Die Kraft des Bauchgefühls – die Macht der Intuition

0

Wir reden alle über das Bauchgefühl, das wir gerne zu Rate ziehen, wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen. Kann ich meinem Bauchgefühl vertrauen oder ist es besser, den Verstand zu benutzen? Dazu gibt es auch unter Experten ziemlich unterschiedliche Meinungen. Wir versuchen an dieser Stelle etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Sie haben ein tolles Jobangebot bekommen, noch dazu in der Stadt Ihrer Träume. Ihr Verstand sagt Ihnen, dass Sie diese Chance auf keinen Fall ausschlagen dürfen. Hätten Sie da nicht dieses komische, unangenehme Gefühl im Bauch. Bestimmt waren Sie auch schon einmal in einer solchen Situation – Ihr Verstand sagt ja, Ihre Intuition bremst Sie aus. Sollen Sie nun den konkreten Argumenten oder einem diffusen Bauchgefühl den Vortritt lassen?

Hat man noch vor einigen Jahren die Intuition als zu ungenau und damit ungeeignet für Entscheidungen im Berufsleben, in Wirtschaft und Politik abgetan, wird sie heute in allen Lebensbereichen als wertvoll betrachtet. Sogar Manager belegen inzwischen Intuitionsseminare.

Die Skepsis unserer Intuition gegenüber liegt in der Geschichte begründet – im 18. Jahrhundert wollten große Denker wie Kant und Voltaire die Menschen durch den Einsatz ihrer eigenen Vernunft unabhängiger machen und damit ihre Lebensverhältnisse verbessern. Damals war man der Macht der Kirche und der Herrschenden quasi ausgeliefert. Die Theorien der Aufklärung haben bis heute großen Einfluss auf unser Denken.

Was ist eigentlich Intuition?

Stellt sich zunächst einmal die Frage, was Intuition eigentlich genau ist. Das mittellateinische Wort „intuitio“ heißt übersetzt „unmittelbare Anschauung“ oder auch „nach innen schauen“. Oder anders gesagt: Dem Bauchgefühl ist keine Reflexion vorangegangen – kein bewusstes Abwägen durch den Verstand. Erfahrungen sind eine wichtige Quelle für unsere Intuition, die übrigens nicht nur als Bauchgefühl, sondern auch als Geistesblitz oder spontaner Impuls empfunden werden kann.

Empathie ist bei der Kommunikation von Babys entscheidendDie Psychologin Dr. Regina Obermayr-Breitfuß forscht seit über 20 Jahren zum Thema Intuition. Sie versteht unter dem Begriff ein geistiges Wissen, das ganz natürlich im Menschen angelegt ist. Babys lernen zunächst einmal intuitiv – sie sind auf die Empathie und Intuition der Bezugspersonen angewiesen, da Erklärungen über die Sprache noch nicht möglich sind. Intuition ist also auch das, was hinter der Sprache verborgen liegt und nicht von ihr erfasst werden kann.

Wer auf seine Intuition hören will, muss die Kontrolle durch den Verstand für diesen Moment abgeben. Das macht vielen Menschen zunächst einmal Angst, da wir gelernt haben uns auf klare Fakten zu verlassen und den Gefühlen, gerade im Berufsleben, nicht viel Raum zu geben.

Empathie könnte Experten zufolge eine der Grundlagen für Intuition sein. Wenn wir mit uns selbst in Beziehung stehen, können wir auch unser Umfeld besser verstehen und angemessen darauf reagieren – ohne vorher lange darüber nachzudenken.

Warum sollten wir auf unser Bauchgefühl hören?

Hirnforscher sind sich heute darüber einig, dass Menschen intuitive Entscheidungen viel schneller treffen können als Entscheidungen, die über das sorgfältige Abwägen durch den Verstand zustande kommen. Ihr Körper reagiert blitzschnell und ganz ohne Nachdenken auf eine Situation.

Intuitiv richtig auf den anderen reagierenDie Intuition könnte auch als gesunder Menschenverstand bezeichnet werden – und der ist, ohne Zweifel, in jeder Lebenslage zu gebrauchen. Stellen Sie sich vor, Sie machen jemandem ein geschäftliches Angebot, spüren aber, dass es Ihrem Gegenüber gerade nicht gut geht oder ihn etwas anderes beschäftigt. Dann sollten Sie auf Ihr Gefühl hören und Ihr Verkaufsgespräch nicht wie gewohnt fortführen – obwohl das Ihr vernünftiger Plan war. Auch in der Kunst hat die Intuition elementare Bedeutung – wenn etwas völlig Neues, Eigenständiges entstehen soll, muss der Verstand einmal Pause machen, sonst gäbe es nichts als die nüchterne Wirklichkeit.

Vorsicht Falle! Wann Sie Ihrer Intuition misstrauen sollten

Stimmungen und Erinnerungen lösen in bestimmten Situationen Gefühle in uns aus. Wenn Sie der neue Kollege an jemanden erinnert, mit dem Sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben, kann ein negatives Gefühl aufkommen, das Sie fälschlicherweise für Intuition halten. Oder Sie haben Angst, in eine neue Stadt zu ziehen, weil Ihre Freunde dann nicht mehr täglich greifbar sind. Dann ist es nicht das Jobangebot, mit dem etwas nicht stimmt, sondern Ihre Angst vor dieser Veränderung. Die Bedenken können durchaus gerechtfertigt sein – ihr Bauchgefühl bezieht sich dann aber nicht auf den neuen Job, sondern auf die Umstände, die Ihnen Angst machen.

Es lohnt sich also durchaus, auch seine Intuition einmal zu hinterfragen und zu schauen, ob Erinnerungen oder Ängste hinter dem komischen Bauchgefühl stehen. Wenn nicht, nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand und hören Sie auf Herz und Bauch.

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.