Soziale Vielfalt als Bereicherung

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Während der Regierungszeit des polarisierenden US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump untersuchten drei Wissenschaftler, wie Menschen auf zunehmende soziale Vielfalt reagieren. Sie werteten dazu Daten aus Umfragen aus, die über 22 Jahre erhoben wurden. Die Ergebnisse waren erstaunlich. 

Die Wissenschaftler konnten einen erstaunlichen Wandel der Menschen im Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt feststellen, der im unmittelbaren Zusammenhang mit der Konfrontation mit „Neuem“ steht. 

Soziale Vielfalt stellt im ersten Moment eine Bedrohung für uns dar

Kennst du das Gefühl, in eine neue Stadt zu kommen und dort eine andere Schule zu besuchen, fernab deiner gewohnten Umgebung? Dieses Unwohlsein und das Gefühl, sich als Fremdkörper unter vielen fremden Gesichtern wiederzufinden? Das ist ganz normal und hat oft damit zu tun, dass die soziale Vielfalt in der Gruppe als Bedrohung empfunden wird. Das liegt daran, dass wir Menschen dazu neigen, uns mit Menschen zu umgeben, die ähnlich sind wie wir. Das gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wenn wir jedoch auf Menschen treffen, die anders sind als wir, kann das erstmal ungewohnt und unsicher sein. Wir haben Angst vor dem Unbekannten und fürchten, dass unsere eigenen Werte und Überzeugungen in Frage gestellt werden könnten.  

Doch was du auch schnell erleben wirst, ist die Eingewöhnung. Zuerst fremd wirkende Gesichter werden zunehmend vertraut, die Gespräche mit anderen werden lockerer und zur Routine und du kannst die Mitmenschen immer besser einschätzen und zuordnen, triffst dich nun immer mehr auch privat mit ihnen. Du merkst schnell, dass es keinen Grund für Angst und Zurückhaltung gibt und dass die neuen Bekannte dich bereichern. Der Mensch lernt schnell neue Perspektiven kennen, erweitert seinen Horizont und kann sich persönlich weiterentwickeln. Es ist also lohnenswert, sich der sozialen Vielfalt zu öffnen und sie als Chance zu sehen, anstatt als Bedrohung. 

Soziale Bedrohung in Trumps Amerika

Während Trumps Regierungszeit schien die Stimmung im Land zu kippen. In der Salatschüssel der Kulturen sah man sich zunehmend bedroht durch kulturelle und religiöse Unterschiede zwischen den Staatsbürger*innen. Die Bevölkerung wurde zunehmend gespalten. Dies nahmen die Wissenschaftler zum Anlass mit ihrer Studie genauer hinzuschauen. Sie gaben sich nicht mit kurzfristigen Beobachtungen zufrieden, sondern wollten die langfristigen Auswirkungen sozialer Vielfalt erforschen.

Während bestehende Studien andeuteten, dass Menschen einer Gruppe sich durch neue, fremde Einflüsse bedroht fühlten, war nicht geklärt, ob sich Menschen über die Jahre an die Vielfalt gewöhnen können. Die Ausgangsfrage der Studie lautete folglich: Sind Menschen in der Lage, sich im beispiellosen Wandel unserer Zeit der sozialen Vielfalt anzupassen? 

Vielfalt als Chance durch Anpassung

Das menschliche Gehirn neigt dazu, die „eigene“ Gruppe zu schützen, dies wurde durch psychologische Tests nachgewiesen. Das Gehirn sieht das eigene Überleben davon abhängig, wie gut man mit Mitgliedern der eigenen Gruppe zurechtkommt und interagiert. Dazu mussten Gefahren, die von Personen außerhalb der Gruppe ausgingen, abgewendet werden. Gegenüber Unbekannten, die nicht zur eigenen Gruppe gehörten, war man also erst einmal vorsichtig. Aus diesem Grund löste das Zusammentreffen mit Mitgliedern einer anderen Gruppe höheren Stress und Angst aus. Es kam zu einer abwehrenden Haltung. 

Dennoch ist es unbestritten, dass Menschen seit jeher ihre Zusammenarbeit auch auf andere Gruppen ausweiten. Denn der Kontakt mit „Fremden“ kann sich lohnen: er bringt beispielsweise genetische Vielfalt durch gruppenübergreifende Paarung, Wissensaustausch und Zugang zu neuen Ressourcen mit sich. 

Soziale Vielfalt nutzt auf lange Sicht

Menschen tragen also beide Tendenzen in sich: Zunächst will man die eigene Gruppe schützen, nach einiger Zeit jedoch steigt das Interesse an der anderen Gruppe und es kommt zur Durchmischung. Die Hypothese der Wissenschaftler, dass Menschen nach einiger Zeit ihr abwehrendes Verhalten ablegen und Interesse an ihren „fremden“ Mitmenschen zeigen, sollte mit Studien untermauert werden.

Zu diesem Zweck haben sie Datensätze aus 22 Jahren analysiert (und zwar die öffentlich zugänglichen psychologischen, soziologischen und demographischen Studien der „World Values Survey“, der „European Social Survey“ und des „Latino Barometer“). Diese drei Datensätze umfassten insgesamt über 338.000 Befragungen, die in 100 Ländern weltweit durchgeführt wurden. Dabei ging es in erster Linie um religiöse Vielfalt und wie sich diese auf die individuell wahrgenommene Lebensqualität auswirkt. 

Die Versuchspersonen reagierten erwartungsgemäß zunächst negativ auf Veränderungen der religiösen Vielfalt. Sie sahen ihre Lebensqualität bedroht. Diese kehrte jedoch im Laufe der Zeit auf das ursprüngliche Niveau zurück, als die Probanden begannen, die Vorteile der Vielfalt wahrzunehmen.  

Soziale Aspekte kennen und anwenden

Die Versuche zeigen einmal mehr, dass der Mensch als soziales Wesen sehr viel tiefgründiger ist, als es sich zunächst vermuten lässt. Er kann ablehnend sein, aber auch sozial vermitteln. Und er ist hilfsbereit, um anderen Menschen in der Not zu helfen. Egal ob durch die Erziehung von Kindern, Vermittlung zwischen Personen oder die Hilfe gegenüber schwächeren Menschen. 

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Quelle Beitragsbild: G-Stock Studio/Shutterstock

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Autor

Stefan Ruhl

Bildung gehört zu den wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft. Ohne sie würden wir noch in Höhlen sitzen und Feuer als Magie betrachten. Deshalb schreibe ich unter anderem über die Themen Bildung, Ausbildung und Lehre.