Lesetipp: Warum Mädchen keine Puppenmamas und Jungs keine Piraten sind

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Jungs sind anders als Mädchen. Stimmt. Vor traditionellen Geschlechterklischees sollten wir uns dennoch hüten. Lassen Sie die Kinder selbst entscheiden, was sie mögen, welche Farben sie bevorzugen, ob sie gerne mit Puppen spielen oder nicht. Ganz unabhängig vom Geschlecht.

Ein dreijähriger Junge greift beim Einkaufen begeistert nach einem rosafarbenen T-Shirt – ein entsetzter Blick der Mutter und der Satz „das ist doch für Mädchen“ sind viel mehr, als ein kleiner Eingriff in den Kleidungsgeschmack. Der Junge erfährt durch das Verhalten seiner Mutter, dass bestimmte Dinge für ihn tabu sind.

Puppenmamas und Piratensöhne

Auch Spielzeug und Einrichtung des Kinderzimmers sind in den meisten Köpfen klar nach Geschlecht sortiert – Puppe und rosa Farbpalette für Mädchen, Feuerwehrauto und blaue Farben für Jungen. Wie beliebig die Zuordnung von Farben nach Geschlecht ist, zeigt die Tatsache, dass bis in die 1940er Jahre kleine Mädchen Blau trugen und Jungs in Rosa gekleidet waren. Damals war Rosa das „kleine Rot“ – die Farbe der Männlichkeit. Während Blau den Mädchen vorbehalten war, da sie als Farbe der Jungfrau Maria galt.

Genderbewusste Erziehung für eine freie Entfaltung

Petra Focks, Autorin des Buches „Starke Mädchen, starke Jungen. Genderbewusste Pädagogik in der Kita“, plädiert für eine möglichst freie Entfaltung beider Geschlechter. Wilde Mädchen und sanftmütige Jungs entsprechen nicht unseren gängigen Vorstellungen. Gehen wir nicht bewusst mit unserer eigenen Schere im Kopf um, beurteilen wir ungerecht – bis hin zur Ausgrenzung.

Alleine der Glaube daran, dass Jungs besser rechnen und Mädchen die Nase vorn haben im Bereich der Sprachen, beeinflusst uns mehr als wir denken. Der sogenannte „Rosenthal-Effekt“, durchgeführt in den 1960er Jahren von dem gleichnamigen amerikanischen Psychologen, bestätigt, wie sehr die Sicht anderer Menschen unsere Leistung beeinflusst.

In seinem Experiment wurden den Lehrern einige Schüler als besonders begabt vorgestellt, waren es aber gar nicht. Trotzdem schnitten sie in folgenden Tests deutlich besser ab als ihre Mitschüler. Weil ihre Lehrer von ihren Fähigkeiten überzeugt waren, behandelten sie die vermeintlich begabteren Schüler anders als den Rest der Klasse.

Gerade im Kindergartenalter testet der Nachwuchs, auf der Suche nach der eigenen Identität, seine geschlechterspezifischen Merkmale aus. Hier werden die Weichen dafür gestellt, ob Kinder ihre Interessen und Talente frei von Vorurteilen und Geschlechterklischees finden und leben können.

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