Was man davon hat, im Wald eine Murmelbahn zu bauen

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Die Auszubildenden zum Erzieher der Euro Akademie Berlin gingen auf Exkursion in den Wald. Dass sinnliche Erlebnisse besser im Gedächtnis bleiben als blanke Theorie, durften die Schüler hautnah erfahren. Kerstin Hüsken, Dozentin der Fachschule für Sozialpädagogik, berichtet von diesem besonderen Tag.

Von den Überflutungsflächen des Tegeler Fließes geht es hinauf auf die bewaldeten Hügel. Schon nach fünf Minuten ist von der Straße kaum noch etwas zu hören. Die eiszeitlichen Veränderungen des Geländes, die Bodenschichten oder die verschiedenen Waldtypen sind hier für die Schüler mit sinnlichen Erfahrungen verbunden. Verschiedene spielerische Elemente fordern die Schüler heraus, lassen sie vor Ort ankommen und schaffen eine emotionale Verbundenheit. Die Lernergebnisse werden langfristig gespeichert.

Einzelnen Schülern merkt man an, dass sie noch nicht so häufig im Wald waren. Flip Flops, knappe Shorts und schulterfreie Tops standen jedenfalls nicht auf der Ausrüstungsliste. Wer die Farbe Gelb bevorzugt, merkt bald, dass er diese Vorliebe mit vielen Insekten teilt.

Spielerisch den Wald entdecken

Ein positiver Zugang zum Thema Wald lässt sich über spielerische Aktivitäten erzeugen. Gleichzeitig erschließen sich die Schüler so ein erstes eigenes Repertoire für die Praxis.

Zu Beginn der Exkursion sind beispielsweise auf einer Strecke von ca. 100 Metern entlang des Waldweges 20 verschiedene Gegenstände platziert, vom roten Fliegenpilz aus Keramik bis hin zu Fichtenzapfen im Kiefernwald. Die Schüler schreiten die Strecke einzeln ab, ohne den Weg zu verlassen und merken sich, was sie sehen. Manche entdecken fast alle Dinge, andere weniger als die Hälfte. Begeistert sind alle und das eventuelle Unbehagen gegenüber der ungewohnten Umgebung reduziert sich deutlich.

Spielerische Aktivitäten wechseln sich mit eingestreuten Sachinformationen ab, Erfahrungen werden ausgetauscht. Mit dem Bau einer Hütte oder eines Nestes, dem Legen von Mandalas aus Naturmaterialien oder dem Sortieren von Personen auf einem umgefallenen Baumstamm probieren die Schüler verschiedene Spieltypen für ihre Aufenthalte in der Natur aus. Sie lernen, Spiele gezielt einzusetzen, um die Dynamik der Gruppe zu lenken.

Erfindungsreichtum und Lerneffekt

Dinge, die man nicht selbst ausprobiert hat, bleiben Beispiele in der Theorie und sind schnell vergessen. Eine Murmelbahn aus Naturmaterialien und einem Ball mitten im Wald zu bauen, setzt ungeahnten Erfindungsreichtum bei den Schülern frei, gibt Einblicke in das kooperative Arbeiten und bleibt als altersunabhängiges Erlebnis dauerhaft im Gedächtnis.

Im Unterricht geht es nicht nur um das Wissen, sondern auch darum, wie man das Wissen in tatsächliche Handlungen umsetzt. Erproben lässt sich das im Fach „Natur und Umwelt“ am besten auf Exkursionen oder mit konkreten Materialien im Unterricht.

Autorin: Kerstin Hüsken – Dozentin der Fachschule für Sozialpädagogik (Euro Akademie Berlin)

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