Was bewegt uns heute? 10 Fragen an Leni, 91 Jahre, Urgroßmutter.

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Wir leben in einer wirklich ungewöhnlichen Zeit. Einer Zeit, die unser Leben auf den Kopf stellt, die uns zurückwirft auf uns selbst. Die den Blick nach innen fordert, wenn im Außen nix geht. Wir haben uns gefragt: Was bewegt junge, betagte, freiheitsliebende, kreative und viele andere Menschen gerade? Was macht sie glücklich, wovor haben sie Angst, wofür sind sie dankbar? Wir haben 10 Menschen ausgewählt, ihnen dieselben Fragen gestellt – und ganz unterschiedliche Antworten bekommen. Die nächsten Freitage des Euro Akademie Magazins gehören „10 Fragen an …“.

Was macht dich gerade glücklich?

Die meiste Zeit des Tages verbringt Leni in ihrer Eichenholzküche

Was mich glücklich macht? Ich bin eigentlich zufrieden. Ich bin nicht so (überlegt kurz), sagen wir mal, herausfordernd, dass ich unbedingt was Besonderes brauche. Ich bin so, wie es läuft, mit dem zufrieden.

Wie alt wärst du gerne oder welches Lebensalter hättest du gerne für immer und warum?

Na, so einfach ist das nicht. Also, so wie es jetzt ist, könnte es nicht dauernd sein, wenn ich noch ein paar Jahre leben müsste. Ich war früher so flott und alles. Und heute bin ich ja, auf Deutsch geredet, ein Wrack. Im Kopf ist noch alles klar. Das ist das einzige, was stimmt. (lacht) Das beste Lebensalter war für mich, wie ich die Kinder bekommen habe. Vor allem innerhalb von 13 Monaten, den Berthold und die Christine. Da war ich 33.

Was sagen Deine Freunde über Dich?

Das weiß ich nicht, was die sagen. Die können sagen, was sie wollen. (lacht) Ich mache mir da nichts draus. Es kann doch keiner wissen, wie und was – das weiß nur ich, wie ich bin.

Wofür würdest du alles tun?

Wofür würde ich alles tun? Dafür, dass ich wieder so schön laufen könnte und alles wie früher machen. Hantieren und Kuchen backen. Das wäre gut.

Hast du ein Vorbild?

Ja, meine Patentante. Die Tante Lena war ja auch noch flott für ihr Alter. Die ist ohne Einkaufszettel einkaufen gegangen am Wochenende. Die hat bloß an die Finger abgezählt, was sie gebraucht hat.

Wovor hast du Angst?

Angst habe ich eigentlich nicht so schnell (denkt nach). Nee, könnte ich nicht sagen.

Woran denkst Du morgens zuerst?

Morgens denke ich so viel (lacht). Zum Beispiel heute musste ich beizeiten raus, denn die (Tochter und Schwiegersohn, die im Erdgeschoss wohnen, Anm. d. Red.) sind zu einem Termin ins Krankenhaus gefahren und die Putzfrau ist gekommen, die musste ich reinlassen. Ja, das muss alles klappen, dass ich fertig bin.

Wofür bist du dankbar?

Na, dass ich trotzdem hier noch im Köpfchen fit bin (tippt sich an die Stirn) – das ist besser so, dass du körperlich nicht so kannst, wie du willst. Aber wenn du hier oben alle auf der Palme hast, das ist dann schon gut. Früher haben sie ja die alten Leute im Dorf gesucht.

Was hilft dir in Situationen, die schwierig sind?

Ich bete viel. Hab für den Michael (Schwiegersohn, Anm. d. Red.) jeden Tag gebetet. Hier aus diesem Büchlein auf dem Tisch, morgens und abends. In meiner Nachttischschublade habe ich einen Rosenkranz. Aber jetzt in dem Alter kann ich keinen ganzen Rosenkranz mehr beten. Das ist mir zu lange ein und dasselbe. Da bete ich lieber ein Gesetz und andächtig als fünfe und geschludert.

Welche Frage haben wir vergessen?

Keine mehr. Was soll ich noch? (lacht) Ich habe zu essen und zu trinken, ich kann gehen mit dem Rollator. Also, mit (fast, Anm. d. Red.) 92 Jahren, da ist das noch ganz gut.

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Bildquelle Beitragsbild: © pathdoc/shutterstock.com

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