Ausbildung des Monats: Physiotherapeut

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Am 8. September war der Welt-Physiotherapie-Tag. Die Botschaft war eindeutig: Egal ob jung oder alt, fit oder nicht – die Physiotherapie verhilft unabhängig von körperlichen Erkrankungen und Lebensabschnitten zu einem aktiven und gesünderen Leben. Wir nehmen diese Botschaft zum Anlass und stellen Ihnen den Beruf des Physiotherapeuten in unserer Ausbildung des Monats September vor.

Der Gesundheitsbranche wird immer wieder nachgesagt, dass sie die zukunftsweisendsten Jobs birgt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie viermal schneller wächst als die deutsche Wirtschaft[1]. Während noch vor wenigen Jahrzehnten Unterernährung und mangelnde Hygiene für die häufigsten Sterbefälle weltweit verantwortlich waren, hat sich die Gesellschaft enorm gewandelt. Nicht nur Ernährungsgewohnheiten, sondern ganze Verhaltensmuster haben sich verändert. Wir arbeiten längst nicht mehr nur mit unserem Körper, sondern überwiegend mit dem Kopf. Da überrascht es nicht, dass unser Körper bereits in jungen Jahren „rostet“.

Eines der in Deutschland am weitesten verbreiteten Leiden, das durch den Bewegungsmangel entsteht, sind Rückenschmerzen. Fast 80% aller Mitteleuropäer leiden mindestens einmal in ihrem Leben daran. Bei akuten Schmerzen hilft da oft nur der Gang zum Physiotherapeuten. Heute ein Beruf, der für viele Patienten oft wahre Wunder vollbringt. Doch was macht ein Physiotherapeut eigentlich? Wann kann er helfen und wann nicht? Wir zeigen Ihnen, wie der normale Tag eines Physiotherapeuten aussieht, für wen dieser Beruf geeignet ist und welche Einsatzmöglichkeiten sich ihm bieten.

Ein ganz normaler Tag als Physiotherapeut

„Der Terminplan ist voll. Weit über 10 Patienten stehen an, für jeden sind nur 30 Minuten angesetzt. Für die meisten ist das viel zu wenig Zeit, aber es wird genug sein, um dem Schmerz entgegenzuwirken. Herr Dürmann steht ebenfalls im Kalender – hier konnten wir in der letzten Woche mit der neuen Befundung neue Therapieformen in den Plan integrieren. Das ist sehr gut! Die ersten zwei Sitzungen waren durchaus positiv. Doch es werden weitere folgen müssen, um langfristigen Erfolg erzielen zu können. Frau Sleiman ist gleich als erstes dran. Bei ihr stehen für den Befund weitere Tests an, die sollten gleich heute früh durchgeführt werden um möglichst zeitig einen Therapieplan erstellen zu können. Ich werde unsere Assistentin an der Rezeption ausnahmsweise bitten müssen, mir bei der Dokumentation, den Abrechnungen und der Fertigstellung der Verordnungen unter die Arme zu greifen. Das gebe ich sehr ungern ab, doch für Frau Sleiman benötige ich die Zeit um sie zu motivieren, ihr Mut zuzusprechen. Der Therapieerfolg wird wesentlich davon abhängen. Und bei dem Pensum an Patienten sollte ich mich heute ganz besonders an den Zeitplan halten. Auf geht’s.“

So oder so ähnlich könnte ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag als Physiotherapeut aussehen. Die Therapien der Patienten stehen im Vordergrund, doch wichtig ist genauso, die Schmerzen zu analysieren. Woher kommen die Beschwerden? Schlägt eine Therapie nicht an, muss neu befundet und ein neuer Therapieplan erstellt werden. Und auch Dokumentationen, Rezepte und Abrechnungen müssen fertiggestellt werden. Das kann stressig werden, doch auch viel Spaß machen!

Kann ich das?

Physiotherapeuten haben einen sehr aktiven Beruf. Sie arbeiten mit Menschen und für Menschen. Die Freude an der Arbeit mit Patienten und wenig Berührungsängste mit ihnen sind wichtige Eigenschaften, sich in dem Beruf wohlzufühlen. Faszinieren Sie zudem der Aufbau des Körpers, Gelenke und Muskeln und haben Sie Freude daran, beschriebene Symptome zu analysieren, Befunde zu erstellen und eine entsprechende Therapie für den Patienten abzuleiten und auch durchzuführen, bringen Sie die besten Voraussetzungen für diesen medizinisch-therapeutischen Beruf mit. Der Physiotherapeut ist jedoch mehr als das. Der Beruf verlangt ihnen medizinisches Verständnis und körperliche Fitness ab. Genauso elementar ist die emotionale Stärke. Sie haben mit Patienten zu tun, die teils schwere Schmerzen haben. Es ist wichtig, dass Physiotherapeuten sich in sie hineinversetzen und sie motivieren können. Bei körperlichen Beschwerden leidet immer auch die Seele. Es ist die Aufgabe des Physiotherapeuten, vom Schmerz abzulenken, die Interessen des Patienten zu kennen und ihn zu motivieren. Dabei ist es oft eine Kunst, auf gleicher emotionaler Ebene kommunizieren zu können.

Praxis, Klinik oder Wellnessresort?

Denkt man an den Beruf des Physiotherapeuten, kommt vielen sofort der Praxisalltag in den Sinn. Und tatsächlich ist eine Physiotherapiepraxis der wohl häufigste Arbeitsplatz. Der Bedarf an physiotherapeutischen Praxen ist groß und viele Patienten möchten und müssen ihre Behandlungen in ihren Alltag integrieren. Es ist jedoch nicht die einzige Einsatzmöglichkeit. Krankenhäuser, Reha- und Kurkliniken, Frühförderstellen, sozialpädiatrische Zentren sowie andere medizinische Einrichtungen hegen Bedarf an gut ausgebildetem Personal. Der nicht ganz neue, aber stetige Trend eines gesunden Körpers und Geists veranlasst Hotels oder Sport-, Fitness- oder Wellnesscenter dazu, physiotherapeutische Behandlungen verstärkt anzubieten.

Welche Perspektiven bieten sich nach der Ausbildung?

Die Perspektiven als gut ausgebildeter Physiotherapeut sind sehr gut. Sie werden bei leichten körperlichen Beschwerden in Gelenk und Muskeln genauso gebraucht wie nach schweren Unfällen. Die mangelnde Bewegung auf der einen und das zunehmende Altern der Gesellschaft auf der anderen Seite bedingen auch in Zukunft einen kontinuierlichen Bedarf an physiotherapeutischen Behandlungen.

Über eines sollte sich allerdings jeder, der diesen Ausbildungsberuf in Erwägung zieht, im Klaren sein: Es gibt kaum einen anderen Bereich, der so stark von Weiterbildungen und Spezialisierungen geprägt ist. Es ist durchaus möglich, dass ein Berufseinstieg nach der grundständigen physiotherapeutischen Ausbildung erst mit einer zusätzlichen Ausbildung in der Manuellen Lymphdrainage oder der Manuellen Therapie möglich ist. Doch es lohnt sich. Physiotherapeuten sind nicht nur sehr gefragt, sie tragen einen wesentlichen Teil zur Gesundheit und Lebensfreude unserer Gesellschaft bei.

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Quellen:

[1] http://www.welt.de/wirtschaft/article110261206/Gesundheitsbranche-ist-der-Top-Wachstumsmotor.html

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