Unsere Liebe zum Fleisch und was daraus folgt

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Wer sich in einer Ausbildung mit internationalem Fokus befindet, macht sich natürlich Gedanken über das Zusammenspiel der Länder und einige Missstände – zum Beispiel was die Produktion von Fleisch betrifft. Kimberley Schüler ist angehende Fremdsprachenkorrespondentin an der Euro Akademie Mainz und hat den Deutschunterricht genutzt, um ihre Ansichten dazu festzuhalten.

Schnitzel, Currywurst, Frikadelle … Wir Deutsche lieben Fleisch auf unseren Tellern und die meisten mehrmals täglich. Längst ist aus unserem Sonntagsbraten ein Alltagsessen geworden. Wir essen doppelt so viel Fleisch wie noch vor 100 Jahren – trotz vieler Lebensmittelskandale. Das bringt uns derzeit auf Platz 21 der Fleischesser-Rangliste. Platz 1 ist das BBQ- und Burger-Land Amerika. Seit Jahrzehnten halten sie sich auf dem Siegertreppchen.

Falls Sie glauben, dass man so viel Fleisch mit glücklichen Tieren herstellen kann, dann muss ich Sie enttäuschen. Konventionelle Mastanlagen sind Fabriken, die mit dem natürlichen Lebensraum der Tiere nichts zu tun haben. Doch nicht nur die Tiere leiden an unserer Fleischgier, sondern auch die Umwelt und die Menschen rund um den Globus.

Von Fairness keine Spur

Für die Herstellung von einem Kilogramm Fleisch verbraucht man 15.000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Brot benötigt man 1.300 Liter Wasser. Das ist eine große Verschwendung, wenn man bedenkt, dass 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Und wir bewässern damit Pflanzen, tränken Kühe und putzen Ställe damit.

Zudem ist das Abwasser ein großes Problem, denn in Gülle sind Nitrate enthalten, die in den Boden und somit auch in das Grundwasser sickern. Auch der Dünger der Futterpflanzen gelangt ins Grundwasser, wobei der Sauerstoffgehalt so drastisch abfällt, bis dort kein Leben mehr möglich ist.

Eine Milliarde Menschen leiden unter Hunger, denn Fleischproduktion benötigt viel Platz. Nicht nur die Tiere, sondern eher der Futteranbau. Die Weltbevölkerung wächst, doch schrumpft der Platz für unser Essen, denn weltweit wächst auf einem Drittel der Felder Tierfutter – Fläche, die für den Anbau von Nahrung für Menschen fehlt. So entpuppt sich unser unmenschliches Verhalten gegenüber unseren Mitlebewesen als unfairer Luxus.
Denn wir bekommen auch derzeit nicht alle Menschen auf unserer Erde satt.

Regenwald ade

Damit die Nutztiere schnell genug wachsen, bekommen sie Kraftfutter aus Soja, das meist aus Lateinamerika von riesigen Farmen kommt. Dort wird Regenwald abgeholzt – einer der artenreichsten Lebensräume der Welt – damit Monokulturen, die zusätzlich mit Dünger und Pestiziden behandelt werden, entstehen können. Schnell ist der Boden davon überlastet und erneut muss Regenwald abgeholzt werden.

Viele, die in diesen Bereichen leben, werden vertrieben und Kleinbauern können nicht mit den günstigen Preisen mithalten und müssen für Hungerlöhne und kaum geschützt auf den Megafarmen arbeiten.

Die Sache mit dem Huhn

Und dann ist da auch noch das mit der Hühnerbrust. Wir bevorzugen die Brust des Huhnes, alles andere verkauft sich eher schlecht. Also frieren wir den Rest des Tieres ein und verschiffen ihn beispielsweise nach Ghana.

Dort werden auch Hühner gezüchtet, allerdings ohne vergleichbare Geldunterstützung wie bei uns von Seiten der EU und im kleinen Stil. Das macht das importierte Huhn aus Deutschland deutlich günstiger als das in Ghana, obwohl es so weit gereist ist. Das günstige Fleisch zerstört die Märkte in West-Afrika und verhindert so, dass man dort von der Viehzucht leben kann.

Ist es okay, wie die Welt tickt?

Das bedeutet natürlich nicht, dass man auf Fleisch ganz verzichten muss. Denn das Hauptproblem stellt das Soja-Kraftfutter dar, obwohl Kühe, Ziegen und Schafe eigentlich Gras fressen. Mit dem Verzicht auf Kraftfutter würden viele Probleme wegfallen, da in diesem Fall die Felder dafür keine Futterfelder, Menschen oder Wälder verdrängen würden.

Viele Bio-Bauern greifen diese Idee auf und nutzen den natürlichen Kreislauf. Sie bauen ihr Futter meist selbst an und nutzen den Mist als Dünger. Sie dürfen nur so viele Tiere halten, wie die Umwelt verträgt. Diese Methode ist zwar besser, aber nicht ertragreich. Das heißt, es gibt weniger und teureres Fleisch.

Was wir essen, verursacht Umweltzerstörungen und Ungerechtigkeit. Soll das so weitergehen?

Die Antwort liegt auf Ihrem Teller.

Autor: Kimberley Schüler, Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin, Euro Akademie Mainz

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Schüler*innen der Euro Akademie

In dieser Rubrik schildern Schüler*innen der Euro Akademien ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Ausbildung, berichten über Projekte, Praktika oder Veranstaltungen und geben anderen Lernenden wertvolle Tipps. Sie gehen dabei auf Fragen ein, auf die sie vor und in ihrer Ausbildungszeit selbst gern Antworten gehabt hätten.