Alles Spitze? Frauen in Führungspositionen

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Seit Einführung der Frauenquote dürfen Frauen auf höhere Karrierechancen hoffen, und auch Unternehmen könnten von den Vorteilen weiblicher Führungskräfte profitieren. Doch wie sehen die aktuellen Gegebenheiten in Deutschland aus? Sind mittlerweile tatsächlich mehr Frauen in den oberen Reihen vertreten? Und falls ja: Wie hat sich das Arbeiten dadurch verändert?  

Am 1. Januar 2016 trat in Deutschland das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im Öffentlichen Dienst“ in Kraft. Mit ihm wurde gesetzlich festgelegt, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mindestens 30 Prozent der Aufsichtsräte weiblich sein müssen. Seit 2022 gilt eine ähnliche Regelung für börsennotierte Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeiter*innen und einem Vorstand mit mehr als zwei Personen: Mindestens eine dieser Personen muss weiblich sein.  

Zwei Meilensteine, wenn man bedenkt, wie langwierig der Weg zur Frauenquote war: Bereits 2001 drängte die Politik deutsche Unternehmen dazu, sich selbst das Ziel zu setzen, den Frauenanteil in Managementpositionen zu erhöhen. Bis auf wenige Vorreiter wie die Deutsche Telekom kamen die meisten Unternehmen dieser Bitte allerdings nicht nach, sodass eine gesetzliche Regelung unumgänglich wurde.   

Der neue Status Quo: einzelne Frauen sind oben angekommen 

Eine Studie der AllBright Stiftung zeigt: Die Quote wirkt, von den 160 DAX-Unternehmen gibt es heute 94, bei denen Frauen im Vorstand sitzen. Doch es gibt noch Luft nach oben, denn in 71 dieser Unternehmen sitzt nur eine einzige Frau im Vorstand. Zudem haben 66 der börsennotierten Unternehmen nach wie vor einen rein männlichen Vorstand. So ergibt sich insgesamt, dass nur 17,4 Prozent aller Vorstände weiblich sind. In den Aufsichtsräten machen Frauen zumindest einen Anteil von 36,1 Prozent aus. 
In allen nicht börsennotierten Unternehmen gibt es gar keine Quotenregelung, und es ist den Firmen selbst überlassen, ob und wie sie Frauen in Führungspositionen fördern. Im internationalen Vergleich bestätigt sich, dass Deutschland Aufholbedarf hat: In den Führungsetagen arbeiten rund 29 % Frauen, womit Deutschland im EU-Ranking auf Platz 21 von 27 landet. In den USA, Großbritannien und Skandinavien bekleiden Frauen nicht nur häufiger Managementposten, sondern streben auch viel selbstverständlicher höhere Positionen an.  

Solch eine Entwicklung wäre auch hierzulande wünschenswert, denn Frauen bieten dem Management überzeugende Vorteile:  

Kommunikativ und sozial

Emotionale Stabilität, Extrovertiertheit, Offenheit, Geselligkeit und Gewissenhaftigkeit – das sind Eigenschaften, die gute Führungsqualität ausmachen. Frauen stehen Männern hier in nichts nach, laut einer Studie aus Norwegen (Personality of Leadership) schneiden sie sogar etwas besser ab als ihre männlichen Kollegen. Zudem glänzen Frauen in der Kommunikation: Sie kommunizieren klarer und sind offener gegenüber Neuem. Außerdem gelten sie als kooperativ, teamfähig und sprechen Probleme direkt an, was sie zu guten Konfliktmanagerinnen macht. Das Miteinander im Team oder in der Abteilung gewinnt dadurch an Qualität.  

Die richtige Motivation 

Die Arbeitswelt von heute ist sehr schnelllebig und in naher Zukunft erwarten uns durch die weiter fortschreitende Digitalisierung große Veränderungen und Herausforderungen. Unternehmen müssen flexibel bleiben, um mit der Zeit zu gehen. Dieser Prozess hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter*innen und Teams, die besonders eigenständig und anpassungsfähig sein müssen. Weibliche Führungskräfte können hier punkten, denn sie legen oft einen Fokus auf die Personalentwicklung und fördern auf inspirierende und empathische Weise. So lassen sich insbesondere Mitarbeitende der Generation Y und der Generation Z motivieren, die schon bald den Hauptteil der arbeitenden Bevölkerung ausmachen werden und bedeutend für die Wirtschaft sind.  

Besseres Image 

Unternehmen mit weiblichen Führungskräften wirken modern und fortschrittlich. Sie verkörpern Chancengleichheit, flexible Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So können nicht nur Mitarbeitende besser gebunden, sondern auch Neukund*innen und Bewerber*innen gewonnen werden. Firmen verbessern damit indirekt ihre Marktposition und wirken zeitgleich dem Fachkräftemangel entgegen, da sie auf Bewerberinnen zählen können. 

Die Vorteile zeigen: Unternehmen können nur gewinnen, wenn sie auf weibliches Führungspotenzial setzen. Wichtig wäre es also, Frauen gegenüber zu signalisieren, dass sie in den oberen Reihen gewünscht und gefragt sind. Denn Frauen wollen mitbestimmen und sobald es weitere von ihnen die Führungsetagen geschafft haben, wird sich dieser Prozess zunehmend verselbstständigen – ein weiterer wichtiger Meilenstein für deutsche Unternehmen!

Titelbild: PeopleImages.com – Yuri A/shutterstock

Autor

Franziska Hembt

Seit März 2018 unterstützt Franziska Hembt das Team des Euro Akademie Magazins. Die On- und Offline-Redakteurin verfasst regelmäßig Beiträge zu den Themenbereichen des Formats.