Ausbildung des Monats: Übersetzer und Dolmetscher

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Es ist einer der ältesten Berufe der Welt. Sobald zwei Personen aufeinandertreffen, die eine unterschiedliche Sprache verwenden, ist ein Vermittler zwischen den beiden nötig. Das war bei den Höhlenmenschen schon so und besteht bis heute fort – wenn auch in etwas anderer Form als professioneller Übersetzer und Dolmetscher.

Der frühe Ursprung verdeutlicht, wie wichtig diese Tätigkeit schon immer war. Sie überträgt nicht nur einfach Text in eine andere Sprache, sondern gewährleistet auch das Verständnis zwischen zwei Parteien. Nur dadurch ist es möglich, zusammenzuarbeiten, Probleme und Konflikte zu lösen sowie gemeinsame Projekte zu planen und durchzuführen. Ohne diesen Beruf wäre die Struktur der vernetzten modernen Gesellschaft, wie wir sie kennen, nicht möglich.

Das ist auch der Grund, weshalb Übersetzer und Dolmetscher immer gefragter werden. Durch die Globalisierung streben mittlerweile selbst kleine Unternehmen danach, weltweit produzieren und agieren zu können, denn teilweise bleiben sie nur auf diese Weise konkurrenzfähig. Dadurch wächst der Bedarf an Sprachjongleuren jährlich um fünf bis zehn Prozent.

Ein attraktives Berufsfeld

Wie spannend und abwechslungsreich der Arbeitsalltag eines Übersetzers ist, wird erst auf den zweiten Blick richtig klar. Da er in einem Unternehmen für die korrekte Verständigung zwischen den Geschäftspartnern zuständig ist, wird er auch als einer der ersten über anstehende Änderungen, neue Projekte oder Kooperationen informiert. Ganz vorne mit dabei bearbeitet er wichtige Briefe und Dokumente oder nimmt an entscheidenden Meetings teil. In welche Richtung die Firma in Zukunft geht, ist für ihn kein Geheimnis.

Zusätzlich profitiert er in den meisten Fällen von einer selbstständigen Arbeitsweise. Ob bei einem Übersetzungsdienst oder direkt im Unternehmen – die Aufträge werden üblicherweise eigenverantwortlich betreut und das Pensum nach eigenem Ermessen zeitlich eingeteilt. Das ermöglicht es, in diesem Beruf äußerst flexibel zu bleiben, solange die vom Kunden oder Chef gewünschten Termine eingehalten werden. Je nach Arbeitgeber kann sogar Homeoffice eingerichtet werden. Viele Übersetzer und Dolmetscher haben außerdem den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, um sich auf das Fachgebiet zu konzentrieren, in dem sie punkten können.

Gebundener ist man natürlich bei Anfragen zu einer simultanen Sprachübertragung, beispielsweise in Meetings, auf Konferenzen, bei Tagungen oder bei Gericht. Diese Termine, die Dauer und auch den Ort legt der Auftraggeber fest. Dennoch können auch hierbei vorherige Absprachen bequem von überall mit dem Telefon oder per E-Mail getroffen werden. Die Vorbereitung findet am Computer statt.

Übersetzer oder Dolmetscher?

Die sehr ähnlichen Berufe werden in einer Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher zusammengefasst. Damit haben die Lernenden Berührungspunkte mit beiden Richtungen und können später eine überlegte Entscheidung für einen Bereich treffen. Es gibt allerdings durchaus Dolmetscher, die zusätzlich als Übersetzer tätig sind, und umgekehrt. Auf diese Weise wird die Arbeit noch abwechslungsreicher.

Wer sich gerne detaillierte Gedanken über die richtige Ausdrucksform macht und solange an einem Text feilt, bis er hundertprozentig zufrieden ist, wird wahrscheinlich als Übersetzer glücklicher. Die Aufträge erreichen ihn in schriftlicher Form und sollen ebenso in eine andere Sprache transformiert werden. Er arbeitet im Büro am Computer, benutzt Print- und Online-Wörterbücher und legt sich selbst Tabellen mit Synonymen, feststehenden Ausdrücken und speziellen Fachbegriffen an, die teilweise nicht einmal in Sprachlexika aufgeführt sind.

Die größere Herausforderung ist vermutlich das Dolmetschen. Beim simultanen Übersetzen müssen die Formulierungen im Kopf griffbereit sein. Eine nachträgliche Korrektur ist nicht möglich. Wer diese Richtung einschlagen will, sollte gut unter Zeitdruck arbeiten und spontan reagieren können. Außerdem ist es von Vorteil, neben der Sprache auch die kulturellen Umgangsformen der Gesprächspartner verinnerlicht zu haben, um sich einen Fauxpas zu ersparen.

Ist das etwas für Sie?

Egal für welchen der beiden Berufe Sie sich möglicherweise entscheiden, sollte ein grundlegendes Sprachverständnis für Sie kein Problem sein. Korrekte Grammatik, Rechtschreibung und Ausdrucksform sind selbstverständlich. Aber auch ein gewisses Maß an Empathie sollten Sie mitbringen, um Ihr Gegenüber einschätzen und sich auf es einstellen zu können. Zusätzlich steigt die Qualität Ihrer Arbeit, wenn Sie eine hohe Konzentration besitzen und selbst in Stresssituationen die Ruhe bewahren. Wenn es darum geht, ein Gespräch am Laufen zu halten oder die richtige Entsprechung für einen Begriff zu finden, ist außerdem eine gute Allgemeinbildung erforderlich.

Der Weg zum Ziel

Die Ausbildung zum Dolmetscher und Übersetzer dauert drei Jahre, kann aber bei vorheriger Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten auf ein Jahr verkürzt werden. Für die Erstausbildung wird das Abitur oder Fachabitur vorausgesetzt.

Während der Berufsausbildung wird neben den Fremdsprachen auch die Muttersprache unterrichtet. Ein reibungsloses Deutsch ist die Voraussetzung für eine gute Übersetzung. Schließlich wird sowohl schriftlich als auch mündlich in beide Richtungen übersetzt, das heißt auch von der Fremdsprache ins Deutsche. Dabei ist es wichtig, sich vor allem bei feststehenden Ausdrücken vom Originaltext lösen zu können, um die richtige deutsche Entsprechung zu finden.

Die Auszubildenden lernen mindestens zwei Fremdsprachen. Im Unterricht wird ein besonderer Fokus auf das Vokabular aus dem Geschäftsbereich gelegt. Zusätzlich wählen die Schüler sich Fachgebiete aus, auf die sie sich spezialisieren, zum Beispiel Naturwissenschaften, Medizin, Recht oder Wirtschaft. Dieser Punkt ist entscheidend, um sich von der größten Konkurrenz abzuheben: den Übersetzungstechnologien. Teilweise sind die Begriffe aus einem Bereich extrem spezifisch und entwickeln sich so schnell, dass sie nicht in Wörterbüchern vorkommen. Gegen einen Übersetzer und Dolmetscher, der stets über die aktuellen Entwicklungen informiert ist, kommt die handelsübliche Technik nicht an.

 

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Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.