Power Nap: ein Plädoyer für den Mittagsschlaf

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Im Kindergarten war die Welt noch in Ordnung: Pünktlich um 12:30 Uhr legten wir uns alle auf den Boden, ich kuschelte mich mit meinem Kuschelpanda Hermann unter die Decke und schlummerte ein Stündchen, bis es nach draußen zum Spielen ging. Im Büro gibt es noch nicht mal einen Ruheraum und wenn ich mit Hermann auf dem Boden kuschele, gucken die Kolleg*innen ganz komisch – gemein! Dabei gibt es eine Reihe von Studien, welche die positiven Effekte des Mittagsschlafes (oder moderner: des Power Naps) bestätigen.

„Lieber acht Stunden Büro als gar keinen Schlaf“, so heißt es. Schön wär’s! Ausreichend Schlaf ist nämlich das A und O, um konzentriert und effektiv arbeiten zu können. Für die meisten Menschen sind das sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht – doch das schafft leider nicht jede*r. Helfen kann das kurze Schläfchen nach dem Mittagessen: der Power Nap bringt schnell neue Energie.

Im Einklang mit der inneren Uhr

„Eigentlich entspricht es dem normalen Biorhythmus des erwachsenen Menschen, zweimal, also nachts und mittags, zu schlafen.“, so der Schlafforscher Göran Hajak im Interview mit Spiegel Online. Deshalb sei das bekannte Mittagstief auch ganz normal – unabhängig davon, ob man üppig zu Mittag isst. Das Nickerchen am Mittag liegt uns also in den Genen. Wer seinem natürlichen Schlafrhythmus folgt, ist erfrischter und leistungsfähiger. Mit einer Ausnahme: Länger als 30 Minuten sollte man nicht nappen. Dann beginnt nämlich die Tiefschlafphase und das Aufwachen fällt schwer.

Darf man das?

Ein kurzer Mittagsschlaf bringt also nur Vorteile – und trotzdem bin ich mir sicher, dass Sie nicht im Büro schlafen. Da ist nämlich diese innere Stimme, die uns davon abhält: „Das wirkt doch schrecklich faul, was sollen denn die Kolleg*innen denken?“ In Deutschland ist das Nickerchen im Büro noch verpönt und nur sehr fortschrittliche Unternehmen bieten ihren Mitarbeiter*innen Ruheräume an. Womit wir gleich beim zweiten Problem wären: Im Großraumbüro mit dem Kopf auf dem Schreibtisch will niemand schnarchen. Um den Power Nap im Büro attraktiver zu machen, fehlen also auch einfach geeignete Schlafmöbel und -räume. Verboten ist das Nickerchen aber natürlich nicht. Und vielleicht braucht es nur mehr Arbeitnehmer*innen, die regelmäßig ratzen, um eine Änderung herbeizuführen. Lassen Sie uns gemeinsam für den Mittagsschlaf kämpfen!

Anwesend sein und schlafen

Im asiatischen Raum ist der Power Nap am Arbeitsplatz längst Alltag. In Japan ist das „Inemuri“ (anwesend sein und schlafen) zum Beispiel erwünscht und hoch angesehen, zeigt es doch, dass man sich bei der harten Arbeit völlig verausgabt hat und nun erschöpft ist. In China ist der Mittagsschlaf sogar als Grundrecht im Gesetz – dafür sind Arbeitszeiten von bis zu 12 Stunden pro Tag für die Chines*innen ganz normal.

Viele US-Unternehmen fördern inzwischen das Nickerchen im Büro. Spezielle Schlafräume bieten den Mitarbeitenden Ruhe und Entspannung, um effektiv Energie zu tanken. Hoffen wir, dass dieser Trend auch bald nach Deutschland gelangt – damit ich endlich wieder pünktlich um 12:30 ein Stündchen schlummern kann!

Bildquelle Beitragsbild: © VGstockstudio /shutterstock.com

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Autor

Anna Rüppel

Anna Rüppel ist mit 1,78 m die Größte, wenn es um Ausbildung und Beruf geht. Als Kind war sie kleiner. Von April 2019 bis November 2022 schrieb sie kleinere und größere Artikel für das Euro Akademie Magazin.