Kinder richtig loben

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„Ein tolles Bild hast du gemalt, Lenny!“ „Super, wie du dir schon alleine die Schuhe bindest, Sarah!“ „Du bist ja ein richtiger Fußballprofi, Raffaela!“ Lob ist in Kita, Kindergarten und Schule an der Tagesordnung. Für die Entwicklung der Kinder ist Anerkennung wichtig. Besonders Kleinkinder können mit Kritik noch nicht umgehen – sie lernen viel mehr durch positive Bestärkung. Aber: Lob kann Kindern auch schaden. Falsch formuliertes Lob kann dem Kind vermitteln: „Du bist nur etwas wert, wenn du etwas gut machst.“ Das kann entmutigen und demotivieren. Eine niederländische Studie von Brummelman et al. kam 2014 zu dem Ergebnis, dass übertriebenes Lob  gerade bei Kindern mit niedrigem Selbstwertgefühl dazu führt, dass die Kinder im Anschluss herausfordernde Aufgaben vermeiden.

Wie sollen Pädagog*innen und Eltern ihr Lob also formulieren, um die Kinder zu bestärken und Schäden zu vermeiden? Wir haben 7 Tipps, worauf Sie beim Loben achten müssen:

1) Loben Sie Leistungen

Welches Lob ist besser: „Du bist ja superschlau“ oder „Super, wie viel Mühe du dir bei deinen Mathehausaufgaben gegeben hast“? Studien zeigen, dass es besser ist, Anstrengungen und Bemühungen zu bestärken, als Fähigkeiten und Talente zu loben. So lernt das Kind, dass es nicht unveränderliche Persönlichkeitseigenschaften sind, die zu guten Leistungen führen, sondern der eigene Einsatz. Das stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Kinder.

2) Vergleichen Sie das Kind nicht mit anderen

Jedes Kind kann etwas besonders gut, das dürfen Sie auch gerne würdigen. Sätze wie „Toll, du malst ja viel besser als dein Bruder“ führen aber nur zu Konkurrenzkampf und Druck. Heben Sie lieber die ganz eigenen Stärken des Kindes hervor. Zum Beispiel: „Ich finde es toll, wie bunt du dieses Einhorn ausgemalt hast.“

3) Bleiben Sie ehrlich

Nicht jedes Krakelbild ist schön und nicht jedes Geklimpere auf dem Klavier ein Meisterwerk. Kinder sind nicht dumm und spüren schnell, wenn man sie anlügt. Bleiben Sie also authentisch und loben Sie nur, was Sie auch wirklich gut finden. Versuchen Sie, sich in das Kind hineinzuversetzen. Wenn es diese Leistung auch selbst für besonders hält, dürfen Sie es gerne dafür loben.

4) Versuchen Sie nicht, das Kind zu manipulieren

Verhalten durch Lob lenken? Das funktioniert leider nicht. Wenn Sie ein Kind dafür loben, dass es sein Spielzeug verliehen oder seine Brotzeit geteilt hat, verlernt es, für gutes Verhalten intrinsisch motiviert zu werden. „Die Kinder lernen dann nicht, dass sie sich richtig verhalten, sondern dass es eine Möglichkeit ist, Aufmerksamkeit zu bekommen“, erklärt Joan Grusec, Psychologin der Universität Toronto. Sie rät: „Unterstellen sie lieber, dass das Kind freigiebig ist, weil es eben so ein freigiebiger Mensch ist, das gibt ihm das Gefühl, die Motivation für das Verhalten kommt aus ihm selbst heraus.“

5) Loben Sie präzise

Schön oder gut sind sehr subjektive Maßstäbe. Beschreiben Sie lieber, was Sie sehen. „Mir gefällt, wie du deine Sandburg mit bunten Muscheln dekoriert hast.“ oder „Du hast alle Legosteine und Puppen in die Kiste geräumt, das ist klasse!“ Seien Sie ruhig konkret und beschreiben Sie ausführlich, was Ihnen gefällt.

6) Übertreiben Sie nicht

Zu viel Lob kann anhängig machen. Kinder orientieren sich dann nur an der Einschätzung anderer, sind nicht mehr stolz auf die eigene Leistung. Das schadet der Motivation und dem Selbstwertgefühl. Es kommt also auf das richtige Maß an – und das ist von Kind zu Kind unterschiedlich.

7) Passen Sie das Lob an das Kind an

Kleinere Kinder brauchen mehr Lob, das direkt mit der Handlung verbunden ist. Am besten loben Sie Kleinkinder schon während sie etwas tun und direkt danach. Ab dem Grundschulalter können Kinder ihr Verhalten besser reflektieren. Dann reicht auch eine spätere Anerkennung aus.

Auch das Selbstbewusstsein eines Kindes kann in Ihre Art zu Loben einfließen. Auch wenn es vielleicht gegen den eigenen Instinkt geht, gerade unsichere Kinder sollten weniger gelobt werden. Denn sie fühlen sich durch übermäßiges Lob oft überfordert und verunsichert. Achten Sie auf die Reaktion des Kindes und gehen Sie individuell auf seine Bedürfnisse ein – dann kann das Lob glücklich machen, motivieren und das Selbstwertgefühl stärken.

Autor

Anna Rüppel

Anna Rüppel ist mit 1,78 m die Größte, wenn es um Ausbildung und Beruf geht. Als Kind war sie kleiner. Von April 2019 bis November 2022 schrieb sie kleinere und größere Artikel für das Euro Akademie Magazin.