Bossing – wenn Vorgesetzte ihre Mitarbeiter mobben

0

Es ist nicht gleich Bossing, wenn der Chef einmal einen schlechten Tag hat und Sie seine miese Stimmung abbekommen. Fühlen Sie sich allerdings über längere Zeit hinweg ungerecht behandelt, sollten Sie das nicht auf sich beruhen lassen.

Ein schwieriges Thema: Ausgrenzung durch den Vorgesetzten

Mobbing ist seit einigen Jahren immer wieder Thema in Schulen und Unternehmen – branchenübergreifend und unabhängig von Alter und Geschlecht. Das Phänomen des systematischen Ausgrenzens findet meist unter Kollegen statt. Dass auch Chefs sich fieser Psychospiele bedienen, ist weit weniger bekannt. Beim Bossing gibt es, wie beim Mobbing, eine gemeine Zermürbungstaktik – nur dass nicht die Kollegen die Übeltäter sind, sondern der Vorgesetzte.

Eines ist klar, wenn Sie Ziel eines solchen Angriffes durch den Vorgesetzten sind, haben Sie keine gute Zeit vor sich. Denn Sie sind nicht auf einer Hierarchieebene mit Ihrem Chef und können sich nicht so zur Wehr setzen, wie Sie es vielleicht bei gleichgestellten Kollegen tun würden. Trotzdem dürfen Sie sich auf keinen Fall in die Ecke drängen lassen.

Was passiert beim Bossing?

  • Der Mitarbeiter wird vor Kollegen mit unsachlichen persönlichen Bemerkungen öffentlich lächerlich gemacht.
  • Fehler werden als Gelegenheit genutzt, die „Unfähigkeit“ des Mitarbeiters unter Beweis zu stellen.
  • Wichtige Informationen kommen beim Bossing-Opfer nicht an – Unwissenheit führt zu Fehlern.
  • Der Vorgesetzte kontrolliert den Mitarbeiter bis ins kleinste Detail.
  • Abfällige Bemerkungen und härteste Kritik häufen sich über einen längeren Zeitraum hinweg.
  •  Der betroffene Mitarbeiter bekommt Aufgaben, die er nicht bewältigen kann.
  • Dem Mitarbeiter werden systematisch Kompetenzen abgesprochen, Aufgabengebiete weggenommen.
  • Der Vorgesetzte lässt den Mitarbeiter trotz vereinbarten Terminen immer wieder warten –
    auf diese Weise spielt er seine Machtposition aus.

Gründe für Bossing:

  • Der Vorgesetzte hat selbst kein gutes Selbstbewusstsein und missbraucht seine Macht gegenüber den Arbeitnehmern, die ihm fachlich gefährlich werden könnten.
  • Das Unternehmen möchte eine Kündigung seitens des Mitarbeiters erwirken.
  • Persönliche Antipathie kann ebenso der Auslöser für ein fieses Verhalten des Chefs sein.

Es ist nicht einfach, dem Chef Bossing im Ernstfall nachzuweisen. Deshalb sollten Sie frühzeitig Warnsignale erkennen und die richtigen Schritte einleiten.

Das können Sie tun:

  • Sprechen Sie mit Freunden oder einem Coach über die Situation und schildern Sie genau, was alles vorgefallen ist. Bitten Sie um die Meinung der Vertrauten, ob Sie an der einen oder anderen Stelle zu sensibel reagieren oder ob es sich bei dem Verhalten des Chefs eindeutig um Bossing handelt.
  • Führen Sie Tagebuch.
    Darin notieren Sie alle diskriminierenden Bemerkungen, jede Bloßstellung vor Kollegen und jede vorenthaltene Information, die zu einem vermeintlichen Fehler führt.
  • Bleiben Sie souverän.
    Wenn sich Ihr Chef im Ton vergreift, lassen Sie sich nicht provozieren, sondern bleiben Sie so ruhig und sachlich wie möglich.
  • Suchen Sie die Unterstützung durch Kollegen
    In einem solchen Fall spüren Sie schnell, ob Sie sich auf Ihre Kollegen verlassen können und das Team hinter Ihnen steht. Aus Angst vor Konsequenzen werden Ihnen wahrscheinlich nicht alle Kollegen den Rücken stärken.
  • Suchen Sie ein klärendes Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten.
  • Suchen sie Hilfe beim Betriebsrat.
    Da kleine und mittelständische Unternehmen oft keine Interessenvertretung der Arbeitnehmer haben, könnte als letzte Maßnahme der Gang zum Anwalt nötig sein.
  • Schließen Sie eine gute Rechtschutzversicherung ab.
    Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, werden Sie diese brauchen.

Mobbing und Bossing haben erhebliche Folgen auf die physische und psychische Gesundheit des Betroffenen. Sie sollten sich fragen, wie wichtig Ihnen der Job wirklich ist und ob Sie das Spießrutenlaufen aushalten möchten und können. Werden die seelischen Belastungen zu groß, überlegen Sie sich besser, das Unternehmen zu wechseln. In diesem Falle gilt: „Der Klügere gibt nach“.

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.