Gen Z – die Neuen im Berufsleben

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Auf dem Arbeitsmarkt findet aktuell ein Generationenwechsel statt. Während die Babyboomer nach und nach das Rentenalter erreichen, betreten nun die Mitglieder der Generation Z die Manege. Was sich jetzt schon abzeichnet: Die „Neuen“ haben teilweise andere Vorstellungen davon, was einen guten Job ausmacht und entsprechende Erwartungen an das Arbeitsleben. Doch wie entstand dieser Wandel und wie zeigt er sich?  

Laut der Sozialisationstheorie von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann setzen sich Jugendliche in der Pubertät intensiv mit sich selbst, ihrer sozialen und physischen Umwelt auseinander. Je nachdem, wann und wo jemand aufwächst, werden Heranwachsende demnach durch unterschiedliche wirtschaftliche, kulturelle und politische Gegebenheiten geprägt. Zur Generation Z, kurz auch Gen Z, gehören die zwischen 1997 und 2012 Geborenen. Das Umfeld der Gen Z zeichnet sich vor allem durch den großen Stellenwert der digitalen Medien aus, den unsere Gesellschaft derzeit erlebt. Im Gegensatz zu früheren Generationen, die damit erst in ihrer Jugend oder im Erwachsenenalter in Berührung kamen, kennt die Generation Z Mobiltelefone, Smartphones, Tablets und das Internet bereits von klein auf. So ist es nicht verwunderlich, dass ihnen der Umgang mit diesen technischen Geräten nahezu intuitiv von der Hand geht.  

Eine von Sicherheit und Fürsorge geprägte Kindheit 

Anders als bei den vorherigen Generationen wurde bei den um die Jahrhundertwende geborenen Menschen weniger auf Leistung, Gehorsam und Fleiß geachtet. Sie haben – in der Gesamtheit betrachtet – eine sorgenfreie und behütete Kindheit genossen und sind davon in ihrer charakterlichen Entwicklung geprägt. Die Kindererziehung wird mehr und mehr bedürfnisorientiert, was zur Folge hat, dass Selbstbestimmung, gegenseitiges Wertschätzen und Sinnerfüllung im Fokus liegen. Entsprechend ging der Leistungsdruck in den Schulen zurück: Es ist nicht mehr das oberste Ziel, Bestleistungen zu erreichen, vielmehr wird darauf geachtet, sich gemäß seiner*ihrer Fähigkeiten und Talente zu entwickeln. Das Leben außerhalb der Schule, Freunde und Familie werden wichtiger, aber auch die politischen und ökologischen Begebenheiten. Umweltthemen werden relevant, und nicht zuletzt ist auch die Entstehung der Klimastreiks und der „Fridays for Future“-Bewegung auf diesen Wandel zurückführen.  

Die Auswirkungen auf das Berufsleben 

Die Mitglieder der Generation Z treffen nun auf ein Berufsleben, das von Ehrgeiz, Leistungsdruck und einer hohen Arbeitsmoral gezeichnet ist. Sie hingegen legen mehr Wert auf Selbstverwirklichung, Mitbestimmung und eine klare Abgrenzung von Freizeit und Beruf. Hinzu kommt, dass sie auf dem Arbeitsmarkt andere Gegebenheiten vorfinden als ihre älteren Mitmenschen: Die Kombination aus niedriger Geburtenrate, einer blühenden Wirtschaft und dem Renteneintritt der zahlenmäßig überlegenen Babyboomer führen dazu, dass Ausbildungsbetriebe und Unternehmen um ihre zukünftigen Mitarbeiter*innen buhlen müssen. Auszubildende und Berufseinsteiger*innen haben hingegen die Qual der Wahl und suchen sich Betriebe aus, bei denen möglichst viele ihrer Bedingungen erfüllt werden.  

Der perfekte Job  

Von den bisherigen Generationen haben die jungen Arbeitnehmer*innen gelernt: Träume erfüllen sich nur selten. Sie sind deshalb abgeklärter und realistischer, wollen lieber eine integre Führungskraft in einem soliden (Familien-)Unternehmen als eine schlecht bezahlte Anstellung in einem risikobehafteten Start-up. 

Generell ist laut einer Studie der Wirtschaftsjunioren Deutschland eine gute Bezahlung ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl. Zum einen ist es natürlich ein Zeichen von Wertschätzung, zum anderen ist die Generation Z einen hohen Lebensstandard gewohnt, sie sind gesundheitsbewusst, und geben gerne Geld für ihre Hobbies aus. Auch wenn das Eigenheim, Vermögensaufbau oder Statussymbole nicht zum vorrangigen Lebensziel gehören, wollen die neuen Arbeitnehmenden ihren Lebensstandard halten.  

Ähnlich wie in der Schulzeit ist das Streben nach Bestnoten zweitrangig. Eine strikte Trennung von Privatleben und Beruf ist hingegen sehr wichtig, tatsächlich wirken vermeintlich verlockende Bezeichnungen wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten auf manche der Gen Z eher negativ, könnten das doch gleichbedeutend sein mit einem Ausnutzen der Arbeitskraft. Auch wollen sie nach Ende des Arbeitstags möglichst wenig an den Job denken, geschweige denn Probleme erörtern. Andere hingegen befürworten ein zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten, das sich besser in ihren Alltag integriert.  

Keine Ambitionen?

Was auf den ersten Blick wenig ambitioniert und sehr anspruchsvoll wirkt, hat jedoch auch einen positiven Effekt. Das Risiko für Burnout und Überlastung sinkt. Die Gen Z sorgt sich um sich selbst, sie nehmen Therapien wahr und räumen Freizeit und sozialen Kontakten einen hohen Stellenwert ein. Das alles ist förderlich für eine mentale Gesundheit. 

Die meisten wollen sich also nicht für den Job aufopfern. Das darf allerdings nicht gleichgesetzt werden mit Faulheit oder fehlender Motivation. Ganz im Gegenteil, die Generation Z ist sehr wissbegierig und autonom. Sie wollen Karriere machen und Erfolge erzielen, allerdings nicht zu jedem Preis. Vielmehr achten sie auf eine sinngebende Arbeit, die Spaß macht und abwechslungsreich ist. Sobald diese Bedingungen erfüllt sind, glänzen sie mit Kreativität und einer hohen Motivation. Sollten diese Voraussetzungen einmal nicht mehr gegeben sein, scheuen sich die jungen Arbeitnehmenden nicht, sich einen neuen Job zu suchen. Bei ihren älteren Kolleg*innen ist hingegen die Loyalität gegenüber dem*der Arbeitgeber*in meist höher. Diese ziehen einen Wechsel seltener in Betracht. 

Das Arbeitsleben im Wandel 

Noch ist die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt in der Unterzahl. Doch das wird sich bald ändern. Spätestens dann sollten die Unternehmen auf ihre Wünsche und Forderungen eingehen, um sich die Fachkräfte von morgen zu sichern. Und wer weiß: Vielleicht ist dieser Wandel hin zu mehr Flexibilität genau das richtige für die Wirtschaft von morgen?

Titelbild: GroundPicture/shutterstock

Autor

Franziska Hembt

Seit März 2018 unterstützt Franziska Hembt das Team des Euro Akademie Magazins. Die On- und Offline-Redakteurin verfasst regelmäßig Beiträge zu den Themenbereichen des Formats.