Ohne Corona-Angst zur Ausbildung

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Als gäbe es nicht schon genug organisatorische Probleme zu diesen Zeiten, muss sich manch einer zusätzlich mit Corona-Angst herumschlagen. Nimmt dieses ständige ungute Gefühl überhand, wird die Ausbildung und generell der Alltag zum unüberwindbaren Hindernis. Das muss aber nicht sein.

September ist der Monat, in dem viele Ausbildungen beginnen oder bereits gestartet sind. Auch für die Schulen sind nun in ganz Deutschland die Sommerferien vorbei. Der Bildungsapparat hat den Reset-Knopf gedrückt und wissensdurstige Köpfe stürzen sich wie eh und je in ein neues Lernjahr.

Üblicherweise beschäftigt sich die Welt der Schulen und Unis nun mit Themen wie dem Bewahren der Motivation oder der richtigen Organisation gleich von Beginn an. „Diesmal arbeite ich von Anfang an gut mit“, hört man links und sorgfältig gegliederte Mitschriften sieht man rechts. Sicherlich trifft das auch für September 2020 zu, allerdings diesmal mit dem Störfaktor Corona.

Alles anders im Ausbildungsjahr 2020/21

Eine große Herausforderung für Schüler*innen ist diesmal nicht nur der Unterricht und die damit verbundene Arbeit, sondern auch die Corona-Angst. Dem einen oder der anderen sitzt auf dem täglichen Weg sicherlich ein ständiges Unbehagen im Nacken. Schon seit einem halben Jahr sollen Menschenmassen gemieden und Abstand gehalten werden, doch Züge und Busse sind nach dem Sommer wieder voll besetzt. An den Haltestellen herrscht Gedränge, in den Fluren ist viel los und im Klassenraum sitzen oft 30 Lernende oder mehr zusammen. „Aber deshalb gibt es ja auch die Maskenpflicht“, meint dazu Bayerns Kultusminister Michael Piazolo in einem Interview mit dem Radiosender Bayern 3.

Die Maske mag vor einer Ansteckung schützen, aber auch vor der Corona-Angst? Ständig wird von neuen Infektionszahlen berichtet. Die Nachrichten bringen Meldungen von unvernünftigen Personen, sogar Ärzt*innen, die sich nicht an die Quarantäne-Regelungen halten. Der ständig geäußerte Satz: „Die Einschläge kommen näher!“, spult sich im Kopf immer wieder ab. Zusätzlich bleibt die Erinnerung an die Bilder aus besonders betroffenen Regionen. Kein Wunder, wenn Sie sich vor eigentlich normalen Dingen, wie dem Schulweg fürchten.

Mit Corona-Angst umgehen

Wichtig ist, dass Sie trotz dieser Ausnahmesituation einen kühlen Kopf bewahren und sich von der leicht panikmachenden Stimmung nicht einlullen lassen. Andernfalls wird Ihnen Ihr normaler Alltag immer schwerer fallen. Mit einigen Tricks haben Sie Ihre Corona-Angst schnell im Griff, bevor sie Sie im Griff hat.

Unangenehme Regeln aufpolieren

Der neue Verhaltenskodex zum Schutz vor dem Virus nervt teilweise sehr. Anstatt sich aber darüber aufzuregen, dass Sie eine Maske tragen müssen, werden Sie kreativ! Besorgen Sie sich für einen selbstgemachten Mundschutz einen lustigen Stoff, der zu Ihnen passt! Sie können sich auch mit speziellen Stiften darauf austoben. Selbst im Handel gibt es mittlerweile weit mehr Auswahl an ausgefallenen Varianten als noch zu Beginn der Pandemie. Vielleicht ernten Sie damit im Alltag sogar noch das ein oder andere Lächeln und Zwinkern.

Und falls Sie dennoch so gar nicht mit dem halb vermummten Gesicht klarkommen, greifen Sie zum Face Shield. Das lässt Sie besser atmen und versteckt Ihre Mimik nicht.

