Sicher kennst du dieses Phänomen: Du bist fast am Ende deiner Schulausbildung angekommen, die Berufswelt ruft und du hast schon eine gute Vorstellung davon, was du beruflich einmal machen willst. Dazu hast du dir reiflich überlegt, wo deine Interessen liegen, dich beim Berufsinformationszentrum in deiner Stadt ausführlich informiert und vielleicht sogar schon ein Praktikum in deinem Wunschberuf absolviert. Aber dann kommt dieser eine entfernte Verwandte oder deine Lehrerin und macht deine Zukunftsträume mit einem Satz zunichte.
In unserer kleinen Serie „Unsere Ausbildungen von Expert*innen bewertet“ möchten wir dich ermutigen, an deinen Plänen festzuhalten. Denn richtig gut wird man nur in etwas, das man wirklich gerne macht! Ganz egal, was die anderen sagen. In Teil I verteidigen wir den Beruf des*der Fremdsprachenkorrespondent*in.
Fremdsprachenkorrespondent*in – ein Beruf mit Zukunft?
Sie begegnen uns im Alltag immer häufiger – die kleinen digitalen Helfer*innen zur Übersetzung oder Dolmetschen. Doch werden diese eine Ausbildungen mit dem Schwerpunkt Fremdsprachen künftig ersetzen?
Ein klares NEIN, sagt Marie-Yvonne Kugler, Leiterin der Euro Akademie Mainz.
„Sprache lebt ja nicht nur durch das rein gedruckte oder gesprochene Wort“, so Marie-Yvonne. Es sind die kleinen Feinheiten, wie Idiome, Dialekte oder die Phonetik, die den Unterschied zum digitalen Helfer machen. Hier zeigt sich dann auch, wer sich ausschließlich auf den digitalen Helfer verlässt oder wer seine erarbeiteten Sprachkompetenzen anzuwenden weiß. Es ist zum Beispiel ein großer Unterschied, ob man sich mit einem*r Muttersprachler*in aus Amerika oder aus Schottland unterhält oder das deutsche Idiom „Wie ein Elefant im Porzellanladen“ ins Englische übersetzen möchte – im Englischen wäre es: „like a bull in a china shop“.
Unter Zeitdruck
Im weiteren Kontext zur Arbeitswelt ein Beispiel aus dem mobilen Arbeiten: Stelle Dir vor, Du bist im Video-Call mit einem*r Kund*in am anderen Ende der Welt, und du musst jedes Mal erst warten, bis dein digitaler Helfer mit der Übersetzung des Gesprochenen fertig ist. So viel Zeit hat man gar nicht im Meeting! Da kann der*die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondent*in schon eher beim (virtuellen) Gegenüber punkten. Die Fremdsprachenkorrespondent*innen können sich auf ihre Sprachkompetenz verlassen und somit einen Fokus auf den eigentlichen Inhalt des Meeting legen – sei es eine Produktpräsentation in der Fremdsprache oder der Report zu den letzten Quartalszahlen.
Mehr als „nur“ Sprachkompetenz
Aber Sprache allein wird in den Ausbildungen ja nicht vermittelt. Die Auszubildenden lernen auch interkulturelle Kompetenzen und betriebswirtschaftliche Inhalte kennen. So ist der Beruf Fremdsprachenkorrespondent*in weiterhin auch künftig ein internationaler Allrounder – egal ob in der freien Wirtschaft oder in staatlichen Institutionen.
Fazit: Taugt zum privaten Gebrauch
Was man jedoch sagen kann ist, dass die digitalen Helfer durchaus gute Tools im Privaten sein können, wenn wir Zeit haben und die Übersetzung nicht ganz so korrekt sein muss.
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