Hoffice – die Arbeitsform der Zukunft?

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Das Arbeiten am Computer ist heute nicht mehr an einen Ort gebunden. Immer mehr Menschen arbeiten freiberuflich – meistens von zu Hause aus. Das kann auf Dauer ganz schön einsam sein. Die Lösung kommt aus Schweden: Hoffice – die neue Art des Zusammenarbeitens in Privatwohnungen. Für die wachsende Anzahl digitaler Nomaden ist dieses Konzept besonders interessant.

Teure Büromieten kann sich kaum ein Freiberufler leisten. Bürogemeinschaften sind nicht einfach zu finden, binden einen fest an einen Ort und sind oft reine Zweckgemeinschaften. Da kommt das Hoffice-Konzept wie gerufen. Wenn Sie als Freiberufler nicht im Homeoffice am heimischen Schreibtisch versauern möchten, schließen Sie sich doch einfach dieser Community an.

Schwedisches Konzept mit guter Laune und persönlichem Austausch

Das Konzept des neuen Coworkings hat sich der schwedische Psychologe Christofer Gradin Franzén ausgedacht, als er selbst mit seiner Masterarbeit nicht vorankam. Seine Idee ist es, in den eigenen vier Wänden gemeinsam mit fremden Menschen oder Freunden zu arbeiten.

Das Besondere daran: Hoffice geht über die reine Tätigkeit hinaus. Bevor man mit der Arbeit beginnt, berichtet man den anderen, woran man arbeiten wird. Dadurch soll die Produktivität steigen, weil man sich dann wohl eher verpflichtet fühlt etwas zustande zu bringen. Gearbeitet wird in Einheiten von 45 Minuten, so die Idee von Franzén, dann tauschen sich die Coworker in einer 15-minütigen Pause über sich und ihre Projekte aus, machen Dehnübungen oder meditieren.

Laut Franzén, der schon seit einigen Jahren mit neuen Arbeitsformen experimentiert, ist das Ziel dieser neuen Art von Zusammenarbeit, den Tag in einem sozialen Umfeld zu verbringen, seine Ideen mit anderen Menschen zu teilen und dabei einen möglichst optimalen, produktiven Arbeitsprozess zu haben. Aber es gehört noch mehr dazu – die gegenseitige Inspiration in einem entspannten und fröhlichen Umfeld soll zu einer gelassenen Arbeitsatmosphäre führen und produktivitätssteigernd sein.

Dem Konzept nach ist das Arbeiten keine bierernste Sache, die man zum Broterwerb zwangsläufig braucht, sondern ein Raum für Ideen und Produktivität. Obendrein soll Hoffice die Möglichkeit bieten, interessante Menschen kennenzulernen, um in der gemeinsamen Zeit angenehm arbeitend ans Ziel zu kommen.
Die neue Arbeitsform vereint Ansätze aus der Wirtschaftslehre, der Psychologie und dem Buddhismus. Während es in Schweden, den Niederlanden und auch in Brasilien schon zahlreiche Hoffice-Gruppen gibt, sind wir in Deutschland noch zurückhaltend.

Sie möchten einen Arbeitsplatz in Ihrem Zuhause anbieten? So geht’s!

Bislang gibt es in 11 deutschen Städten Hoffice-Gruppen, die auf Facebook registriert sind und denen Sie sich, je nach Wohnort, anschließen können. Finden Sie keine in Ihrer Nähe, können Sie auf Facebook selbst eine Hoffice-Gruppe gründen oder sich anderweitig mit Freiberuflern vernetzen.
Einer der Gruppenmitglieder lädt die anderen dann zum gemeinsamen Arbeiten zu sich nach Hause ein. Die Nutzung des Hoffice ist für die Teilnehmer immer kostenlos. Als Gastgeber sollten Sie freie und saubere Arbeitsflächen, WLAN, einen Raum, in dem man ungestört telefonieren kann und eine ausreichende Zahl an Steckdosen zur Verfügung stellen.

Eine Frage des Vertrauens – ZEIT-ONLINE-Redakteurin testet die neue Arbeitsform

ZEIT-ONLINE-Redakteurin Nadja Dilger hat das Konzept bei sich zu Hause getestet. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch und einer Aufregung wie vor einem Vorstellungsgespräch, so in ihrem Beitrag „Die Fremden in meinem Zimmer“ zu lesen, wartete sie auf die zwei Coworker, die sich auf ihre Einladung hin bei ihr gemeldet hatten. Sie musste allerdings selbst erstmal eine Gruppe gründen, da die Coworking-Events der anderen Berliner Gruppen entweder belegt waren oder die Mitglieder keine Zeit hatten.

Ähnlich geht es Dilger, als sie versucht in anderen deutschen Städten einen Arbeitsplatz im Hoffice zu bekommen. Viele der Hoffice-Gruppen auf Facebook sind eher selten aktiv. Ein Mitglied aus der Münchner Community glaubt, die größte Hürde sei es, dass viele sich nicht sicher sind, ob sie ihre Wohnung zur Verfügung stellen möchten. Auch in anderen Ländern läuft das Konzept nur langsam an – auch wenn es dort teilweise schon mehr Angebote gibt.

Hoffice-Gründer Franzén denkt, der holprige Start des Hoffice liegt vor allem am mangelnden Vertrauen fremden Menschen gegenüber. Viele seien offener dafür, sich in öffentlichen Räumen – in Cafés oder Kneipen zu treffen, als ihr Internet und ihren Strom mit anderen zu teilen.

Wir wünschen Ihnen erfolgreiche Projekte und freundliche Kollegen – in welchen Räumen auch immer!
Haben Sie bereits Erfahrungen mit Hoffice gemacht? Erzählen Sie uns davon!

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Redaktion

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