Ausbildung des Monats: Ergotherapeut

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Ein Ergotherapeut hilft Menschen, mit den Anforderungen in ihrem Alltag zurechtzukommen. Die Einsatzmöglichkeiten und Aufgaben sind dabei extrem vielfältig und bieten zahlreiche Chancen, sich in der Zukunft weiterzuentwickeln.

Das menschliche Gehirn ist hochkomplex und immer noch nicht vollständig erforscht. Daher können leider nicht alle Krankheiten geheilt oder Störungen behoben werden. Stattdessen braucht es in so einem Fall eine Vielzahl von Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten – je nachdem wie schlimm die Ausprägungen sind.

Bei einer Behandlung von Hirnerkrankungen denkt man meist zuerst an Neurologen und Psychologen. Doch um den Patienten ein selbstständiges Leben zu ermöglichen oder wieder dazu zu befähigen, ist noch jemand besonders wichtig: der Ergotherapeut.

Ergotherapie: Mehr als nur üben und behandeln

Die Aufgabe in diesem sozialen Beruf besteht darin, Menschen zu helfen, die mit einfachen lebenspraktischen Dingen wie dem Bettenmachen, Schreiben oder Tischdecken überfordert sind. Anstatt die Betroffenen in eine Pflegeeinrichtung einzuweisen, versucht der Ergotherapeut ihnen das beizubringen, was sie vergessen oder nie gelernt haben. Hat er Erfolg, genießen die Patienten hinterher nicht nur ein erfüllteres Leben, sondern sie und ihre Angehörigen schöpfen zudem wieder mehr Hoffnung für die Zukunft.

Es geht bei der Ausbildung zum Ergotherapeuten daher neben dem Wissen und der Kenntnis von Behandlungsmaßnahmen auch um den sozialen Aspekt. Motivation, Einfühlungsvermögen und Verständnis sind ein wichtiger Teil des späteren Berufsalltags.

Unterschiedliche Patienten – vielfältige Behandlungsmethoden

Gründe für eine Beeinträchtigung, die in der Ergotherapie behandelt wird, können beispielsweise eine angeborene Störung, ein Schlaganfall, eine Gehirnerschütterung oder Demenz sein. Auch Traumata, wie sie viele Flüchtlinge haben, werden therapiert. Daher finden sich Betroffene in jeder Altersgruppe. Im Wartezimmer sitzen sowohl Kinder, deren Motorik oder Sinneswahrnehmung gestört ist, als auch Erwachsene nach einem Unfall oder Senioren mit Alzheimer.

So unterschiedlich die Patienten sind, so vielfältig sind die notwendigen Vorgehensweisen bei der Behandlung. Während bei den einen das Gedächtnis geschult werden muss, ist es bei anderen der gezielte Einsatz der Hände. Die Wahl von bestimmten Spielen, Bewegungen, gestalterischen Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien oder Übungen am Computer ist wichtig, um Fortschritte zu erzielen. Zahlreiche Methoden werden Sie bereits während Ihrer Ausbildung kennenlernen.

Bestandsaufnahme und Beratung

Bevor Sie als Ergotherapeut allerdings mit Ihren Maßnahmen beginnen können, müssen Sie ein intensives Gespräch mit dem Patienten führen. Dabei geht es um die Krankengeschichte, bestehende Probleme und natürlich Beratung. Sie klären den Betroffenen über die Möglichkeiten und Chancen der Ergotherapie auf sowie über den Beitrag, den er selbst leisten sollte. Auf diese Weise planen Sie die anschließende Therapie.

Vom kreativen Gestalten bis zum Üben von Alltagshandlungen

Besteht eine Störung im motorischen Bereich, kann es zu Ihren Aufgaben gehören, dem Patienten das Töpfern oder Korbflechten zu zeigen, um den Einsatz der Hände zu trainieren. Bastelarbeiten sind außerdem geeignet, um die Kreativität zu steigern, was die Selbstwahrnehmung beispielsweise von Suchtkranken steigert. Mit Demenzkranken üben Sie eher Alltägliches wie das Anziehen, Kochen und Zähneputzen, schulen aber auch das Gedächtnis. Konzentrationsübungen wiederum helfen vor allem bei Kindern mit einer Lernschwäche.

