätzen und das kreative Schreiben haben mir immer Spaß gemacht. Ebenso haben mir die Kurse im Gesprächs- und Simultandolmetschen gefallen. Sie waren zwar herausfordernd und mitunter stressig, aber gerade diese Herausforderung hat mich motiviert, da ich mich dadurch weiterentwickeln konnte.  

Ein besonders prägender Moment gegen Ende meiner Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin war die große Unterstützung, die ich in einer schwierigen Lebensphase vom Kollegium der Schule erfahren habe. Kurz vor meinem Abschluss verstarb ein nahes Familienmitglied. In dieser Zeit war die familiäre Atmosphäre an der Schule für mich eine wertvolle Stütze. Besonders vor den Abschlussprüfungen wurde ich immer wieder ermutigt: „Du wirst es schaffen!“

Ein weiteres persönliches Highlight war das Stipendium für die anschließende Ausbildung zur staatlich geprüften Übersetzerin. Ohne diese finanzielle Unterstützung hätte ich mir die Ausbildung zu diesem Zeitpunkt nicht leisten können. Ich bin sehr dankbar für die Hilfe und dafür, dass sich das Team der Euro Akademie Bamberg so engagiert für Menschen einsetzt, denen finanzielle Mittel fehlen. Diese Erfahrung hat mich gestärkt und motiviert, meinen Weg konsequent weiterzugehen.

6. Welche Kompetenzen oder Soft Skills aus deiner Ausbildung helfen dir heute am meisten? 

Die praxisnahen Übersetzungsübungen haben mich gut auf das Berufsleben vorbereitet. Doch auch Soft Skills spielen eine große Rolle, besonders die Interaktion zwischen Lehrkraft und Kursteilnehmer*innen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist zu verstehen, was Lernende motiviert oder entmutigt. Die persönliche Beziehung zur Lehrkraft kann dabei einen erheblichen Unterschied machen – das habe ich selbst erfahren und lasse diese Erkenntnis heute gezielt in meine eigene Unterrichtspraxis einfließen.“

7. Hattest du während deiner Ausbildung ein klares Berufsziel oder hat sich dies erst später entwickelt? 

 “Anfangs habe ich die Fremdsprachenkorrespondenten-Ausbildung mit dem Ziel begonnen, später in einer Assistenzrolle zu arbeiten. Doch im Laufe der Zeit hat sich mein Interesse weiterentwickelt – besonders für die Arbeit in den EU-Institutionen, beim Parlament oder der Kommission. Während meines Studiums habe ich als Übersetzerin gearbeitet, aber auch im Bereich der Sprachwissenschaften auf dem Uni Campus, im Projektmanagement und als DaF-Lehrkraft. Bei der EU-Kommission habe ich dann festgestellt, dass das reine Übersetzen von 8 bis 17 Uhr für mich zu wenig Abwechslung bietet. Im Rückblick hat mir das Unterrichten am meisten Spaß gemacht. Deshalb habe ich mich entschieden, in die Lehre zu gehen. Als Lehrkraft sehe ich den direkten Sinn meiner Arbeit und kann die Fortschritte meiner Kursteilnehmer*innen miterleben – das motiviert mich sehr.” 

III. Herausforderungen & Erfolge 

 9. Was waren die größten Herausforderungen auf deinem Karriereweg und wie hast du diese gemeistert? 

“Letztes Jahr habe ich eine größere persönliche und berufliche Krise durchlebt. Mein langjähriger Traum, bei einer EU-Institution zu arbeiten, wurde Realität – doch dann musste ich feststellen, dass es mich nicht so erfüllte, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Die größte Herausforderung bestand darin, das zu akzeptieren und eine neue Richtung einzuschlagen. Ich habe erkannt, dass die Fähigkeiten und Erfahrungen aus meiner Ausbildung und meinem Studium auch in anderen Bereichen wertvoll sind. Aktuell kann ich somit mein Wissen in der Lehre gezielt anwenden – und das macht mich glücklich.”  

10. Gibt es ein besonderes Erfolgserlebnis oder einen Meilenstein, auf den du besonders stolz bist? 

“Ein wichtiger Meilenstein war meine Masterarbeit bei MULTIVAC. Ich habe dort in einem Team aus Ingenieuren und technischen Redakteuren gearbeitet, die bislang wenig Erfahrung mit dem Einsatz von KI im Übersetzungsprozess hatten. Durch meine Expertise konnte ich wertvolle Impulse geben und wirklich etwas bewegen. Es war eine großartige Erfahrung, mein Wissen aus dem Studium erstmals in der Industrie anzuwenden – weg vom Uni-Alltag, direkt in der Praxis. Das hat mir nicht nur viel Spaß gemacht, sondern auch bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.” 

IV. Rückblick & Tipps für Studierende 

11. Wenn du zurückblickst: Was würdest du deinem jüngeren Ich während der Ausbildung raten? 

“Ein wichtiger Ratschlag für jede*n, der oder die in die Arbeitswelt startet meiner Meinung nach, ist, so viele praktische Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Gerade am Anfang einer Karriere ist es essenziell, die Theorie in der Praxis anzuwenden und die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Doch hier gibt es eine entscheidende Grenze: Es ist wichtig, den eigenen Wert nicht aus den Augen zu verlieren. 

Besonders in Bereichen wie Übersetzung, aber auch in vielen anderen kreativen Berufen, wird oft mit der Illusion geworben, dass unbezahlte oder schlecht bezahlte Arbeit einen späteren Karriereschub bringen könnte. Es mag in einigen Fällen sinnvoll sein, eine gewisse Zeit im Niedriglohnbereich zu arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln und sich einen Namen zu machen. Doch Vorsicht ist geboten: Es darf nicht dazu führen, dass man sich ausbeuten lässt.” 

12. Welche Tipps hast du für aktuelle Studierende und junge Absolvent*innen, die eine ähnliche Karriere anstreben? 

„Nutze jede Gelegenheit, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese helfen nicht nur, das theoretische Wissen anzuwenden, sondern geben auch wertvolle Einblicke in die Branche und erleichtern den Berufseinstieg. Es ist wichtig, sich zu fragen, ob man diesen Beruf wirklich aus Leidenschaft wählt oder ob äußere Einflüsse, wie beispielsweise der Druck von Eltern oder gesellschaftliche Erwartungen, eine Rolle spielen. Nur wer aus Überzeugung handelt, wird langfristig erfolgreich sowie zufrieden sein. Bevor du dich für einen Beruf entscheidest, frage dich, ob du dich gut informiert hast und die nötigen Fähigkeiten mitbringst. Eine ehrliche Selbstreflexion hilft, den richtigen Beruf zu wählen und sich nicht in einer unpassenden Rolle zu verlieren. Stelle sicher, dass der Beruf wirklich zu deinen Interessen und Werten passt.”

 

Das Interview führte: Jill Semidei
 

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
Eine junge Frau steht lächelnd in einem Konferenzraum, vermutlich in einer politischen oder institutionellen Umgebung. Sie trägt eine beige-schwarze Strickjacke, ein gestreiftes Oberteil und hat eine beige Tasche über der Schulter sowie ein Namensschild um den Hals. Im Hintergrund sieht man mehrere Personen, Tische mit Bildschirmen und eine große runde Decke mit eingelassenen Lichtern.