Stress lass nach!

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Die SchülerInnen an unserer Schule haben viel Stress. Das liegt nicht nur darin begründet, dass Stress ein Phänomen unserer Zeit ist, sondern vor allem daran, dass die berufsbegleitend Studierenden oft dreifach belastet sind: Sie gehen zwei Tage die Woche in die Schule, sie arbeiten an vier Tagen die Woche in der Kita – und der ein oder die andere haben noch Kinder, sprich: Familie zu Hause.

Es ist ganz erstaunlich, was sie so schaffen. Und dennoch habe ich erfahren, dass es Studierende gibt, die bleiben die ganze Zeit über gelassen und andere, die sind von Anfang an gestresst. Es kommt auch auf die Einstellung an. Perfektionismus und mangelndes Selbstbewusstsein sind dabei schlechte Begleiter. Sie lassen uns hektisch werden und behindern geradezu den Erfolg.

Gerade beim Lernen kommt es darauf an, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren. Auch wenn es uns schwer fällt. Und auch wenn manch Studierender erwartet, dass die Lehrenden das genaue Gegenteil von ihnen wollen: Fleiß und Mühe. Als Lehrerin kann ich das nicht bestätigen. Bei mir sind es eher die Studierenden, die sich selbstbewusst zeigen, die produktiv den Lernprozess im Klassenraum gestalten. Es sind diejenigen, die keinen Stress verbreiten (und damit keine Anspannung schaffen) und schon gar nicht diejenigen, die allen zum Gefallen nach den Wort reden (und damit den Unterricht stagnieren lassen).

Nun hoffe ich, dass keiner meiner Studierenden, sollten er/sie das lesen, sich motiviert fühlt, mich zu stressen, indem er sich selbstdarstellerisch, überheblich zeigt und meinen Unterricht durch Wortcollagen erweitert. Das Gegenteil bringt Gelassenheit: Die Gelassenheit, die Effektivität ins Lernen und Denken bringt. Deshalb ist manchmal weniger mehr: Weniger Fleiß und Perfektionismus bringen mehr Lernen und Denken. Weniger Stress mehr Erfolg.

Autor

Barbara Tauber

Barbara Tauber, ehemalige Dozentin an der Euro Akademie Berlin, betreute bis August 2017 das Projekt "Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas" federführend. Sie engagiert sich für eine neue Lernkultur: Schüler gestalten aktiv und eigenverantwortlich ihren Lernprozess, Dozenten werden zu Coachs, die diesen Lernprozess unterstützen und begleiten. In diesem Blog schildert sie Erfahrungen aus ihrem pädagogischen Alltag.