Behinderungen sind nicht einer bestimmten Personengruppe mit körperlichen oder geistigen Handicaps zuzuordnen. In dem folgenden persönlichen Essay über mehr Barrierefreiheit im Bildungssystem fordert Caroline Schneider, Auszubildende zur Erzieherin an der Euro Akademie Berlin dazu auf, sich aktiv mit den Hemmnissen im Bildungssystem auseinanderzusetzen. Ihr Motto: Kreativität statt Kritik! Im Rahmen meiner berufsbegleitenden Erzieherausbildung ist mir mit zunehmendem Prozess klar geworden, wie Paradox das System ist, in dem wir arbeiten und lernen. Durch das Unterrichtsthema „Behinderungendiskurs“ und die Frage, was uns in unserem Alltag eigentlich behindert, kam ich zu dem Gedanken, das Thema zu nutzen um einen Prozess zu thematisieren, den ich bei mir und im Klassenverbund beobachte. Die Frage, was uns behindert im Alltag, hat aus meiner Perspektive das Ziel, die Wahrnehmung auf dieses Thema zu verändern und Behinderung nicht als stigmatisierendes Dogma in Kombination mit einer bestimmten Personengruppe zu sehen, sondern vielmehr als natürliches Element mit dem jeder und jede zu tun hat, mehr oder weniger. Ich möchte hier in dem kleinen Gedankenexperiment also von einer Behinderung sprechen, die ich persönlich im Bildungssystem sehe. Dabei gehe ich nicht auf den Gesamtkontext zu diesem Thema ein, sondern möchte mich auf die persönliche Wahrnehmung meiner schulischen Ausbildung konzentrieren, mit dem Ziel, meine Behinderung sichtbar zu machen und im besten Fall annehmen zu können, indem sie integriert wird.
Bildungsauftrag ohne Vorbilder
Das Paradox, von dem ich einleitend gesprochen habe, liegt für mich darin, dass wir alle ausgebildet werden sollen zu Erzieher*innen mit Bildungsauftrag, selbst aber oft keine vorbildliche Bildung vermittelt bekommen, an der wir lernen können.
Das System an den Menschen anpassen – nicht den Menschen ans System
Die Kunst liegt darin, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und Behinderungen, die einige aufgrund unseres Bildungssystems verspüren, zu integrieren und das System anzupassen, anstatt davon auszugehen, dass ein Lehrsystem auf alle passen würde.Mangel und Frustration als Chance für den Lernprozess
Durch das aktuelle Unterrichtsthema kam ich nun zu einem Perspektivwechsel. Was ist, wenn ich diese Behinderung als Chance wahrnehme? Selbst aktiv werde und eine Unterrichtsgestaltung, wie auch von der Schule vorgeschlagen, mit mehr Barrierefreiheit für unsere Bedürfnisse verfolge?
Den Mangel und meine Frustration kann ich als Chance für einen vielleicht umso besseren Lernprozess sehen, als wenn mir ausschließlich Unterricht vom Feinsten geliefert wird. Die Kritik zu nutzen, um selbst aktiv zu werden. Versuchen den Unterricht so zu gestalten und sich so einbringen, dass man Behinderungen besser annehmen kann und nicht darüber in den Widerstand ohne Effekt geht.