Weltumwelttag: Umweltschutz aus wirtschaftlicher Sicht

0

Der 5. Juni ist der jährlich wiederkehrende „Tag der Umwelt“ – in Deutschland und über 150 weiteren Ländern. Das gewählte Datum markiert den Tag, an dem 1972 in Stockholm die Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt eröffnet wurde. Ein passendes Datum also, um einen Blick auf das Zusammenspiel zwischen Umweltschutz und Wirtschaft zu werfen.

Es war – und ist noch immer – ein langer Weg hin zu einem kooperativen Verhalten zwischen Menschheit und Umwelt. Wir betreiben unablässig Raubbau an der Natur und nehmen viel mehr, als wir zurückgeben. Dass der Erdüberlastungstag weltweit und auch gerade in Deutschland fast jedes Jahr ein paar Tage früher erreicht ist, sollte uns zu denken geben. Wenn es auch lange gedauert hat, bis die Sorge um unsere Erde und die Gefahr des Klimawandels in unseren Köpfen angekommen sind (leider noch nicht bei allen), werden nun verstärkt Maßnahmen ergriffen, die die verheerenden Konsequenzen unseres Umgangs mit der Natur aufhalten sollen. So wurde am 27. Oktober 1994 nach langem Drängen von Wissenschaftler*innen und heftigen parteipolitischen Diskussionen mit dem neugeschaffenen Artikel 20a der Umweltschutz als Staatsziel in der Verfassung verankert: 

„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

Artikel 20a des Grundgesetzes

Stichwort: Green Economy

Ein Umdenken ist also nötig – und zwar nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen: Wir sind gerade dabei, die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens zu zerstören. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. 

Kosten-Nutzen beim Umweltschutz

Laut Bundesumweltamt könnten sich die Folgekosten durch den ⁠Klimawandel⁠ und den Verlust der biologischen Vielfalt im Jahr 2050 auf rund ein Viertel des weltweiten Bruttosozialprodukts belaufen. Ursache dafür sind die stetige Zunahme an Treibhausgasen, Luftschadstoffen, Lärm, Verkehr und Energieverbrauch. Selbstverständlich sind die Investitionen von Unternehmen in den Umweltschutz zunächst einmal mit (teilweise sehr hohen) Kosten verbunden. Betrachtet man aber beide Seiten der Medaille, so ist der Nutzen höher als die Kosten – das heißt, langfristig werden sich die Ausgaben in den Umweltschutz lohnen. 

In erster Linie zeigen sich die Vorteile darin, dass durch sinnvolle Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnamen umweltbedingte Material- oder Gesundheitsschäden sowie andere Umweltkosten verringert werden können. Die Kosten, die sowohl Unternehmen als auch die Allgemeinheit als Folge von Umweltschäden tragen müssten, fallen geringer aus. Ein weiterer Vorteil zeigt sich außerdem beim Punkt Regionalität. Hier können Importe durch heimische Wertschöpfung ersetzen. Der Trend zu einheimischen Produkten mit kurzen Lieferwegen kann also zum Standortvorteil für regionale Hersteller werden. Konsument*innen sind zunehmend bereit, dafür auch höhere Preise in Kauf zu nehmen. Nicht zuletzt schafft Umweltschutz auch Arbeitsplätze: Die Zahl der Umweltschutzbeschäftigten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Im Jahr 2017 arbeiteten knapp 2,8 Millionen Menschen für den Umweltschutz. In den 17 Jahren von 2002 bis 2019 hat sich die Anzahl der Beschäftigten in diesem Sektor sogar verdoppelt. Seit 2012 beträgt der Anteil der Umweltschutzbeschäftigten an der Beschäftigung insgesamt konstant etwa 6,5 %. 

Das Verursacher-Prinzip

Wie bereits oben erwähnt, tragen die Konsequenzen der Umweltverschmutzung oft nicht (nur) diejenigen, die sie ausgelöst haben. Häufig haben andere mit den Schäden zu kämpfen – so sind beispielsweise ärmere Staaten in Südostasien vom steigenden Meeresspiegel als Folge des Klimawandels betroffen, während deren Verursacher in erster Linie reiche Industriestaaten sind. Es ist also an der Zeit für eine Internalisierung der Kosten. Das bedeutet, dass Kosten umweltschädlichen Verhaltens, die normalerweise in Form von Reparatur- oder Gesundheitskosten von der Allgemeinheit getragen werden, dem Verursacher zugerechnet werden. Dies kann durch unterschiedliche politische Instrumente erreicht werden, etwa durch CO2-Kompensation für Unternehmen und Endverbraucher*innen. Nicht ganz zu Unrecht wird dieses System als moderner Ablasshandel kritisiert. Auch deshalb sollten die Verursacher darüber hinaus ausreichend ökonomischen Anreize erhalten, die Umweltbelastung zu senken und ihre ressourcenintensive Wirtschaftsweise zu überdenken. 

