Inklusion im Kindergarten – Umsetzung und Herausforderungen für Erzieher

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Inklusion ist seit einigen Jahren in aller Munde und viele Erzieher reagieren zurückhaltend auf die neuen Herausforderungen in der Elementarpädagogik. Bedeutet doch Inklusion auch besondere Aufmerksamkeit für einzelne Kinder, das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturkreise und auch die Aufnahme sozial benachteiligter Kinder. Zugleich soll durch die UN-Konvention zu den Rechten für Menschen mit Behinderung die Hürde für körperlich und geistig behinderte Kinder minimiert werden, in einer Regeleinrichtung Teil der Gemeinschaft zu sein.

Jede Form von Inklusion birgt einige Herausforderungen – jedoch auch unzählige Entwicklungschancen für alle Beteiligten.

Mehr als 20 Prozent der in Deutschland lebenden Kinder haben einen Migrationshintergrund. Es gilt, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen, Unterschiede zur deutschen Mentalität zu akzeptieren und die Kinder auch in der Sprachförderung entsprechend zu begleiten. Zugleich müssen Erzieher einen Spagat zwischen deutschen und ausländischen Eltern schaffen. Da gibt es Vorurteile abzuwenden und den „Fremden“ Sicherheit im neuen Umfeld zu geben. Sicherheit schafft man in erster Linie durch Vertrauen. Ebendieses Vertrauen bauen Erzieher in erster Linie dadurch auf, dass sie den Eltern offen gegenübertreten und bei Sprachschwierigkeiten Dolmetscher zu Rate ziehen. Hierfür stehen in den zuständigen Ämtern bei Städten und Gemeinden Ansprechpartner zur Verfügung, die man zu Rate ziehen kann – und sollte. Nur wer verstanden wird, schafft Verständnis. Gerade wenn in einer Einrichtung viele unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen, lohnt es sich, ein Fest der Kulturen zu veranstalten, das den Eltern und den Kindern hilft, aufeinander zuzugehen und Spannendes aus anderen Kulturkreisen zu übernehmen. Nicht selten wird ein solches Fest zum festen Bestandteil im Jahreskreis der Kita.

Barrierfreiheit schaffen

Soll ein körperlich oder geistig behindertes Kind in einer Regelgruppe der Kita aufgenommen werden, sind die abzuwendenden Hürden noch vielfältiger. Zuallererst gilt es Barrierefreiheit zu schaffen, sodass das Kind sich ebenso frei bewegen kann, wie die anderen Gruppenmitglieder. Ausgrenzung fängt manchmal eben schon damit an, dass ein Kind mit seinem Rollstuhl die zweite Spielebene nicht erreicht. Bevor also die Aufnahme festgelegt wird, müssen die räumlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Nicht zu vergessen sind auch in diesem Zusammenhang Einwände von Regelkinder-Eltern. Oftmals haben sie Angst, dass ein Kind mit erhöhtem Förderbedarf die gesamte Aufmerksamkeit der Erzieher in Anspruch nimmt und dadurch die anderen Kinder zu kurz kommen. Oder es wird die Sorge geschürt, dass Kinder aus der Gruppe nicht mehr so gut gefördert werden wie vorher, weil Rücksicht auf das neue Kind genommen wird.

Sie sehen also: 

Es gilt eine Vielzahl von Hürden zu überwinden, damit inklusive Pädagogik zu einem wertvollen Bestandteil der Kita-Arbeit werden kann. Beginnen Sie am besten damit, dass Sie im Team eine Liste der Herausforderungen erstellen, mit denen sie bei der Aufnahme von Kindern aus anderen Kulturkreisen, sozial benachteiligten Familien oder mit Behinderungen jedweder Art konfrontiert werden könnten. Je besser Sie vorbereitet sind, umso leichter können Sie mit den Situationen später umgehen. Für alle Erzieher, die sich mit dem Thema Inklusion intensiv auseinandersetzen möchten, gibt es auf erzieherin-ausbildung.de Informationen zur Weiterbildung „Inklusionspädagaogik“.

Gemeinsam an einem Strang ziehen

Ein Punkt kristallisiert sich dabei immer wieder als essentiell heraus: Das gesamte Kita-Team muss an einem Strang ziehen, gleiche Werte und Normen vertreten und die Inklusionspädagogik der Kita so mitgestalten, wie sie festgelegt wurde. Daher müssen Erzieher in die Gestaltung aktiv mit einbezogen werden. Inklusion kann man niemandem überstülpen. Sie muss gewollt sein – von allen.

Auch die Träger stehen in der Verantwortung und dürfen daran durchaus erinnert werden: Inklusion kann nur funktionieren, wenn genügend Personal vorhanden ist. Holen Sie sich rechtzeitig Infos dazu ein, ob ein Kind eine Integrationskraft mitbringt bzw. helfen Sie den Eltern, diese zu beantragen. Nehmen Sie sich genügend Zeit für das Aufnahmegespräch, damit die Eltern spüren, wie wichtig es Ihnen ist, ihrem Kind die besten Möglichkeiten zur Aufnahme ins Alltagsleben zu geben.

Eltern beim Loslassen helfen

Eltern behinderter Kinder tragen fast immer viele Sorgen in sich: Sie wollen niemanden überfordern und sind unsicher, ob eine fremde Person überhaupt die Eigenarten ihres Kindes wahrnehmen kann. Die Verbindung von Eltern zu ihrem behinderten Kind ist meist besonders intensiv. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie sich einen anderen Menschen an der Seite ihres Kindes kaum vorstellen können. Loslassen ist für alle Eltern schwer, wenn sie den ersten Übergang im Leben ihres Kindes erleben. Doch je enger die Bindung, umso schwerer fällt vor allem Eltern die Trennung.

Ein paar Tipps, um Inklusion erfolgreich zu gestalten:

  • Legen Sie im Team und in Absprache mit dem Träger Ihre Schwerpunkte für die Inklusion fest. Notieren Sie bestimmte Ziele, die Sie erreichen wollen.
  • Informieren Sie die Eltern über den Tagesablauf in der Kita und über die vielfältigen Lernmöglichkeiten.
  • Teilen Sie feste Ansprechpartner zu und informieren Sie die Eltern über Zeiten, in denen sie den jeweiligen Erzieher sicher antreffen.
  • Informieren Sie sich über die Besonderheiten des Kindes und worauf besonders geachtet werden muss.
  • Sorgen Sie für regelmäßige Gespräche mit den Eltern – besonders in der Anfangszeit.
  • Achten Sie auf genügend Personal, um allen Kindern gerecht zu werden.
  • Gestalten Sie die Angebote und Projekte so, dass alle Kinder gefordert und gefördert werden.
  • Schaffen Sie Rituale, wie einen regelmäßigen Morgenkreis oder eine Spielrunde, etc. Diese geben allen Kindern Sicherheit und klare Strukturen.

Autor

erzieherin-ausbildung.de

Erzieherin-Ausbildung.de ist ein Portal zur Erzieherausbildung mit Schulverzeichnis, Stellenangeboten für Erzieher, kostenlosem Praxismaterial und Fortbildungskalender. Autorin Marion Bischoff ist ausgebildete Erzieherin und Naturpädagogin. Mehr als zwanzig Jahre lang arbeitete sie in ihrem Beruf, auch als Kita-Leitung. Mittlerweile ist sie als Referentin und Autorin für pädagogische Fachverlage tätig und schreibt Kinderbücher und Erwachsenenliteratur.