„Pflege ist, was du draus machst“

0

„Als ich 16, 17 Jahre alt war, hatte ich noch gar keinen Plan. Ich brauchte die Zeit.“

Maria* ist heute 30 Jahre jung. Fünf Jahre lang arbeitete sie als Erzieherin. Momentan absolviert sie in Vollzeit ihr zweites Lehrjahr zur Fachkraft für Altenpflege in Chemnitz. Sie vertritt einen von insgesamt 30 Repräsentanten, die sich am 4. November auf der „Glücksbringer“-Pflegemesse in der Stadthalle den Besuchern vorstellten. „All meine gesammelten Erfahrungen im pädagogischen Bereich, haben mich zur Arbeit in der Pflege vollkommen motiviert und bewegt. Durch den heutigen medizinischen Standard werden viele Menschen älter als je zuvor, sie bekommen Medikamente, sind aber auf Hilfe angewiesen. Ich bin der Meinung, sie sollen es gut haben und ich möchte ihnen eine Stütze in der Zeit ihres letzten Lebensabschnitts sein“, spricht die zierliche Frau schüchtern ins Mikrofon des Moderators Gunnar Baumann. Dieser ist bereits zum vierten Mal auf der Messe präsent und wundert sich jedes Jahr aufs Neue über die Ansichten vieler Schüler, die meist in der 7. bis 8. Klasse, Informationen an den Ständen einholen. „Bei ihnen existiert ein völlig falsches Bild über die Altenpflege. Sie verbinden den Beruf hauptsächlich mit negativ belegten Tätigkeiten, wie Toilettengänge, Wechseln von Windeln und eingenässten Bettlaken. Das gehört dazu, doch der Pflegeberuf bietet doch bedeutend mehr.“

Dessen Meinung teilt auch die Dozentin für Altenpflege Sabrina Lopens.  Zusammen mit vier Auszubildenden vertritt sie den Stand der Euro Akademie Chemnitz. „Bereits im ersten Lehrjahr erhalten unsere Sozialassistenten Einblicke in alle pflegerelevanten Bereiche: Jeweils fünf Wochen machen sie ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung, einer Kindertagesstätte und in einer Einrichtung für behinderte Menschen. Gerade der hohe Geräuschpegel in der Kita veranlasst viele zum Nachdenken, ob es auf Dauer das richtige für sie ist. In der Altenpflege geht es natürlich viel leiser zu. Deshalb empfehle ich jedem, in jede Richtung reinzuschnuppern, nur dann weiß ich, was mir wirklich liegt.“

„Man sollte empathisch, hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend sein. Die Arbeit in Schichten und am Wochenende gehört dazu, dafür geben die pflegebedürftigen Senioren aber viel an Dank zurück. Und wollen wir später nicht auch einmal die Gewissheit haben, von lieben Händen gut gepflegt zu werden?“, hält die Auszubildende Elisa Kranz nahezu ein Plädoyer für die Pflege, obwohl sie selbst Sozialassistentinin lernt … wer weiß, vielleicht tritt bei ihr in ein paar Jahren das gleiche Umdenken ein, wie bei Maria.

*Name von der Redaktion geändert.

Autor

Kristina Neukirch

Kristina Neukirch leitet den Bereich Marketing und PR an den Euro Akademien Chemnitz und Rochlitz. Als freie Journalistin im Bereich Bildung berichtet sie in unserem Magazin über die Euro Akademien Chemnitz und Rochlitz und schreibt für die Rubrik "Gesundheit & Pflege". Außerdem ist sie als Dozentin für Deutsch als Zweitsprache tätig.