Ziel: Einklang von Natur und Umwelt

Aus all diesen Gründen wurde das Leitbild „Green Economy“ entwickelt, das nun vom Umweltbundesamt umgesetzt wird.  Ziel des Projekts „Übergang in eine Green Economy – Notwendige strukturelle Veränderungen und Erfolgsbedingungen für deren tragfähige Umsetzung in Deutschland“ ist es, einen Einklang von Natur und Umwelt zu schaffen. Dazu ist eine umfassende ökologische Modernisierung der gesamten Wirtschaft nötig. Einige Dinge sind auf den Prüfstand zu stellen: unser exorbitanter Ressourcenverbrauch, die Möglichkeiten der Emissionsreduktion, eine umweltbewusste Produktgestaltung sowie die Umstellung von Wertschöpfungsketten. Es geht darum, Umweltinnovationen zu fördern, Wasserwirtschaft und Mobilität nachhaltig zu gestalten, Abfallmanagement und Recycling zu verbessern sowie die Energie- und Materialeffizienz zu steigern. Denn die Umweltprobleme werden nicht weniger, sondern vor dem Hintergrund des Anstiegs der Weltbevölkerung nur noch drastischer. Statt weniger zu werden wird die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nur noch weiterwachsen, weil auch Entwicklungs- und Schwellenländer wirtschaftlich aufholen und dadurch mehr Ressourcen benötigt werden. Aus diesem Grund muss ein Weg gefunden werden, Wirtschaftswachstum und die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen zu entkoppeln. 

Aber auch um die grünen Zukunftsmärkte ist ein Wettbewerb entbrannt. Das Weltmarktvolumen der Leitmärkte der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz wird laut Schätzungen von 4,6 Billionen Euro im Jahr 2020 auf 9,3 Billionen Euro im Jahr 2030 steigen. Deutschland ist aktuell ganz vorne dabei – was auch seiner ambitionierten Umweltpolitik zu verdanken ist. Mit Weltmarktanteilen zwischen 7 und 17 Prozent zählen wir mit zu den weltweit führenden Anbietern auf den genannten Märkten. 

Ende der „Geiz-ist-geil“-Mentalität

Die Notwendigkeit, nachhaltig zu denken, ist auch bei einem Großteil der Bevölkerung angekommen. Unternehmen, die nachhaltig agieren, freuen sich daher nicht nur über sinkende Energiekosten, sondern verzeichnen steigende Imagewerte. Insgesamt kann das zu mehr Marge für die einzelnen Unternehmen führen. Diese sollten sich vor Augen halten, dass Kund*innen vermehrt auf die nachhaltige Herstellungsweise der Produkte achten. Laut einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg spielt nur für rund 17% der Kund*innen die Verantwortung des Unternehmens beim Einkauf überhaupt keine Rolle. Auch im Bereich Employer Branding können nachhaltig handelnde Firmen punkten. Die Mitarbeiterzufriedenheit bei solchen Arbeitgebern ist erwiesenermaßen höher und die Chancen bei der Rekrutierung junger Mitarbeiter*innen ist höher als in Unternehmen, die sich darüber keine Gedanken machen. Die Studie der LB BW hat berechnet, dass die EBIT-Marge bei ökologisch sensiblen Unternehmen um durchschnittlich 3 Prozentpunkte höher liegt als bei den weniger nachhaltig operierenden Wettbewerbern. Auch bei der Geldanlage liegt Nachhaltigkeit im Trend: Mehr als die Hälfte der institutionellen Anleger legen Wert auf soziale und ökologische Aspekte, wenn sie sich für eine Geldanlage entscheiden. Wie Unternehmer*innen auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren, hat die TÜV Sustainability Studie 2022 untersucht. 

Der Weltumwelttag 2023

Der Weltumwelttag 2023 in Deutschland hat das Motto „Natur stärken – Klima schützen.“ Das Jahr 2023 steht bei der ESO Education Group ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und Transformation. Dabei werden Aspekte des Umweltschutzes sowie auch soziale und ökonomische Aspekte betrachtet. Dass es sich dabei nicht nur um bloße Worte handelt, sondern auch Taten folgen, zeigen einige Beispiele von vergangenen Aktionen an unseren Euro Akademie-Standorten.

Bildquelle Beitragsbild: © Ribkhan/shutterstock.com

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.