Winterblues ist auch Einstellungssache

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Manchem graut davor, wenn die Tage kürzer werden und mit dem Wetter auch die Stimmung umschwingt. Der sogenannte Winterblues ist teilweise aber auch eine Einstellungssache. Ändern Sie doch mal Ihre Herangehensweise.

So langsam merkt man es: Die Tage werden kürzer – während des Frühstücks und Abendessens zeigt der Blick aus dem Fenster nur Dunkelheit. Auch tagsüber müssen Sie jetzt immer häufiger die Lampen anschalten. Gleichzeitig werden die üppigen Wälder braun und kahl, man sieht weniger Menschen auf den Straßen und mit dem Wetter wird auch der Umgangston teilweise kälter. Der Herbst ist da!

Schön klingt das alles nicht und diese Dinge schlagen aufs Gemüt. Dabei gibt es auch zwischen Oktober und März vieles, über das man sich freuen kann. Die Sonne existiert weiterhin, wenn sie sich auch seltener so freizügig wie im Sommer blicken lässt – ebenso das Lachen und die Freude.

Studie in Skandinavien

Bei einer Studie darüber, wie die Norweger eigentlich die Polarnacht ohne psychische Folgen überstehen, machte die US-amerikanische Psychologin Kari Leibowitz schon 2014 bis 2015 so manche Entdeckung. Während der Polarnacht geht die Sonne niemals ganz auf. Sie dauert länger, je nördlicher man kommt. In Tromsø, wo die Forscherin ein Jahr verbrachte, war es von November bis Januar dunkel. Danach werden die Tage nur langsam länger. Überraschenderweise ist die Zahl der Menschen, die an Depressionen leiden, aber recht gering im Vergleich zu anderen Ländern.

Natürlich haben auch einige Norweger*innen Tageslichtlampen daheim und auch dort gibt es Fälle dieser Krankheit. Aber den entscheidenden Unterschied macht das sogenannte Mindset. Es ist eine Einstellungssache. Der Winter gilt in Norwegen generell als nichts Bedrohliches, für das man sich wappnen muss. Im Gegenteil: Viele Leute freuen sich auf die gemütliche Zeit. In Cafés, zu Hause, selbst am Arbeitsplatz brennen Kerzen, es gibt zahlreiche Festivals, man kann täglich zum Skifahren oder sich anderweitig im Schnee vergnügen und über alldem leuchten die Polarlichter. Die Wenigsten fühlen sich hier bedrückt.

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da

Wenn der Winterblues zumindest zum Teil eine Einstellungssache ist, sollten wir der kalten Saison einfach mal anders begegnen. Natürlich gibt es in Deutschland nicht die gleichen Angebote wie in Norwegen – und schon lange nicht so viele Skiparadiese, aber dennoch gibt es einiges, über das wir uns freuen können. Und eigentlich wird uns das von Klein auf beigebracht.

Jedes Jahr um diese Zeit werden nämlich in Kindergärten und Grundschulen Lieder über den Herbst geträllert. Die Kleinen lernen die Jahreszeit dadurch besser kennen und entdecken im Alltag die Details aus den Texten wieder. In denen geht es aber nicht darum, dass die Menschen auf den Straßen nun grummelig sind, dass man friert, deprimiert ist und sich am liebsten den ganzen Tag verkriechen möchte. Die Lieder beschreiben schöne Aspekte des Herbstes, die Spaß machen.

Aktivitäten nach draußen verlagern

Natürlich ist die Zielgruppe jünger als Sie, aber was hindert Sie daran, die herbstliche und danach winterliche Welt mit Kinderaugen zu sehen? Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie Drachen steigen lassen oder stapfen Sie durch buntes Laub und wirbeln es mit Händen und Füßen durch die Luft. Dabei können Sie auch wunderschöne Fotos machen. Das gibt wiederum ein herrliches Profilbild in den sozialen Netzwerken oder einen tollen Blickfang an Ihrer Wand zu Hause ab.

Generell wirken sich Projekte positiv auf die Laune aus: Sammeln Sie beispielsweise Kastanien und dekorieren Sie damit munter drauflos. Alternativ lesen Sie Obst auf und backen damit Kuchen, kochen Marmelade, bringen es zum Keltern oder probieren Rezepte aus. Natürlich nehmen Sie die Früchte nur von den Bäumen, wo es Ihnen erlaubt ist.

Gleichzeitig sind Sie dadurch häufig draußen und saugen frische Luft und Sonnenlicht auf. Ganz dunkel wie hoch im Norden wird es bei uns ja gar nicht. Dieses Licht setzt wiederum Hormone bei Ihnen frei, die Ihre Stimmung aufhellen. Und ganz nebenbei ist in Gesellschaft der Aufenthalt außer Haus während der Corona-Pandemie die sicherste Variante.

Einfach Einstellungssache? Dann jetzt das Mindset ändern!

Wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass Sie mit einer anderen Herangehensweise dem diesjährigen Winter- und Coronablues ein Schnippchen schlagen, versuchen Sie es! Springen Sie über Ihren Schatten, legen den Schweinehund an die Leine und nehmen Sie ihn mit in ein herbstlich-winterliches Wunderland, das Sie seit Ihrer Kindheit ganz vergessen haben. Was haben Sie zu verlieren?

Bildquelle: shutterstock.com / Roman Samborskyi

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.