Einige Tage vor der christlichen Fastenzeit fand am vorletzten Wochenende der Beginn der muslimischen Fastenzeit statt, die in diesem Jahr am 1. März startete. Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender und gleichzeitig der islamische Fastenmonat. Viele Muslim*innen verzichten bis zum 30. März tagsüber auf Essen und Trinken.
Für viele unserer Auszubildenden und auch Mitarbeitenden, die muslimischen Glaubens sind, ist das eine besondere Zeit. Wir möchten in diesem Jahr einige von ihnen in unserem Euro Akademie Magazin zu Wort kommen lassen und haben dafür fünf Fragen vorbereitet.

Kevser Yildiz · Auszubildende zur Kaufmännischen Assistentin, Fremdsprachen und Korrespondenz an der Euro Akademie Hannover
1. Kannst Du kurz schildern, wie Du die Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. März gestaltest?
Kevser Yildiz: Ich versuche, insbesondere wenn ich faste, auf mein Mundwerk und meine Taten zu achten. Das sollte man auch so schon machen. Aber manchmal gibt es Alltagssituationen, denen man ausgesetzt ist und in denen man sich über andere aufregen möchte. Das versuche ich dann zu vermeiden und versuche, besonders geduldig zu sein. Während des ganzen Monats versuche ich, eine „Khatma“ zu machen, das heißt, den Quran einmal komplett durchzulesen. Dafür liest man dann beispielsweise jeden Tag ein Kapitel (insgesamt sind es 30) und hat dann am Ende vom Ramadan den Quran einmal durchgelesen. So lässt sich das ganz gut einteilen. Neben dieser Sache versuche ich, weitere Gottesdienste zu praktizieren und mich Allah zu widmen. Ich gehe auch völlig normal meinen alltäglichen Aufgaben nach. Man sollte es sich nicht „vereinfachen“, indem man den ganzen Tag schläft. 😊 Am Abend wird dann gemeinsam gegessen und anschließend treffen wir uns meistens in der Moschee, um „Taraweeh“ zu verrichten.
2. Was magst Du am liebsten am Ramadan, was macht diese Zeit so besonders?
Kevser Yildiz: Der Verzicht im Ramadan auf jegliche Triebe stärkt das Bewusstsein dieser Dinge (zum Beispiel Essen und Trinken). Oft sehen wir dies als Selbstverständlichkeit und verlieren uns auch darin. Ramadan bedeutet Verzicht, um seinem Schöpfer näherzukommen in Form von Dankbarkeit. Es ist ein Monat voller Hingebung. In diesem Monat wird eben auch „mehr“ gemacht, in Form von Gottesdiensten. Es gibt beispielsweise ein besonderes Gebet, welches nur im Ramadan praktiziert wird („Taraweeh“). Das Gebet ist sehr anspruchsvoll, aber umso schöner, da man in den Moscheen zusammenkommt und es jeden Abend als freiwilliges Gebet gemeinsam verrichtet. Es hat wirklich etwas Magisches.
3. Gibt es eine Mahlzeit, die Du speziell für das tägliche Fastenbrechen („Iftâr“) zubereitest oder zu Dir nimmst?
Kevser Yildiz: Es ist keine Mahlzeit, aber eine Frucht. Sein Fasten mit einer Dattel zu brechen, wie es der Prophet Mohammed gemacht hat, ist eine Tradition. Sie liefert dem Körper sofort sehr viel Energie. Was die Mahlzeiten angeht, sollte man besonders an Ramadan bescheiden sein. Es geht nicht darum, den ganzen Tag zu fasten und am Ende den Tisch voll zu decken und sich vollzustopfen.
4. Wie wirkt sich das Fasten auf Deinen Körper aus?
Kevser Yildiz: Ich will nicht lügen, die ersten Tage sind damals sehr anstrengend gewesen und das hat sich in Form von Kopfschmerzen ausgedrückt, weil sich der Körper erst dran gewöhnen muss. Das ist bei jeglicher Art von Fasten und Diäten aber auch so – logisch. Nach den paar Tagen geht es aber völlig klar. Der Magen wird „kleiner“ und der Hunger ist nicht mehr so groß. Am Ende des Ramadans hat man ein gesünderes Verhältnis zum Essen, wie ich finde, und der Körper hat sich einfach entgiftet. Ich sagte damals, weil da Ramadan im Sommer war und wir das Fasten erst nach 22 Uhr brechen konnten. Das war anstrengend. Jetzt ist es schon kurz nach 18 Uhr und es fällt mir sehr leicht, was ich etwas schade finde.
5. Wie können Dich Deine nicht-muslimischen Freund*innen während des Ramadans unterstützen?
Kevser Yildiz: Verständnis. Ich glaube, das ist wirklich das Einzige. Oft muss man sich ständig Kommentare anhören wie: „Nicht mal Wasser???“, „Also ICH könnte das ja nicht.“, „Das ist doch voll ungesund.“ Das sind so Dinge, die unwissende Menschen von sich geben. Es bedarf an Aufklärung – aber auch nur für diejenigen, die lernen möchten.
Merve Özdemir · Auszubildende zur Kaufmännischen Assistentin, Fremdsprachen und Korrespondenz an der Euro Akademie Hannover