Chance statt Zwang

So manche Neuerungen seit März sind in einem anderen Licht betrachtet gar nicht mal so schlecht: Mehr Technologie im Unterricht? Wird auch Zeit! Das Training findet nicht statt? Zeit, mal ein paar Challenges oder Kurse online auszuprobieren! Videochatten mit Oma? Ein lustiger Gedanke, der endlich wahr wird! Abstand und Einlasszahlen gehen vor Pünktlichkeit? Dann komme ich eben zu spät und habe eine hervorragende Entschuldigung.

Vieles, das uns stresst, passiert nur im Kopf. Mit dem Ansatz „In der Ruhe liegt die Kraft“ winden Sie sich an zahlreichen nervigen Situationen ganz gelassen vorbei. Beim Versagen der Technik melden Sie sich doch mal zu Wort und lösen das Problem, wenn Sie können.

Soziale Kontakte pflegen

Angst vor Ansteckung und das Achten auf Abstand bedeutet schnell auch, dass man sich zurückzieht. Wir sind nun aber mal soziale Wesen und müssen über das reden, was uns beschäftigt. Das können Sie zum einen mit den Personen in Ihrem Haushalt: Sie teilen sich die Viren im Falle des Falles sowieso. Zum anderen sollten Sie ebenfalls mit Vertrauten sprechen, die einen ähnlichen Tagesablauf haben und sich den gleichen Herausforderungen stellen, zum Beispiel mit einem Freund aus der Ausbildung oder der Bekannten, die den gleichen Zug nimmt.

Möchten Sie keine zusätzlichen Freund*innen oder Verwandte treffen, gibt es im 21. Jahrhundert glücklicherweise mehr als genug Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Starten Sie einen Telefonmarathon, chatten Sie, bis die Finger bluten, oder hängen Sie in der Gruppe in einer Videokonferenz ab. So tauschen Sie sich aus und haben sogar noch Spaß dabei.

Einfach auch mal motzen

Es ist nicht überraschend, wenn sich trotzdem Unmut breit macht. Der darf dann auch mal raus! Man kann schließlich nicht immer alles runterschlucken. Suchen Sie jemanden oder gleich mehrere und meckern Sie mal richtig über alles, was Ihnen auf den Keks geht. Danach fällt es Ihnen sicher leichter, damit umzugehen und Sie werden merken: Sie sind ganz bestimmt nicht allein.

Medien aus, Corona-Angst aus

Was uns immer wieder von Neuem aufwiegelt, sind Berichte über Menschenansammlungen ohne Mund-Nasenschutz, über infizierte Personen, die wissentlich andere anstecken, über steigende Fallzahlen, über positiv getestete Menschen in der Nähe und so weiter. Muss man das alles sofort wissen? Gewinnen Sie etwas Abstand und lassen Sie die Nachrichten die Sorgen der anderen sein. Es genügt, wenn Sie einmal am Tag die Lage checken. Selbst drei Tage News-Abstinenz werden keinen negativen Einfluss auf Ihren Alltag haben. Vielleicht aber einen positiven. Enorm Wichtiges erzählt Ihnen dann schon Ihr Umfeld.

Feste Routine

Regelmäßige Abläufe geben Ihnen Halt – speziell in außergewöhnlichen Zeiten. Behalten Sie also Ihre gewohnten Rituale so gut es geht bei und festigen Sie diese noch. Planen Sie neben dem Unterricht und den festen Essenszeiten auch ein, wann Sie Hausaufgaben erledigen und wann Sie lernen. Ganz wichtig: Legen Sie unbedingt einen Zeitraum fest, in dem Sie an die frische Luft gehen und sich bewegen. Das wird oft vernachlässigt, ist aber für das eigene Wohlbefinden ungemein wichtig. Sie werden überrascht sein, wie schnell Ihnen die Corona-Angst nach etwas Banalem wie einem kurzen Spaziergang gar nichts mehr kann.

Wenn es ernster wird

Ist die Corona-Angst lähmend, zu groß und überwältigt Sie völlig, halten Sie sich an folgende Schritte:

  1. Mehrmals tief durchatmen und zur Ruhe kommen
  2. Über Ihre Gefühle und Ängste reden
  3. Hilfe suchen: Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder die Telefonseelsorge unter 0800 1110111 oder 0800 1110222. Längerfristig kann Sie auch die Deutsche Angst-Hilfe e.V. unterstützen.

Bildquelle: loreanto / shutterstock.de

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.