Schülerzeitung: Gestaltungslust statt Coronafrust

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Die Euro-Schulen Bamberg als Partnerunternehmen der Euro Akademie Bamberg bieten neben Bewerbungscoachings auch Integrations- und Deutschsprachkurse an. Dass dort nicht nur stur Vokabeln gebüffelt werden, zeigt unser heutiger Exkurs zu einem aktuellen Projekt: Sprachenlernen aus einer anderen Perspektive.

Auf Initiative von Projektleiterin Melanie Kaiser, Lehrkraft im Fachbereich Deutsch/Integration an den Euro-Schulen Bamberg, haben die Schüler*innen eine inhaltlich und optisch ansprechende Zeitung namens Integrationist*in gestaltet, in der sie über die Neurorientierung in einem fremden Land berichten. So hat die Projektleiterin selbst das „Zeitungmachen“ erlebt:

Ein B2-Deutschkurs macht Zeitung

Wie schreibt man Berichte, Reportagen, Kommentare? Wie führt man ein Interview? Auf der Suche nach einem Coronazeiten trotzenden Projekt entstand an den Euro-Schulen Bamberg die Idee, eine Zeitung mit den Teilnehmer*innen eines Deutschkurses zu gestalten.

Durch die im Rahmen des Schulprojekts „KLARTEXT“ der Mediengruppe Oberfranken zur Verfügung gestellten Unterlagen, in dem junge Menschen den sicheren Umgang mit Medien lernen und ihre Medienkompetenz ausbauen sollen, lernten die Jungredakteure*innen die unterschiedlichen journalistischen Stilformen sowie die gesetzlichen Grundlagen der Pressearbeit und die Aufgaben der Presse kennen.

Themenfindung in der eigenen Biographie

In der ersten Redaktionssitzung diskutierte die Gruppe über mögliche Themen und die passende Herangehensweise. Häufig wurden die Themen ausgewählt, die für das Redaktionsteam von unmittelbarer Relevanz sind, wie beispielsweise die Situation der ein Kopftuch tragenden Frauen in Deutschland und die Konsequenzen, die daraus im Hinblick auf Karrierechancen entstehen. Oder die Entwicklung des Iran von einem freien Land zu einer Diktatur, die unter Einbezug der Familiengeschichte beleuchtet wird.

Journalistisches Handwerkszeug

Es folgte eine Phase, in der jeder selbst recherchierte und seinen ersten Entwurf schließlich in der zweiten Sitzung präsentierte. Eine Journalistin aus einem anderen Deutschkurs der Euro-Schulen Bamberg unterstützte uns mit ihren Erfahrungen: Wie sollte ein Text aufgebaut sein, damit er den*die Leser*in fesselt und zum Weiterlesen anregt? Wie formuliert man eine Überschrift? Sie beantwortete auch Fragen, die den Redakteur*innen unter den Nägeln brannten – beispielsweise, ob man seine Kritik an der Politik / dem System integrieren sollte und auf welche Weise sie artikuliert werden sollte. So entstanden im Laufe mehrerer Wochen und Redaktionssitzungen Berichte, Reportagen, Kommentare und Interviews, die von allen Mitwirkenden in den einzelnen Entstehungsphasen gelesen und kommentiert wurden. Auch eine Idee für ein Rätsel entstand, das am Ende der Zeitung zu finden ist. Bilder wurden gemalt und Fotos geknipst.

Eine Zeitung so bunt wie ihre Redakteur*innen

Entstanden ist eine Zeitung aus der Perspektive von Zugewanderten, die über ihre Erfahrungen im Prozess ihrer Integration in ein anderes Land berichten. Aber auch andere Themen wie die medizinische Forschung auch im Hinblick auf Corona oder das durch Heirat mit einem deutschen Bauern völlig neue Leben auf einem Bauernhof sind Teil dieser Zeitungsausgabe. Die Endkorrektur und das Layout der Zeitung verblieb in Händen der Projektleitung. Mit Beendigung des Zeitungsprojekts ist das Redaktionsteam reicher an Erfahrungen, die Selbstbewusstsein und Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache gegeben haben. Und die Teilnehmenden konnten erfahren, wie durch Medien in einer Demokratie Partizipation möglich wird.

Text: Melanie Kaiser
Bildquelle Beitragsbild: © Billion Photos/shutterstock

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