1. Kannst Du kurz schildern, wie Du die Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. März gestaltest?
Merve Özdemir: Meine Tage vergehen wie immer hauptsächlich mit Schule und Beten. Aber mein Abendessen ist ein bisschen später und man beschäftigt sich automatisch etwas mehr mit religiösen Dingen und betet eventuell mehr oder liest vielleicht öfter Koran, als man es sonst tut.
2. Was magst Du am liebsten am Ramadan, was macht diese Zeit so besonders?
Merve Özdemir: Ich kann gar nicht richtig beschreiben, was es ist – aber es fühlt sich so an, als ob etwas in der Luft wäre. Es fühlt sich ganz anders an, im positiven Sinn, weil sich eigentlich im Alltag nicht groß etwas ändert.
3. Gibt es eine Mahlzeit, die Du speziell für das tägliche Fastenbrechen („Iftâr“) zubereitest oder zu Dir nimmst?
Merve Özdemir: Nein. Ich esse normal, was ich sonst auch esse.
4. Wie wirkt sich das Fasten auf Deinen Körper aus?
Merve Özdemir: Der erste Tag ist etwas schwer, aber man gewöhnt sich ganz schnell dran und ich vergesse im Alltag manchmal, dass ich faste. Und im Gegensatz zu dem, was viele denken, hungert man nicht durchgehend. Jeder Mensch kennt es ja, dass man Hunger kriegt, und wenn man eine Weile nicht isst, geht der Hunger irgendwann weg und man hat kaum Appetit. So fühlt es sich im Alltag fast durchgehend für mich an.
5. Wie können Dich Deine nicht-muslimischen Freund*innen während des Ramadans unterstützen?
Merve Özdemir: Es gibt eigentlich nichts, was Nicht-Muslime im Alltag für uns tun können – meiner Meinung nach. Also es ist etwas, was mit mir selbst zu tun hat, und andere können das nicht ändern. Es ist auch die typische Meinung von Muslimen, dass es nichts ändert, dass Leute vor uns etwas essen. Also eigentlich kann jeder normal weiterleben.

Yasmine · Auszubildende zur Kaufmännischen Assistentin, Fremdsprachen und Korrespondenz (mit der Zusatzqualifikation Sportmanagementassistent) an der Euro Akademie Hannover
1. Kannst Du kurz schildern, wie Du die Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. März gestaltest?
Yasmine: Ich faste, bete mehr und verbringe Zeit mit Familie und Freund*innen beim Fastenbrechen.
2. Was magst Du am liebsten am Ramadan, was macht diese Zeit so besonders?
Yasmine: Die Gemeinschaft, die Ruhe und die spirituelle Verbindung.
3. Gibt es eine Mahlzeit, die Du speziell für das tägliche Fastenbrechen („Iftâr“) zubereitest oder zu Dir nimmst?
Yasmine: Datteln und Wasser sind ein Muss, um das Fasten zu brechen. Danach mag ich leichte Suppen wie Harira oder Linsensuppe, begleitet von kleinen Vorspeisen. Hauptgerichte variieren, aber oft gibt es etwas mit Reis, Couscous oder Brot. Ein süßer Nachtisch wie Makroud oder Qatayef rundet das Ganze ab.
4. Wie wirkt sich das Fasten auf Deinen Körper aus?
Yasmine: Anfangs Müdigkeit, später mehr mentale Klarheit und ein bewussteres Körpergefühl.
5. Wie können Dich Deine nicht-muslimischen Freund*innen während des Ramadans unterstützen?
Yasmine: Rücksicht nehmen, Interesse zeigen oder mal zum Iftâr mitkommen.
B. S. · Auszubildender zum Kaufmännischen Assistenten, Fremdsprachen und Korrespondenz (mit der Zusatzqualifikation Sportmanagementassistent) an der Euro Akademie Hannover