Eigene Praxis oder Lehrtätigkeit?

Neben der Arbeit mit den Menschen gehört es auch zu Ihren Pflichten, Diagnosen und Behandlungsmethoden zu dokumentieren. Wollen Sie sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen, übernehmen Sie zudem einzelne administrative Aufgaben und Leitungsfunktionen. Mit etwas Berufserfahrung können Sie sich auch für eine unterrichtende Tätigkeit an einer Schule für Ergotherapie entscheiden.

Vom Krankhaus bis zur Frühförderstelle

Neben der eigenen Praxis gibt es allerdings noch zahlreiche andere Möglichkeiten, Ihren Beruf praktisch auszuüben. Dazu zählen unter anderem Krankenhäuser, Gesundheitszentren, Heime, Sonderschulen oder Frühförderzentren.

Dort behandeln Sie Patienten in den unterschiedlichsten Bereichen. So können Sie in der Neurologie und Psychiatrie eingesetzt werden, um Menschen mit einer Schädigung des Nervensystems oder psychische Krankheiten wie Ängsten zu behandeln.

Auch die Arbeit mit Senioren oder Kindern ist ein mögliches Tätigkeitsfeld in der Geriatrie und Pädiatrie.

Der Ergotherapeut in weiteren Tätigkeitsfeldern

Entscheiden Sie sich für die Arbeitstherapie und Gesundheitsförderung, unterstützen Sie beispielsweise Menschen, die längere Zeit krank waren, dabei, sich wieder in das Unternehmen und den Arbeitsrhythmus hineinzufinden. Zudem zählt die Analyse von Arbeitsbedingungen und Stressauslösern in Unternehmen zu Ihren Aufgaben.

Eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit bietet die Orthopädie, Rheumatologie und Traumatologie, wo ein Ergotherapeut Menschen behandelt, die einzelne Körperteile nicht bewegen können oder amputiert wurden. Hier geht es darum, ihre Umgebung an ihre körperlichen Ansprüche anzupassen sowie Bewegungsabläufe anders einzuüben.

Liegen Ihnen vor allem Tätigkeiten im Management, ist das Feld der Organisation und Verwaltung für Sie geeignet. Dabei werden mit Ärzten die Therapiepläne von Patienten besprochen und geeignete Hilfsmittel organisiert.

Eine fundierte Ausbildung als gute Grundlage

An der Euro Akademie können Sie die Ausbildung zum Ergotherapeuten an den Standorten Halle-Saale und Pößneck absolvieren. Sie sollten dazu über die Mittlere Reife verfügen oder nach Ihrem Hauptschulabschloss eine Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren abgeschlossen haben.

Über eine Dauer von drei Jahren lernen Sie im theoretischen und fachpraktischen Teil der Ausbildung die vielschichtigen Inhalte, die Sie für Ihre erfolgreiche berufliche Zukunft benötigen. In einem zusätzlichen praktischen Teil wenden Sie Ihr Wissen das erste Mal an. Dieser wird größtenteils in Krankenhäusern abgeleistet, aber auch andere Einrichtungen des Gesundheitswesens sind geeignet.

Gute Zukunftsperspektiven

Genügt Ihnen das Dasein des ausgebildeten Ergotherapeuten nicht? Sie können sich selbstverständlich weiterbilden und beispielsweise ein Studium der Ergotherapie oder Medizinpädagogik anschließen. Mit einem entsprechenden Studienabschluss können Sie sogar in die Forschung gehen und beispielsweise neue Therapiemethoden und -konzepte entwickeln.

Beim Kooperationspartner der Euro Akademie, dem New College Durham in England, ist es für Absolventen aus dem Fachbereich Gesundheit und Pflege außerdem möglich, ein einjähriges Aufbaustudium zum Bachelor of Science (Honours) Health & Well-being anzuschließen. Einer steilen Karriere und spannenden Zukunft steht mit der Ausbildung zum Ergotherapeuten also nichts im Weg.

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Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.