Bücher oder Internet?

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Neulich kam eine meiner Klassen zu einem obskuren Ergebnis. Ich hatte ihnen eine Aufgabe zu Lebensphasen gegeben, bei der sie Bücher und Internet benutzen durften. Ein Drittel der Schüler fand heraus, dass der Mensch meist im Alter von 45 bis 65 Jahren Kinder bekommt.

Beim Korrigieren amüsierte ich mich zunächst, im Laufe der Zeit beschlich mich jedoch auch zunehmend Wut. „Denken die eigentlich noch oder glauben die nur noch ans Internet?“, dachte ich bei mir. Diesmal gab ich mir gar nicht die Mühe, im Internet zu recherchieren, woher diese Weisheit kam. Als ich die Schüler später darauf ansprach, gaben sie sich gleich demütig. Zu bewusst war ihnen, dass wir Lehrenden das Abschreiben aus dem Internet missbilligen. Und diesmal waren sie ins Fettnäpfchen getreten.

Doch eigentlich ist es nicht so, dass ich als Lehrende nicht möchte, dass sie ins Internet schauen. Ich selbst recherchiere permanent im Internet und wenn ich etwas gar nicht weiß, schaue ich erst einmal bei Wikipedia nach. Das Internet ist nicht nur ein Quell an Wissen, das mir manchmal unschlagbar erscheint, sondern es hat für mich auch etwas Basisdemokratisches: Wissen ist nicht mehr nur das Wissen derjenigen, die den Ton angeben, der der augenblicklichen Mode entspricht. Aber im Internet steht auch viel Nonsens.

Sind Bücher besser?

Es wäre blauäugig zu glauben, alles, was in Büchern steht, stimmte. Bücher haben den Vorteil, dass sie selten nur einen Leser – nämlich den Autor selbst – als Kritiker haben bevor sie in Druck gehen. Und Bücher geben uns Wissen von Gelehrten weiter, das so tiefsinnig ist, dass Verlage Geld dafür verlangen können. Dies macht das Bücherwissen in der Tat wertvoller. Dagegen ist das Internetwissen manchmal flach. Und das Internetwissen besteht aus einer Masse – aus der man erst das „Richtige“ herausfischen muss.

Geschrieben ist jedoch beides von Menschen, an denen wir uns reiben und die wir im positiven wie im negativen Sinne zitieren können. Was letztendlich zählt, ist das selbstständige Denken und das ist in Zeiten der Flut an Wissen, Halbwissen und bewussten Falschmeldungen gefragter als je zuvor.

Autor

Barbara Tauber

Barbara Tauber, ehemalige Dozentin an der Euro Akademie Berlin, betreute bis August 2017 das Projekt "Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas" federführend. Sie engagiert sich für eine neue Lernkultur: Schüler gestalten aktiv und eigenverantwortlich ihren Lernprozess, Dozenten werden zu Coachs, die diesen Lernprozess unterstützen und begleiten. In diesem Blog schildert sie Erfahrungen aus ihrem pädagogischen Alltag.