1. Kannst Du kurz schildern, wie Du die Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. März gestaltest?
B.S.: Ich verbringe die Tage mit meiner Familie und dem engeren Kreis, beschenke die Jüngsten für ihr tapferes Durchhaltevermögen und motiviere sie weiter zu fasten.
2. Was magst Du am liebsten am Ramadan, was macht diese Zeit so besonders?
B.S.: Es ist die Zeit, wo man beisammen kommt und sich viel mehr Zeit nimmt als sonst. Ich mag die innere Ruhe, die der Ramadan mitbringt und nutze die Zeit, um mich geistlich zu regenerieren.
3. Gibt es eine Mahlzeit, die Du speziell für das tägliche Fastenbrechen („Iftâr“) zubereitest oder zu Dir nimmst?
B.S.: Mahlzeiten werden so gestaltet, um maximal Fett zu verbrennen und nicht hungrig durch den Tag zu schlendern. Was ich am liebsten mache, sind Dattel-Snickers.
4. Wie wirkt sich das Fasten auf Deinen Körper aus?
B.S.: Fasten fördert Fettverbrennung, senkt den Insulinspiegel und unterstützt die Zellregeneration. Es kann Entzündungen verringern, die Verdauung entlasten und vieles mehr.
5. Wie können Dich Deine nicht-muslimischen Freund*innen während des Ramadans unterstützen?
B.S.: Ich persönlich mag es nicht, wenn Menschen zu viel reden. Wer mich unterstützen möchte, sollte weniger mit mir sprechen – so kann ich mich auf die geistige Meditation konzentrieren.

Abdullah Acar · Dozent für Wirtschaft, Rechnungswesen und Mathematik (Ausbildungen FSK/WIKO/SOA) an der Euro Akademie Berlin
1. Kannst Du kurz schildern, wie Du die Zeit zwischen dem 1. März und dem 30. März gestaltest?
Abdullah Acar: Diese Zeit verbringe ich vor allem mit Familie und Freunden. Ich konzentriere mich auf das Fasten, das gemeinsame Iftâr und das Gebet. Oft nutzen wir die Zeit, um uns intensiver mit unserer Religion zu beschäftigen und uns sozial zu engagieren.
2. Was magst Du am liebsten am Ramadan, was macht diese Zeit so besonders?
Abdullah Acar: Am meisten mag ich das Gefühl der Gemeinschaft und der Dankbarkeit. Es ist eine Zeit der inneren Einkehr und der Selbstreflexion. Besonders schön ist es, gemeinsam mit der Familie das Fasten zu brechen und sich Zeit füreinander zu nehmen.
3. Gibt es eine Mahlzeit, die Du speziell für das tägliche Fastenbrechen („Iftâr“) zubereitest oder zu Dir nimmst?
Abdullah Acar: Traditionell beginne ich das Iftâr mit Datteln und Wasser. Danach gibt es oft eine herzhafte Suppe, beispielsweise Linsensuppe. Jede Familie hat ihre eigenen Spezialitäten – bei uns gibt es oft Reisgerichte oder verschiedene orientalische Speisen.
4. Wie wirkt sich das Fasten auf Deinen Körper aus?
Abdullah Acar: Meine Körper gewöhnt sich daran, deswegen fühle ich mich oft energiegeladener. Es ist auch eine gute Gelegenheit, bewusster zu essen und dem Körper eine Pause zu gönnen.
5. Wie können Dich Deine nicht-muslimischen Freund*innen während des Ramadans unterstützen?
Abdullah Acar: Ich freue mich, wenn sie mich zum Iftâr-Essen einladen oder mich nach meinen Erfahrungen fragen. Es hilft auch, wenn sie sich für die Bedeutung des Ramadans interessieren und einfach respektvoll damit umgehen.
Bildquellen
Beitragsbild: © Photo craze / shutterstock.com
Kleine Bilder: © Tanya Shulga / shutterstock.com